Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Vorwort

    Im Herbst 1965 kam Herr Toshio Yamada, der damals Herausgeber der religiösen Kolumne in der Asahi -Zeitung war, nach Antaiji, um meinen Lehrer Kodo Sawaki Roshi zu besuchen. Kurz vor seinem Abschied sagte er zu mir: „Sawaki Roshi trifft seine Zuhörer mit seiner direkten Art tief. Könnten sie nicht einige Artikel darüber verfassen, wie Sie seine Lehre verstehen?“ Ich dachte, das sei eine gute Idee und ein Teil meiner eigenen Übung. Zuerst las ich Sawakis Aussprüche, die ich in meinen Notizbüchern als „Dharma-Worte“ aufgezeichnet hatte. Dann begann ich, sie zu kommentieren. Ich nannte das Werk Yadonashi Kodo Hokkusan („Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo“).
       In jenem Herbst wurde Sawaki Roshi sehr krank und ich konnte mit dem Projekt nicht fortfahren. Nach seinem Tod im November jenes Jahres wurden die Artikel, die ich fertiggestellt hatte, als sein Vermächtnis in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von vierzehn Monaten veröffentlicht. Die Artikel zu schreiben vertiefte meine Wertschätzung von Sawaki Roshis Leben und Übung, tröstete und ermutigte mich. Allein und aufgewühlt wegen meines Lehrers Tod, war ich Herrn Yamada äußerst dankbar, der mir die Chance gab, Sawaki Roshis Lehre zu kommentieren.
       Die Artikel wurden in zwei Büchlein mit dem Titel Mamizu Shinsho zusammengefasst und von Hakujusha Co. Ltd. veröffentlicht. In der Folge bat mich Herr Nakayama von Hakujusha, weitere Artikel zu schreiben, die als eines der Hakujushinsho veröffentlicht werden sollten.

    Sawaki Roshi war wie ein alter Zen-Meister: furchtlos und unkonventionell. Ich dagegen bin so feige, dass ich zögere, den Menschen zu sagen, ein Schüler Sawaki Roshis gewesen zu sein. Dennoch übte ich mit ihm und diente ihm als sein engster Schüler länger als irgendein anderer. Als er dem Tode nahe war, fragte ich ihn: „Denkst du, ich werde die Menschen nach deinem Tod anleiten können?“ Er antwortete: „In unserer Tradition ist Zazen der Mittelpunkt. Solange du mit Zazen fortfährst, kannst du Menschen anleiten.“ Er gab mir den Mut, den ich brauchte, und zeigte mir den Weg, den ich einschlagen sollte. Ich empfing dies als seine letzte Lehre. Seitdem habe ich mein Leben Zazen gewidmet und Antaiji als einen Platz gepflegt, an dem die Übung des Zazen den Mittelpunkt darstellt.
       Es mag hilfreich sein, Sawaki Roshi anderen Menschen vorzustellen, so dass sie mit seiner Lehre vertraut werden. In dieser Welt gibt es mehr furchtsame Menschen wie mich als mutige wie ihn. In tiefer Dankbarkeit biete ich dieses Buch zum siebten Todestag meines Meisters an.

    Seiner letzten Stunden gedenkend
    an diesem Tag im frühen Herbst
    sieben Jahre nach seinem Tod.

    Kosho Uchiyama

Vorwort zur Neuauflage

    Im Dezember dieses Jahres werden wir den 17. Todestag Sawaki Roshis begehen. Nach seinem Tod blieb ich zehn Jahre lang als Abt im Antaiji. Aufgrund des Einflusses Sawaki Roshis erblühte die Zazen-Übung im Antaiji, und das Kloster wurde nach Tajima (Präfektur Hyogo) verlegt. Dafür bin ich sehr dankbar.
       Yadonashi Kodo Hokkusan wurde zuerst in zwei Büchlein veröffentlicht. Später ergänzte ich fünfzehn weitere Abschnitte und veröffentlichte dieses Werk als eine der Hakujushinsho . Dieser Tage sind zahllose Taschenbücher von großen Verlagen erhältlich, und Buchläden akzeptieren keine kleinen Auflagen von kleineren Publizisten mehr. Der Verleger bat mich deshalb um mehr Material, damit dieses Werk als eine einzige, größere Ausgabe herausgegeben werden konnte.
       Im letzten Herbst sandte mir ein Mitglied des Jinno-in Wakokai das Manuskript einer Rede, die ich dort gehalten hatte, um meine Erlaubnis für eine Veröffentlichung derselben zu erhalten. Als ich das Manuskript las, kam mir die Idee, es Yadonashi Kodo Hokkusan hinzuzufügen, und ich bat den Abt des Jinno-in um Erlaubnis, den Text „Über Kodo Sawaki Roshis Zazen“ als Teil dieses Buches benutzen zu dürfen. Ich bin glücklich, dass es nun als überarbeitete, erweiterte Ausgabe veröffentlicht wird und ich es zum 17. Todestag Sawaki Roshis darbieten kann.

    Früher Sommer 1981
    Kosho Uchiyama

Kurzbiografie von Kodo Sawaki Roshi

    1880 Kodo Sawaki Roshi wird am 16. Juni in Tsu-shi, Präfektur Mie, als Sohn von Sotaro und Shige Tada geboren. Sie nennen ihn Saikichi; er ist eines von sieben Kindern (von denen drei jung sterben). Sein Vater Sotaro arbeitet als Hersteller von Rikscha-Teilen.

    1884 Sawakis Mutter