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Schimmer (German Edition)

Schimmer (German Edition)

Titel: Schimmer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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vergeblich meine Finger von Poppas Bett zu lösen, während sich ein Arzt durch die Menge schob, um Poppas Herz zu untersuchen.  
    »Mibs?«   
    »Ja! Poppa! Ich bin da!« Ich drückte Poppas Hand. Er hörte mich. Poppa wusste, dass ich da war.  
    »Mibs?«   
    »Ich höre dich, Poppa. Ich bin’s, Mibs. Dein kleines …«  
    Ich hielt inne, bevor ich kleines Mädchen sagen konnte. Ich fühlte mich nicht mehr wie ein kleines Mädchen. Ich war keins mehr.  
    »Poppa, ich bin’s, Mibs. Ich bin da.«  
    Poppas Finger zuckten und seine Augen gingen flatternd auf, der Arzt lächelte und Momma schrie auf. Rocket verschluckte sich an seinen Tränen und Fish juchzte und jubelte. Ich spürte Samsons Hand in meiner, und ich wusste – so sicher wie nur was –, dass alles – alles  – wieder gut werden würde.  

37. Kapitel
     
    Poppa brauchte sehr, sehr lange, bis er kräftig genug war, um wieder zu uns nach Kansaska-Nebransas zu kommen. Und selbst dann wurde es nie wieder ganz so wie vor dem Unfall. Wenn so etwas passiert, ob es nun ein Unfall ist oder ein Schimmer oder ein allererster Kuss, dann nimmt das Leben eine Wendung, die sich nicht zurückdrehen lässt. Dann kann man nur weitergehen und daran denken, was man gelernt hat.  
    Der Tag, an dem ich vierzehn wurde, war heiter und sonnig, ein Tag, an dem nichts Besonderes oder Wichtiges anstand, außer dass ich älter wurde. Der Frühling hielt wieder Einzug und Momma stand in der Küche und backte meine Torte. Es war die Torte, die ich vor genau einem Jahr unbedingt hatte haben wollen, die mit dem rosa und gelben Zuckerguss und den vollkommenen Zuckerrosen, die Torte, die mir jetzt nicht mehr ganz so wichtig vorkam, im Vergleich zu anderen Dingen.  
    Poppa und ich saßen draußen auf der Veranda, und zwar auf unserer eigenen Verandaschaukel – die hatte Poppa im letzten Herbst gebaut und Rocket, Fish, Samson und ich hatten geholfen, das heißt, eigentlich hatten wir Kinder das meiste gemacht, weil Poppas Kopf noch immer nicht richtig funktionierte. Aber auf eine eigene Verandaschaukel wollte keiner von uns verzichten, und deshalb machten wir es gern.  
    Unsere Schaukel war weder die größte der Welt wie die in Hebron, noch war sie die schönste. Nicht einmal annähernd. Doch als ich da mit Poppa saß und nur nachdachte und lauschte, während wir den vorüberziehenden Wolken zuschauten, wusste ich, dass unsere Schaukel die beste war. Es war eine echte Verandaschaukel mit einer echten Veranda dabei und einem ganzen Haus voller Liebe, die sie stützte.  
    Opa Bomba schlief in einem großen Korbsessel auf der anderen Seite der Veranda und träumte von den Zeiten, als er noch die Kraft hatte, Berge zu versetzen, und Fish saß auf der Treppe und hörte Gypsy zu, die Selbstgespräche führte, während sie im Garten Löwenzahn pflückte, mit nackten Füßen und auf links gedrehten Kleidern. Fish behielt unsere kleine Schwester genau im Blick und brüllte sie jedes Mal an, wenn sie eine Löwenzahnblume in den Mund nehmen wollte.  
    »Lass das, Gypsy«, sagte Fish, als sie eine gelbe Blüte herausfordernd an ihren Mund hielt. »Wenn du das noch einmal machst, schicke ich dich rein.«  
    »Sag Fish, er soll uns mal anschubsen …«, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Als ich auf Poppas Arm schaute, schlug die Meerjungfrau mit dem Schwanz. Ich schaute Poppa ins Gesicht und er rieb sich mit den Fingerknöcheln über das Kinn und lächelte. An dem Tag erkannte er mich. Das war gut.  
    Nachdem Poppa aus dem Salina Hope Hospital entlassen wurde, erinnerte er sich nicht immer daran, welchen Wochentag wir gerade hatten oder ob er Blaubeeren in seinen Pfannkuchen mochte oder nicht. Er wusste nicht mehr, ob wir in Nebraska oder in Kansas lebten, und begriff nicht, dass wir in beiden Staaten lebten und wie es dazu gekommen war. An den richtig schlechten Tagen fiel ihm noch nicht mal das richtige Wort für Zeitung oder Kaffee oder Marmelade oder Entschuldigung ein.  
    Aber an den guten Tagen, den besten Tagen – wie an jenem Frühlingstag auf der Verandaschaukel, als der Kuchenduft aus dem Fenster zu uns strömte –, da war Poppa einfach nur Poppa, ohne Haare auf dem Kopf, die die Unfallnarben hätten verdecken können, aber so lieb und gut wie immer.  
    »Hey, Fish«, rief ich. »Schubs uns mal an.«  
    Fish wandte seine Aufmerksamkeit von Gypsy und ihrem Löwenzahn ab. Er verzog einen Augenblick das Gesicht, dann stieß er eine Windbö aus,

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