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Schiwas feuriger Atem

Schiwas feuriger Atem

Titel: Schiwas feuriger Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford , William Rotsler
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orientieren wir uns zweckmäßigerweise direkt am Orbit, dessen Daten uns der Computer der orbitalen Observatorien liefern. Die werden dann im Thales-Institut in Boston feingerechnet und an Alpha übermittelt.«
    Die dunkelhaarige Frau beugte sich zu ihrem schlechtgekämmten Begleiter und flüsterte: »Aber nur keine Dezimalstelle vergessen!«
    »Aye«, bestätigte Jim Donally, »ich sehe ein, daß die exakte Ortung wichtig ist, aber wie funktioniert das nun im einzelnen weiter?«
    »Doktor Fedinsky, würden Sie uns das bitte erklären«, ersuchte Chuck.
    »Aha, das russische Superhirn«, flüsterte die Dunkelhaarige.
    Lisa richtete sich höher. Sie hatte den berühmten Atomphysiker noch nicht gesehen, aber sie hatte von ihm gehört: von seiner Leibwache, seinem wilden Appetit auf Wodka, Frauen, amerikanische Superhelden-Comics und von seinem allgemein unbestrittenen Genie. Eine so farbige Persönlichkeit mußte man unbedingt mit eigenen Augen gesehen haben.
    In der ersten Reihe erhob sich ein untersetzter Mann mittleren Alters mit dichtem Bart und schwarzer graumelierter Mähne. Lisa hatte ihn vorher nicht bemerkt, weil er zwischen zwei Begleitern vom Rugbyspieler-Typ saß. Flotten Schrittes begab er sich über die Stufen zum Rednerpult. Ein breites Lächeln erleuchtete sein Gesicht. »Ah, ah«, begann er mit sichtlicher Befriedigung. »Meine Freunde. Sie werden verzeihen. Zunge ungelenkig. Mein Englisch – nix gut. Aber Wissenschaft gut, ja?« Er grinste vergnügt und ohne falsche Bescheidenheit. »Nu. Bombe. Ist meine. Ich habe… ich bin Vater? Ja, Vater von Bombe. Nu. Ungefähr achtzig Prozent von totaler Energie bei Kernexplosion – zuerst Strahlung. Nach Detonation Materie von Bombe hat Temperatur von mehrere zehn Millionen Grad. Druck viele Millionen Atmosphären, ja? In Hundertstel von Mikrosekunde…« Er hielt inne, kniff ein Auge zu und dachte kurz nach. »Ja. Korrekt. In Hundertstel von Mikrosekunde Bombe ist bloß noch ganz oder teilweise… hm, wie sagen Sie? Ja – teilweise ungebundene Atome… plus Elektronen. Und größte Teil von Strahlung kommt heraus als… hm… weiche Röntgenstrahlen.«
    Lächelnd blickte er umher, und Lisa bemerkte, wie er sich in seiner weltweiten Berühmtheit sonnte, die so unvermittelt zutage trat. Bisher waren sein Name und Gesicht nur in recht begrenzten, hochspezialisierten Kreisen bekannt gewesen. Er war nicht der einzige Wissenschaftler, der plötzlich – zu seinem Ärger oder zu seinem Vergnügen – Gegenstand weltweiter Aufmerksamkeit geworden war. »Ja. Hm. Energie wird übertragen auf umgebendes Medium – in diesem Fall: der Asteroid… durch die Strahlung… und nun… Materie von Asteroid selber macht Strahlung. Reflexwelle entsteht.« Zur Illustration warf er die offenen Hände hoch, dann faßte er wieder die Pultkante. »Materie von Bombe akzeleriert nach außen und bildet… nu… dünne Schale von hoher Dichte, wir sagen ›hydrodynamische Front‹.« Er hielt inne, kniff wieder ein Auge zu und dachte sekundenlang nach. »Ja. Richtiges Wort. Diese Front wirkt als Auspuffrohr. Wie in Auto. Kompressionswelle wird dabei zu Schockwelle mit steiler Front.«
    Vergnügt sah er sich nach allen Seiten um. Chuck Bradshaw trat zu ihm, legte die Hand übers Mikrophon, flüsterte dem Russen etwas zu. Fedinsky nickte, und Chuck nahm seinen Platz neben Kinney wieder ein.
    »Bei Detonation nahe an Oberfläche«, fuhr der Russe fort, »Kratertiefe ist ungefähr Hälfte von Kraterradius. Dieser Krater bildet Schockwelle, und die reißt Asteroid in nächster Umgebung von Krater kaputt. Für ›kill‹… hm, schönes amerikanisches Wort!« – mit blitzenden Zähnen grinste er das Auditorium an – »für ›kill‹ Krater müßte sein so groß wie Durchmesser von Schiwa. Aber Schiwa ungefähr ein Kilometer Radius, und wenn Schiwa ist fester Stein – was er sein muß –, dann müßte man haben Bombe von zehntausend Megatonnen.« Wie erstaunt über seine eigenen Worte, zog er die Brauen hoch. »Also – das unmöglich.« Er warf einen schnellen Blick auf seine beiden Leibwächter. »Sogar für Sowjetwissenschaft.« Er lächelte sein Publikum beinahe schamhaft an. »Zur Zeit, heißt das. Später – wer weiß?«
    Es gab einiges höfliches Gelächter, und Fedinsky fuhr fort: »Nur eine Bombe – also Hoffnung: Ablenken, nicht kaputtmachen. Große Hilfe ist, daß erhitzte Materie aus Nähe von Explosion wirkt, hm, gewissermaßen als Raketenrückstoß.« Wieder das kurze

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