Schlagfertigkeit
haut“, ist nicht schlagfertig, sondern unverschämt.
Sie müssen die Situation richtig einschätzen
Eine schlagfertige Antwort ist immer situationsabhängig. Was heute im Kreise Ihrer Kollegen prächtig ankommt, kann morgen in Gegenwart Ihres Vorgesetzten eisige Stille hervorrufen. Und umgekehrt. Über diesen Effekt schweigen sich die meisten Schlagfertigkeitsbücher jedoch aus. Und das ist kein Zufall. Denn solche Situationen können individuell höchst verschieden sein. Ob Ihr Chef bei der kleinsten Bemerkung an die Decke geht oder sich ausschüttet vor Lachen, darüber kann Ihnen auch das gründlichste Schlagfertigkeitsbuch nichts mitteilen, das bringen Sie besser selbst in Erfahrung – nach Möglichkeit, bevor Sie Ihrem Vorgesetzten gegenüber eine scherzhafte Bemerkung riskieren. Es gibt aber noch einen zweiten Grund, die Situationsanalyse nicht allzu sehr ausufern zu lassen. Denn wenn Sie sich zu viele Gedanken machen, sind Sie blockiert und finden gewiss keine schlagfertige Antwort. Die Wahrheit ist: Sie dürfen sich überhaupt keine Gedanken machen, wenn Sie in der Situation stecken. Sie sollten bereits vorher wissen, was geht und was Sie besser nicht riskieren. Wie Sie ein Gespür dafür entwickeln können, das erfahren Sie in diesem Buch.
Tipp
Wer in jeder Situation die gleichen Standardsprüche anbringt, mag viele andere Qualitäten haben, eines ist er gewiss nicht: schlagfertig.
Wann soll man überhaupt schlagfertig sein?
Schlagfertigkeit braucht einen Anlass. Typischerweise handelt es sich um eine unangenehme Situation, mit der Sie nicht gerechnet haben und die Ihnen eine Reaktion abverlangt. Sie werden angegriffen, man macht sich über Sie lustig oder missachtet Ihre Interessen. Testen Sie doch einmal anhand folgender Beispiele Ihre Reaktion:
Sie sitzen in der Kantine und haben sich gerade einen Kaffee geholt. Da kommt ein Arbeitskollege vorbei und bemerkt: „Na, machen Sie wieder zwei Stunden Kaffeepäuschen?“
Ihre Reaktion?
Sie wollen heute frühzeitig nach Hause. Kurz vor Dienstschluss kommt Ihr Vorgesetzter mit einem Stapel Papier zu Ihnen und erklärt: „Da müssen Sie heute noch drüberschauen.“
Ihre Reaktion?
Sie sitzen in einem Meeting. Als Sie gerade reden und die anderen Ihnen interessiert zuhören, sagt Ihr Nachbar laut: „Wann haben Sie sich denn das letzte Mal die Ohren sauber gemacht?“ Die anderen lachen.
Ihre Reaktion?
Die neue Sekretärin hat für Sie einen Geschäftsbrief geschrieben, der voller Fehler steckt. Als Sie sie darauf aufmerksam machen, bemerkt sie leichthin: „Seien Sie mal nicht so pingelig. Seit der neuen Rechtschreibung weiß doch ohnehin keiner mehr, wie es richtig geschrieben wird.“
Ihre Reaktion?
Sie halten eine Präsentation. Ein humorvoller Kollege hat Ihnen eine Folie untergeschmuggelt, auf der eine boshafte Karikatur Ihres Vorgesetzten zu sehen ist. Als Sie die Folie auflegen, ernten Sie schallendes Gelächter.
Ihre Reaktion?
Sie sprechen mit einem Kollegen. Ihnen unterläuft ein kleines Missgeschick. Ihr Kollege raunzt Sie an: „Sind Sie eigentlich blöd?“
Ihre Reaktion?
Sie sind Mitglied einer etwas antriebsschwachen Projektgruppe. Sie machen Vorschläge und versuchen die anderen ein wenig zur Mitarbeit anzuregen. Ein Kollege wirft Ihnen einen missbilligenden Blick zu und meint verächtlich: „Sind Sie hier der Chef? Oder was?“
Ihre Reaktion?
Haben Sie Mühe, sich etwas einfallen zu lassen? Oder finden Sie Ihre Reaktion nicht vollkommen überzeugend? Fühlen Sie sich eigentlich nur unbehaglich? Das ist keineswegs ungewöhnlich, sondern die typische Ausgangslage. Übrigens auch für Leute, die sonst durchaus schlagfertig sind. Wir brauchen Schlagfertigkeit gerade dort, wo es uns üblicherweise die Sprache verschlägt. Schlagfertigkeit hilft uns, aus solchen Situationen herauszukommen.
Vorsicht, Verletzungsgefahr!
Schlagfertigkeit funktioniert ein wenig wie ein Fechtkampf und tatsächlich stammt der Begriff auch von dort: Er bezeichnet die Fertigkeit (zurück) zu schlagen, möglichst elegant mit spitzem Florett und natürlich extrem schnell. Wir müssen einen Treffer landen, bevor wir selbst getroffen werden.
Allerdings ist es nicht der Schlagfertige, der angreift. Vielmehr setzt er sich geschickt und geistesgegenwärtig zur Wehr. Er pariert einen Angriff. Das französische Wort „riposte“ hat genau diese zwei Bedeutungen. Es bezeichnet den Gegenschlag beim Fechtkampf und die schlagfertige Antwort.
So gesehen ist
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