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Schiffbruch und Glücksfall

Schiffbruch und Glücksfall

Titel: Schiffbruch und Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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berichtete.
    »Mit dem Sofa in den Keller gefallen, die Nacht neben einem Toten verbracht und kein anständiges Frühstück bekommen –
pauvre p’tit!
«
    Simon nickte.
    »Du wirst ihr ein anständiges Frühstück servieren, Marie-Claude. Ich muss zurück auf die Baustelle.« Und zu Kelda sagte er: »Man sieht sich.«
    »Vielleicht.«
    Als Yves neben ihm im Auto saß, meinte er: »Komischer Zufall, oder?«
    »Xavier würde wieder irgendeine geheimnisvolle Bestimmung dahinter wittern. Aber Kelda hat Französisch studiert, und wenn sie mit jemandem aus dieser Surferbande zusammen ist, liegt es doch nahe, dass sie hier aufkreuzt.«
    »Magst du sie nicht? Sie ist doch ein hübsches Mädchen.«
    Simon zuckte mit der Schulter.
    Hübsch war sie vor zehn Jahren schon. Kühl und unnahbar auch.
    Das eine wie das andere hatte sich wohl nicht geändert.

Obdach im Blauen Meer
    Die beiden Männer hatten sich verabschiedet, und Kelda wurde sogleich das Frühstück in der geräumigen Küche serviert – duftende Croissants, Paulettes selbstgemachte Aprikosenmarmelade, Baguette, ein reifer Brie, gesalzene Butter, Erdbeeren, Butterkekse, Milchkaffee in ganzen Strömen.
    Sie fand, die Sünde hatte sie sich verdient, und langte hungrig zu.
    »Unter dem Dach ist ein kleines Gästezimmer, Kelda. Wenn du magst, kannst du einziehen. Ich würde mich freuen, dich hier zu haben«, sagte Marie-Claude, die sich mit einer weiteren Tasse Kaffee zu ihr an den Tisch setzte.
    Unterstützt wurde diese freundliche Einladung durch eine schlanke, rote Katze mit weißen Pfötchen, die sich geschmeidig um Keldas Beine wickelte und schnurrte.
    »Soquette, du bettelst!«, mahnte Marie-Claude sie und zog sie sanft am Schwanz.
    »Mirr!«, antwortete die Katze und schaute Kelda mit einem seelenvollen Blick aus ihren grünen Augen an. Wie von einer fremden Macht gelenkt reichte sie ihr ein Stückchen Käse.
    »Puh, sie kriegt jeden rum«, grummelte Marie-Claude. »Sie müsste fett wie ein Walross sein, bei den Mengen, die sie futtert.«
    »Vielleicht hat sie Würmer?«
    »Hat sie nicht!«, kam es empört. »Sie mag zwar mal eine Streunerkatze gewesen sein, aber als sie hier letztes Jahr eingezogen ist, habe ich sie gleich zum Veterinär gebracht.Aber ich glaube, sie hat lange Hunger gelitten, was, Soquette?« Sie streichelte die Hübsche, die daraufhin ihren Kopf an Marie-Claudes Beinen rieb.
    »Macht es dir wirklich nichts aus, wenn ich ein paar Tage bleibe?«, fragte Kelda.
    »Ich habe dich schon mehr als ein Dutzendmal eingeladen. Also, hoch mit dir, damit du dich oben einrichten kannst. Ein kleines Bad ist auch da.«
    »Sehr klein«, stellte Kelda fest, als sie die Schranktür öffnete, hinter der sich eine Toilette, ein winziges Waschbecken und eine Bodenwanne befanden, letztere nur unwesentlich breiter als der Duschkopf darüber.
    »Du bist ja schlank«, kommentierte Marie-Claude.
    »Noch zweimal so ein Frühstück wie heute, und ich passe da nicht mehr rein.«
    Das Zimmerchen war hübsch, ein bisschen kitschig mit seiner Blümchenrüschenpastell-Dekoration, aber der Boden wirkte beruhigend solide. Sie packte aus, nahm eine Dusche und ergötzte sich an den köstlichen Gerüchen, die von der Küche unten hochschwebten.
    Eine Woche vielleicht. Ja, eine Woche könnte sie bleiben. Und so wie sie bemerken würde, dass sie ihrer Gastgeberin auf den Geist ging, würde sie abreisen.
    Auf jeden Fall sollte sie die Gelegenheit nutzen, sich noch mal mit Simon zu treffen.
    Wie das Schicksal so spielte – der Nachbarsjunge aus Jugendtagen war inzwischen ein Architekt. Und beinahe hätte sie ihn nicht erkannt. Denn als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, trug er mit Recht den Spitznamen Spargeltarzan.
    Von Spargel war keine Spur mehr, und die Bleistifte, die er laut Yves stemmte, mussten gut fünfzig Kilo wiegen.
    Interessant, was so aus den Leuten wurde.
     
    Es ergab sich ganz von selbst, dass Kelda mithalf, den mittäglichen Ansturm zu bewältigen. Die ersten Touristen – jene, die nicht an die Schulferien ihrer Kinder gebunden waren, ließen sich die kreativen Crêpes und köstlichen Kleingerichte schmecken, die Marie-Claude und ihre Mutter Paulette in der Küche zubereiteten. Eine junge Frau aus Brignogan half servieren, Kelda sammelte Geschirr ein und bestückte die Spülmaschine. Eine bretonische Crêperie bot nicht nur die üblichen süßen Variationen der hauchdünnen Pfannkuchen an, sondern die Spezialität waren die Galettes, die aus dem
blé noir
,

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