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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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Heranbringen der Bombe. »Am aussichtsreichsten dürfte ein Ablenkungsversuch in den letzten zehn bis fünfzehn Tagen sein. Je eher er getroffen wird, um so weiter wird er abgelenkt.«
    »Lineare Zeitrelation«, murmelte jemand nicht weit von Lisa.
    Sie blickte hin und sah eine hübsche jüngere Frau mit einem kleinen Pflaster auf der Wange und dunklem Haar.
    »Es gibt ein optimales Verhältnis zwischen Aufschlagdistanz und Stärke des Sprengkopfes«, sprach Kinney weiter. »Dem Minimum von vierhundert Megatonnen entspricht eine Ablenkung etwa am siebenten Tage vor dem Aufschlag. Diese Möglichkeit ist in erster Linie begrenzt durch die Reichweite der erdgebundenen Lenkungs- und Kommunikationsmittel, die bis… hm… nur etwa vierzehn Tage weit reichen.« Er winkte dem Mann am Projektor. Ein weiteres Dia erschien, auf dem ein einziger Anflugweg dargestellt war.
    »Der eigentliche Zielpunkt ist nicht Schiwa als Ganzes, sondern seine Kante.« Er hob die massigen Schultern. »Glücklicherweise resultiert aus einem zehnprozentigen Zielfehler nur eine zehnprozentige Verringerung der Transversalkomponente des Aufschlagdrucks. Und ebenso glücklicherweise kommt es hauptsächlich auf den optischen Sensor am Sprengkopf an, denn Radar könnte durch die Trümmer im Schwarm beeinträchtigt werden.«
    Er räusperte sich, und Lisa fand plötzlich, daß er sehr müde aussah. »Schiwa wird bei der Annäherung wie ein Halbmond aussehen… ach, nächstes Dia – das war natürlich eine künstlerische Darstellung.« Wiederum erschien das Asteroidenfeld als schwarze Fläche mit einer helleren, unregelmäßigen Kante. »Der Sprengkopf wird von der ›Nacht‹-Seite anfliegen; daher wird die Kante beleuchtet sein, und diese Kante ist das eigentliche Ziel.« Er stockte einen Augenblick und schloß sodann: »Das ist alles, was ich im Moment zu sagen habe.«
    Chuck Bradshaw sprang auf und bat Kinney mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. »Danke sehr, Doktor Kinney. Ich bitte um das Dia mit der Interception.«
    Auf der Leinwand erschien eine weitere graphische Darstellung der Bahnenschneidung von Schiwa und Erde; die Fluglinien der Schiffe Alpha und Omega waren durch punktierte Linien markiert. »Wie Sie sehen – je früher wir die Schiffe starten, desto mehr Zeit haben sie zur Verfügung, um die Sprengköpfe ins Ziel zu bringen. Wir haben uns entschlossen, die Alpha-Gruppe vier Wochen vor der Überschneidung starten zu lassen. Die feste Zielerfassung geschieht zunächst durch optische Ortung. Der Einsatz des Zündungsradars erfolgt erst in den letzten sechs Stunden.«
    »Hm… Chuck…«
    »Ja?« Bradshaw spähte in das dämmerige Auditorium. »Ja, bitte, Jim?«
    Dr. Jim Donally stand auf, kratzte sich am Oberarm und blickte zu Chuck hinauf. »Würden Sie mir das noch einmal erklären, mein Lieber? Wie wirksam ist diese verdammte Riesenbombe – wie weit kann sie Ihren fliegenden Berg wegschieben?«
    Der knubblige rothaarige Mann setzte sich wieder, kreuzte die Arme und wartete.
    »Licht, bitte«, sagte Chuck; und als der Zuschauerraum hell war, begann er: »Also schön, Jim, noch mal. Schiwa mit Sprengköpfen anzuzielen, wird durch den Umstand kompliziert, daß er zur Zeit der Kollision… das heißt, zur Zeit der Kollision mit der Erde… daß er uns also aus der Sonne heraus entgegenkommt und somit schwer zu erkennen ist. Die erdnahen Teleskope werden ihn nur bei Sonnenaufgang oder -Untergang sehen. Von der Erde aus wird er mit bloßem Auge erst in den letzten zehn Tagen zu sehen sein. Er wird tief am Himmel stehen, über der grade untergehenden Sonne schwebend, ein verschwommenes düsteres Auge. In den letzten zwanzig Tagen wird er nur etwa zehn Grad über dem Horizont bei Sonnenuntergang stehen. In den letzten zehn Tagen jedoch wird er bei Sonnenuntergang zehn bis fünfzehn Grad über dem Horizont hängen.«
    »Das hat er ja gar nicht gefragt«, sagte die dunkelhaarige Frau leise zu ihrem Begleiter.
    »Die meisten Teleskope, Bodenteleskope meine ich, erfassen nicht, was so dicht überm Horizont liegt. Sie können einfach nicht auf einen so spitzen Winkel eingestellt werden.
    Deswegen sind wir so stark von den Skylab-Teleskopen abhängig.« Er hob die Schultern. »Trotz dieser Schwierigkeiten muß Schiwa im letzten Monat so genau wie möglich geortet werden, um die Interzeptionszeit, Distanzmessungen und so weiter präzise zu erfassen. Im Endstadium wird Alpha natürlich Zielradar für den Angriff einsetzen. Doch bis dahin

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