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Schimmer (German Edition)

Schimmer (German Edition)

Titel: Schimmer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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gütigen Nicken. »Sie können sie mit hineinnehmen.«  
    Momma führte uns über den Flur zu einer halboffenen Tür, vorbei an einem Elektriker auf einer Leiter, der vor sich hin fluchte, während er eine lange Neonleuchte an der Decke auswechselte. Mit der Hand am Türgriff blieb Momma stehen und schaute uns allen in die Augen, als wollte sie uns an Land ziehen, uns mit ihrem Blick einfangen.  
    »Momma?«, sagte Fish und ein leichter Windhauch wehte ihm die Haare aus den Augen. »Poppa ist noch nicht aufgewacht?«  
    »Noch nicht, Fish«, sagte Momma. »Noch nicht.« Dann wechselte sie einen bekümmerten wissenden Blick mit Opa, atmete tief durch und sprach langsam weiter, jedes Wort sorgsam wägend: »Die Ärzte sagen – also, sie sagen, dass das vielleicht auch nicht passieren wird.« Dann fügte sie schnell hinzu: »Aber wir werden weiterhin hoffen und beten, denn das ist das Einzige, was wir tun können.«  
    Ich hatte das Gefühl, als würde sich die Erde gleich auftun und mich verschlucken, und ich fragte mich, ob Opa die Erde beben ließ oder ob es nur meine Beine waren, die so wackelten.  
    Momma schaute schnell zu Fish, aus Erfahrung machte sie sich auf einen Sturm gefasst. Doch abgesehen von einem Regenguss, der ein Stück hinter der Schwesternstation an die Fenster prasselte, riss Fish sich zusammen. Vielleicht hatte der betäubende Schock von Mommas Worten Fishs Schimmer gedämpft oder auch Samsons Hand in seiner – vielleicht lag es auch an Fishs brandneuer Lasierkraft; jedenfalls war nicht der leiseste Windhauch zu spüren, als wir vor Poppas Zimmer standen.  
    Dann schaute Momma Rocket an.  
    »Alles okay«, versicherte er ihr. »Diesmal kann ich mit rein. Bitte, Momma, ja? Wenn ich draußen bleiben muss, wird es bestimmt schlimmer.«  
    Momma schaute zweifelnd von dem Mann auf der Leiter zu ein paar Glasscherben, die beim letzten Fegen des harten Fliesenbodens vergessen worden waren. Doch dann gab sie Rockets flehendem Blick nach; ich wusste, dass sie jetzt endlich die ganze Familie vereint haben wollte.  
    Schließlich schaute sie zu mir. »Gibt es irgendetwas, das ich wissen muss, Mibs, bevor wir reingehen?«  
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts«, flüsterte ich. »Es gibt nichts.« Wie sehr hatte ich auf diesen Moment gehofft, hatte gehofft, dass ich die Kraft finden könnte, Poppa aufzuwecken, damit er mit uns nach Kansaska-Nebransas kommen konnte. Doch auf meinen Schimmer hatte ich ebenso wenig Einfluss wie auf meine Augenfarbe oder die Größe meiner Füße. Genau wie alle anderen konnte ich jetzt nichts, rein gar nichts für Poppa tun.  
    Mit einem letzten Blick zu ihrer außergewöhnlichen Familie machte Momma die Tür zu Poppas Zimmer ganz auf, und wir gingen leise einer nach dem anderen hinein und sahen Poppa, der da lag und überhaupt nicht so aussah wie Dornröschen.

36. Kapitel
     
    Im ersten Moment sah Poppa noch nicht mal aus wie Poppa. Er hatte einen Verband rund um den kahlen Kopf gewickelt. Er hatte Drähte und Schläuche und Apparate, die ihm bei allem halfen, und sein Gesicht war bleich und eingefallen. Wir fassten einander bei den Händen und traten näher an Poppas Bett heran. Er hatte einen Schlauch in einem Arm und eine Blutdruckmanschette an dem anderen. Am ganzen Körper war er an Drähte und Sensoren angeschlossen und sein Zeigefinger sah aus, als ob eine dicke fette Wäscheklammer daran klemmte. Poppas Arme schauten unter der Decke hervor; seine Handflächen zeigten wie hilfesuchend nach oben.  
    Ich kam mir vor, als hätte ich das Atmen verlernt. Der normale, einfache Akt, die Lungen zu füllen und wieder zu leeren, war auf einmal das Schwerste, was ich je getan hatte. Ich hatte Angst zu schlucken, denn ich wusste, dass ich damit die Tränenflut auslösen würde, die hinter meinen Augen brannte.  
    Opa Bomba kämpfte mit dem Deckel des Einmachglases in seinen alten Händen, seine knotigen Finger bekamen ihn nicht richtig in den Griff, als er das Glas öffnen wollte. Sanft nahm Rocket es ihm aus den Händen und klopfte ein- oder zweimal vorsichtig mit dem Deckel an den Nachttisch. Dann schraubte er den Deckel eine halbe Drehung auf, und Mommas und Poppas endloses Liebeslied strömte laut ins Zimmer. Momma nahm Rocket das Glas ab und schraubte den Deckel eine Vierteldrehung zu, um die Musik etwas leiser zu stellen, damit die Schwestern nicht hereinkamen und uns zur Ruhe ermahnten. Doch ihre Hände zitterten dabei.  
    Ich strich mit den

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