Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)
Ashley abgeschlossen, damit er nicht vor lauter Ungeduld einfach hereinkommen konnte. Sie brannte darauf, ihm die Neuigkeit anzuvertrauen. Aber sie wollte ihn nicht an sich binden. Er sollte sich nicht moralisch verpflichtet fühlen, sie zu heiraten, wenn er es nicht wirklich wollte.
Und was ist, wenn er stirbt?
Vielleicht übte das Wissen von dem Baby eine heilsame Wirkung auf ihn aus und ermutigte ihn, an eine Genesung zu glauben und härter daran zu arbeiten. Doch vielleicht überforderte es ihn gerade in dieser schwierigen Phase.
Er rüttelte an der Klinke. „Ashley? Wie sieht es aus?“
„Alles in Ordnung.“
„Bist du nun schwanger oder nicht?“
„Das Ergebnis ist nicht eindeutig“, behauptete sie betont fröhlich.
„Ich habe den Beipackzettel gelesen. Entweder kommt ein Plus oder ein Minus“, erwiderte er sehr ernst. „Also, was ist es?“
Sie schloss einen Moment lang die Augen und betete im Stillen um Weisheit, Stärke und Mut. Sie war keine gute Lügnerin und musste befürchten, dass Jack sie durchschaute, wenn sie ihn zu hintergehen versuchte. Außerdem hielt sie eine Täuschung für falsch, selbst wenn eine gute Absicht dahinterstecken mochte. Er hatte ein Recht zu erfahren, dass er Vater wurde. „Es ist … ein Plus.“
„Mach die Tür auf!“
Hörte sie Freude oder Verärgerung in seiner Stimme? Zögernd drehte sie den Schlüssel im Schloss.
Jack stürmte herein, nahm ihr den Test aus der Hand und starrte auf das kleine Sichtfenster, ohne zu verraten, was in ihm vorging. Seine Schultern wirkten angespannt, sein Atem kam schnell und flach.
Schließlich flüsterte er: „Mein Gott, wir haben ein Baby gemacht.“
„Stimmt“, murmelte Ashley mit bewegter Stimme.
Er hob den Blick. In seinen Augen lag ein Anflug von Freude, aber auch Besorgnis. „Warum wolltest du es mir nicht sagen? Ich würde dieses Pluszeichen als sehr eindeutig bezeichnen.“
„Ich wusste nicht, wie du reagieren würdest.“
„Wie konntest du daran zweifeln? Das ist das Beste, was mir je passiert ist – abgesehen von dir.“
Sie sagte nichts, denn sie war sprachlos vor Überraschung und aufwallender Hoffnung.
„Du willst dieses Baby doch, oder?“, fragte er besorgt.
„Natürlich. Ich war bloß nicht sicher, ob du es willst.“
Jack blickte wieder auf den Test, schüttelte den Kopf und lachte. „Den bewahren wir auf. Du kannst ihn in das Babybuch kleben oder so.“
„Aber der ist doch unhygienisch“, protestierte sie. Dann wunderte sie sich, dass sie über derart triviale Dinge sprachen, während so viele wichtige Fragen unbeantwortet waren.
„Das sind volle Windeln auch. Hygiene ist gut und schön, doch ein Kind braucht Keime in seiner Umgebung, damit es die nötigen Antikörper bilden kann.“
Unvermittelt verkündete sie: „Du musst mich nicht heiraten, wenn du nicht willst.“ Im nächsten Augenblick hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen.
„Doch, natürlich! Nenn mich altmodisch, aber ich bin der Meinung, dass ein Kind Vater und Mutter haben sollte.“
„Natürlich was? Dass du mich heiraten musst? Oder dass du es willst ?“, hakte Ashley unsicher nach.
„Ich will“, erklärte er mit rauer Stimme. „Ich bin mir nur nicht sicher, ob du den Rest meines Lebens mit mir verbringen willst. Womöglich wirst du in sechs Monaten Witwe – oder sogar noch früher. Eine schwangere Witwe.“
„Nicht, wenn du ums Überleben kämpfst.“
Ein entrückter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Offensichtlich hatte er ein düsteres Szenario vor Augen, das nur er sehen konnte. „Geld ist genügend vorhanden. Wenigstens habe ich mit meiner Tätigkeit gut verdient. Es wird dir und unserem Baby an nichts mangeln.“
„Geld interessiert mich nicht“, sagte sie nachdrücklich und auch ein bisschen verärgert. „Mir liegt an dir, unserem Baby und unserem gemeinsamen Leben. Unserem langen gemeinsamen Leben. Ich liebe dich. Hast du das vergessen?“
Behutsam legte Jack den Test auf das Waschbecken und zog Ashley in den Wohnbereich der kleinen Suite. „Ich kann dir in einem Badezimmer keinen Heiratsantrag machen.“
Sie lachte und weinte gleichzeitig.
Er kniete vor ihr nieder und drückte fest ihre Hand. „Ich liebe dich, Ashley O’Ballivan. Willst du mich heiraten?“
„Ja.“
Er stieß einen überschwänglichen Schrei aus, stand auf, schloss sie in die Arme und raubte ihr den Atem mit einem stürmischen Kuss.
Die Tür zum Flur sprang auf, und Dr. William McKenzie murmelte verlegen:
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