Schillernd
blicke, die mir bis hierhin gefolgt ist. Marion fühlt sich sofort dazu verpflichtet, mich aus meiner misslichen Lage zu befreien.
„Céleste, Sie hier? Das ist ja eine Überraschung …“
„Sparen Sie sich die Mühe, Marion, ich weiß, dass Sie alles gesehen haben. Amandine, hast du mir nichts zu sagen?“
„Nein, das geht mich nichts an.“
„Ich kann mich also auf deine Diskretion verlassen? Auch Gabriel gegenüber? Ich will ihn nicht enttäuschen …“
„Ich werde ihm nichts sagen, das ist nicht meine Aufgabe. Aber warum wäre er enttäuscht? Er liebt dich und ich bin mir sicher, dass er dich so akzeptieren würde, wie du bist, und deine Entscheidungen respektiert.“
„Erstens ist das keine Entscheidung, Amandine. Ich habe es mir nicht ausgesucht, Frauen zu lieben. Und ich habe es mir auch nicht ausgesucht, in einer Familie aufzuwachsen, in der nur der Schein zählt und Andersartigkeit nicht toleriert wird. Meine Mutter hat mich stets darum gebeten, meine Sexualität geheim zu halten, und genau aus diesem Grund mache ich das.“
„Und Barthélemy?“
„Ich bin nicht in ihn verliebt, aber das hindert mich nicht daran, ihn zu lieben. Ich war damit einverstanden, mich mit ihm zu verloben, und dafür habe ich meine Gründe.“
„Deine Gründe? Meinst du damit Prudence? Es ist also eine arrangierte Ehe?“
„Ja. Ich weiß, dass er mich glücklich machen wird, und ich werde dafür sorgen, dass meine außerehelichen Abenteuer geheim bleiben. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“
„Ich glaube kein Wort von dem, was du sagst. Und du offensichtlich auch nicht. Er wird es eines Tages erfahren und das wird ihm das Herz brechen.“
„Wir alle leben risikoreich, Amandine. Vor allem du. Lieben bedeutet, eine Wette einzugehen und ein gewisses Risiko auf sich zu nehmen. Du hast Glück und kannst deine Liebe im großen Stil ausleben, ohne Wenn und Aber. Du bist frei! Nutze es aus, solange du kannst …“
Ich will ihr unfreundlich antworten, aber ihr kalter und autoritärer Blick hindert mich daran. Sie legt ihren Zeigefinger auf ihre Lippen, um mir zu verstehen zu geben, dass uns dieses Geheimnis vereint und sie von mir erwartet, dass ich es mit ins Grab nehme. Schließlich macht sie auf dem Absatz kehrt und verschwindet genauso schnell wieder, wie sie gekommen ist.
Diese Frau ist wie ein Tornado …
Ich habe Marion gerade zu ihrem Hotel zurückgebracht, als ich eine SMS von meinem infernalischen Geliebten erhalte.
[Wir müssen reden. Ich warte auf dich.]
Ich liebe dich auch …
Gestresst von meinem bevorstehenden Jobwechsel auf der einen Seite und von Céleste auf der anderen Seite, habe ich überhaupt keine Lust, die Launen meines Milliardärs zu ertragen, der wahrscheinlich aufgrund eines miesen Deals oder irgendeiner anderen Unannehmlichkeit schlecht gelaunt ist. Sein launischer Charakter geht mir von Zeit zu Zeit auf die Nerven, vor allem dann, wenn ich meine eigenen existenziellen Probleme lösen muss. Als ich die Villa Diamonds und schließlich unsere royale Suite betrete, habe ich das Gefühl, dass mir gleich der Kragen platzt.
Lasset das Spiel beginnen, Monsieur Griesgram …
Gabriel, der in seiner dunklen Jeans und seinem weißen, makellos reinen Hemd schön wie ein Gott ist, sitzt in einem runden Schwingstuhl am anderen Ende des Zimmers. Sein iPad liegt auf seinem Knie und er blickt mich zornig und argwöhnisch an. Mit einer empörten Geste hält er mir das iPad hin und bedeutet mir, es zu nehmen. Ich folge seiner Anweisung und entdecke voller Entsetzen, dass meine letzte E-Mail, die ich mit Hortense Lemercier ausgetauscht habe, auf dem Bildschirm aufleuchtet. Das Gefühl der Überraschung verschwindet und macht einer unendlichen Wut Platz.
„Kennst du eigentlich die Bedeutung des Wortes „Privatsphäre“, Gabriel? Du hast gerade meine E-Mails gelesen, oder träume ich?“
„Nein, du träumst nicht. Und gerade du brauchst mir jetzt keine Moralpredigt halten. Kennst du die Bedeutung des Wortes ‚Loyalität‘? Oder vielmehr die des Wortes ‚Treue‘?“
„Entschuldige? Du wirfst mir vor, dass … ich dich betrüge?“
„Ich weiß nicht, sag du es mir.“
Seine Worte sind messerscharf und der Unterton in seiner donnernden Stimme ist drohend.
„Ich habe dir gar nichts mehr zu sagen.“
„Du schuldest mir eine Erklärung, junge Dame. Du hast einen Job in der Firma des größten Playboys von Paris angenommen und erwartest jetzt von mir, dass ich dir nicht böse
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