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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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unserer Eltern gelegen hätte, die sich aber überhaupt nicht darum kümmerten. Lydia wurde dadurch zu meiner wichtigsten Bezugsperson und meine Anhänglichkeit und Loyalität ihr gegenüber grenzenlos. Daher belastete es mein Gewissen nicht sonderlich, wenn ich für Lydia log. Außerdem war ich der Meinung, dass Lydia durchaus ein Recht auf Kontakt mit ihrem Vater hatte, und der Meinung bin ich immer noch. Hätte sie es sich als Kind nicht einfach hinter dem Rücken der Eltern genommen – später wäre es zu spät gewesen. Denn Gernot Schwarz erlag mit nur 45 Jahren einem Herzinfarkt. Lydia konnte weder offen um ihn trauern, noch durfte sie zu seiner Beerdigung gehen. Sie tat mir so leid, dass ich ihr sogar verzieh, dass sie mir kurz darauf Thomas wegnahm. Falls das überhaupt der richtige Ausdruck dafür ist. Denn weggenommen werden kann einem nur, was man besitzt. Doch Thomas war wohl von Anfang an mehr an Lydia interessiert, die mich in jeder Hinsicht überstrahlte.

Lydia:
    Mein Anwalt hatte mich darauf vorbereitet, dass schon bald Anklage gegen mich erhoben werden könnte. Ich empfand das aufgrund der dürftigen Beweislage als geradezu skandalös. Eine einzige Zeugin begründete den Verdacht gegen mich, und ich wusste um die Unwahrheit ihrer Behauptung.
    Immer wieder hatte mein Anwalt Dr. Hoffmann mein fehlendes Alibi thematisiert, immer wieder hatte er mich nach jenen kritischen anderthalb Stunden am Tattag befragt. „Frau Tanner, ich will Ihnen gewiss nicht zu nahe treten, doch ihre Angaben dürften auf das Gericht fragwürdig wirken. Sie waren für 17 Uhr mit ihrer Schwester verabredet, die extra deshalb aus Bödersbach angereist war. Als sie sich verspätet, verlassen sie gegen 17:20 Uhr das Haus, nur um anderthalb Stunden spazieren zu gehen. Warum haben Sie nicht auf ihre Schwester gewartet? Das klingt alles nicht logisch“, merkte er stirnrunzelnd an.
    Ich sah ihm fest in die Augen: „Handeln Sie immer logisch wenn Sie wütend sind? Meine Schwester hatte mir diese Verabredung gegen meinen Willen aufgedrängt. Sie hat mich am Telefon regelrecht überrumpelt. Ulrike wollte Geld für eine Wohnung von mir, sehr viel Geld, das nun aber einmal mir gehörte. Ich habe meiner Schwester immer geholfen, diesmal ging es jedoch wirklich nicht. Nach meiner Trennung von Dr. Tanner benötigte ich das Geld selbst. Ganz ausführlich habe ich ihr das erklärt, bin deswegen extra nach Bödersbach gefahren. Ulrike war völlig uneinsichtig, regelrecht vernagelt, sie sah nur sich und ihre Wünsche. Nur einen Tag später kündigte sie mir dann ihren Besuch an, um die fruchtlose Diskussion noch einmal von vorn beginnen zu können. Darin sah ich nun aber überhaupt keinen Sinn. Deshalb habe ich ja versucht, sie anzurufen und den Termin abzusagen, doch sie hatte einfach ihr Handy abgeschaltet. Das machte mich natürlich noch ärgerlicher, aber ich habe sie zunächst erwartet. Als sie dann nach einer halben Stunde Verspätung allerdings immer noch nicht auftauchte und es vor allem nicht für nötig hielt, mich durch einen Anruf zu informieren, da ist mir der Kragen geplatzt. Ich bin einfach losgelaufen und habe gehofft, sie wird unverrichteter Dinge wieder heimfahren. Das erschien mir besser als der Streit, zu dem es anderenfalls zweifellos zwischen uns gekommen wäre.“
    Dr. Hoffmann schaute immer noch skeptisch. Bereits mehrmals hatte ich ihm die Gegend beschrieben und die Straßen benannt, durch die ich an jenem Abend gelaufen war, was natürlich zu nichts geführt hatte. Niemand hatte mich in der Dunkelheit gesehen, niemand konnte sich an mich erinnern. Das wunderte mich überhaupt nicht, hatte ich doch großen Wert darauf gelegt, nicht bemerkt zu werden. Denn anders als von mir immer wieder beteuert, hatte ich an jenem Abend durchaus ein Ziel gehabt, ein Ziel, das ich nicht preisgeben durfte. Tagelang hatte ich darüber nachgegrübelt, ob ich meine Angaben nicht wenigstens teilweise der Wahrheit annähern könnte, doch endeten meine Überlegungen jedes Mal mit der Feststellung, dass ich mich damit nur noch verdächtiger machen würde. Und so blieb ich bei meiner Version, so unbefriedigend sie Dr. Hoffmann und leider auch mir selbst erschien.
    Alles hatte seinen Anfang genommen, als ich an jenem Tag gegen 10 Uhr einen an mich adressierten Umschlag ohne Absender aus dem Briefkasten fischte, dessen Inhalt mich in Panik versetzte. In meiner Not tat ich etwas höchst Außergewöhnliches: Ich rief Max an. Seit sieben Jahren

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