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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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verglichen dieses Gewicht mit dem geschätzten Gewicht Schiwas. »Der Meteor, durch den der Vredevoort-Ring in Südafrika entstanden ist«, fuhr Canfield fort, »war viel größer. Man kann sagen, ungefähr so groß wie Schiwa. Sein Volumen ist auf 1,7 Kubikkilometer geschätzt worden. Er hat sämtliche Sedimentschichten hochgerissen und auf Dutzende von Kilometern im Umkreis das nackte Magma freigelegt.« Mit vorgeneigtem Kopf spähte er ins Auditorium. »Tatsächlich ist dieser Krater so groß, daß wir ihn erst entdeckt haben, als wir weit genug draußen im Raum waren. Er ist annähernd so groß wie die Mondkrater.« Canfield zuckte die Achseln. »Dann füllte sich das Loch mit Tiefenmagma auf. Das ist natürlich lange her, und…«
    »Entschuldigen Sie, Doktor.« Wieder trat Chuck Bradshaw zu ihm. »Doktor Donnelly, haben Sie hierzu einen Kommentar?«
    Ein rundlicher, rothaariger Mann stand auf. »Ja, schon – aber es ist nur eine Theorie und hat mit unserem Problem wenig zu tun.«
    »Aber es könnte uns zu einer besseren Perspektive verhelfen«, sagte Chuck.
    »Na schön… der Vredevoort-Impakt mag der Anlaß dazu gewesen sein, daß sich der Mensch über die ganze Erde verbreitet hat. Wir wissen es selbstverständlich nicht, aber es wäre für primitive Menschen nur natürlich, wenn sie hinwegstreben von diesem…«
    »Wie Sie ganz richtig sagten, Doktor«, unterbrach ihn Canfield ungeduldig, »mit Schiwa hat das nichts zu tun.« Mißbilligend starrte er Donnelly an, bis der kleine dicke Gelehrte wieder Platz nahm.
    »Hm. Ja. Es gibt eine beträchtliche Anzahl von Hinweisen auf weitere Einschläge. Die Hudson-Bay zum Beispiel, die Japan-See, Coswell Lake in Kanada… der Doppeleinschlag von Clearwater mit Kratern von 32 Kilometern Durchmesser und Manicouagan mit 60 Kilometern.«
    Der Gelehrte hielt inne und starrte unter seinen buschigen Brauen hervor ins Publikum. »Wir sprechen hier, meine Damen und Herren, von der totalen Umwandlung einer Million Tonnen Materie in Energie, will sagen von einer Explosion von hunderttausend Millionen Tonnen TNT.«
    Er wartete, bis das Gemurmel im Saal verstummt war, dann fuhr er fort: »Wenn auch nur ein Prozent der Energie eines solchen Meteors in Wärme umgesetzt wird, dann würde sich die Temperatur überall um etwa zweihundert Grad Celsius erhöhen.«
    Die Zuhörer reagierten nicht so stark, wie Canfield erwartet hatte. Er lächelte sie an. Es war ein kaltes, fast wölfisches Lächeln. »Zuviel für Sie, um es auf einmal zu verdauen?« Er nickte und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist natürlich nur ein Näherungswert, denn durch die sich ausdehnende Atmosphäre würde sich die Temperatur noch erhöhen. Und meine Schätzung von einem Prozent ist, das kann ich Ihnen versichern, durchaus konservativ.« Er hob seinen knochigen Finger. »Es wird jedenfalls angenommen, daß beim Vredevoort-Krater eine Energie freigesetzt wurde, die mehr als einer Million Megatonnen TNT entspricht.«
    Lisa mußte blinzeln. Die Zahlen wurden astronomisch. Sie spürte das Verlangen, das Ganze von sich wegzuschieben, es zu ignorieren; doch sie zwang sich mit grimmigem Ernst zur Konzentration.
    »Meteoriten von tausend Tonnen und darüber werden von der Atmosphäre so gut wie gar nicht gebremst«, fuhr Dr. Canfield fort. »Sie treffen fast mit ihrer ursprünglichen Geschwindigkeit auf. Diese reicht von zwanzig bis siebzig Kilometer pro Sekunde, jedoch sind auch schon einige von hundertfünfzig Sekundenkilometern nachgewiesen.«
    Lisa starrte auf das Podium; doch vor ihrem geistigen Auge sah sie den riesigen Asteroiden in die Erdatmosphäre eintreten, mitsamt der Druckwelle, die ihm voranging. Bei sechzig bis zweihundert Mach würde der Knall beim Durchbrechen der Schallmauer einfach ungeheuerlich sein. Doch sofort wurde ihr klar, daß dieser Knall im Hinblick auf den Reflex des Einschlages auf der Erdoberfläche unbedeutend sein würde. Der Impakt würde ein Viertel der totalen Energie in unmittelbare Wärme verwandeln. Mit halbem Ohr hörte sie Canfield von dem sibirischen Meteor des Jahres 1908 berichten, einem relativ kleinen, der im Umkreis von über fünfzig Kilometern die Bäume der Taiga plattgewalzt hatte.
    Doch der Impakt Schiwas würde verheerend sein. Ein Feuerball, der grob gerechnet einer 250.000-Megatonnen- Fusionsbombe entsprach, würde einen Durchmesser von dreihundert Kilometern erreichen. Er würde größer sein als die Gesamttiefe von Atmosphäre und Stratosphäre

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