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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Erbittert fixierte sie Min. Kein Wunder, daß sie so nervös gewirkt hatte. Und jetzt war sie sogar noch nervöser – sie, die immer so gefeit gegen jegliche Belastungen schien, die immer den Eindruck von Überlegenheit vermittelt hatte, als könne sie jedes Problem lö-
    sen, zitterte nun.
    «Als ich dich in Venedig traf, hast du mir selber erzählt, irgend etwas in dir könnte trotz allem nicht glauben, daß Ted im-stande sein sollte, Leila etwas anzutun. Mir ist es egal, wie es sich ansieht. Ich kenne ihn länger als du – um Jahre länger …
    Du machst einen Fehler. Vergiß nicht, ich war an dem Abend ebenfalls im Elaine. Ich sage dir, Leila hatte den Verstand verloren. Anders läßt sich das nicht ausdrücken. Und du wußtest es!
    Komm mir nicht damit, daß du am nächsten Tag deine Uhr gestellt hast. Du warst außer dir ihretwegen. Bist du so unfehlbar, daß du sie nicht vielleicht doch falsch gestellt hast? Hattest du während des Telefongesprächs mit Leila kurz vor ihrem Tod fortwährend die Uhr im Auge? Betrachte Ted in den nächsten paar Tagen als Mensch, nicht als Ungeheuer. Denk daran, wie gut er zu Leila war.»
    In Mins Gesicht spiegelte sich heftige Erregung. Ihre leise, eindringliche Stimme verfehlte ihre Wirkung nicht. Sie packte Elizabeth beim Arm. «Du bist einer der aufrichtigsten Menschen, die ich kenne. Schon als kleines Mädchen hast du immer die Wahrheit gesagt. Kannst du dich wirklich der Tatsache ver-schließen, daß Ted durch deinen Irrtum den Rest seines Lebens im Gefängnis schmachten wird?»
    Melodischer Glockenklang hallte durch den Raum. Es war Zeit für das Dinner. Elizabeth packte Mins Handgelenk und zwang sie, sie loszulassen. Absurderweise fiel ihr dabei ein, wie Ted sich wenige Minuten zuvor von Cheryl befreit hatte.
    «Min, nächste Woche beginnt eine Jury darüber zu befinden, wer die Wahrheit sagt. Du denkst, du kannst alles dirigieren, aber diesmal liegt es außerhalb deiner Einflußsphäre … Laß mir ein Taxi rufen.»
    «Du darfst nicht wegfahren, Elizabeth!»
    «Wieso nicht? Hast du eine Nummer, unter der ich Sammy erreichen kann?»
    «Nein.»
    «Wann genau wird sie zurückerwartet?»
    «Morgen abend nach dem Dinner.» Flehentlich ergriff Min ih-re Hände. «Ich bitte dich, Elizabeth.»
    Elizabeth hörte, wie sich hinter ihr die Tür öffnete. Sie fuhr herum. Helmut stand auf der Schwelle. Mit beiden Händen um-faßte er ihre Arme – liebevoll, aber bestimmt. «Hör zu, Elizabeth», begann er leise. «Ich habe versucht, Min zu warnen. Sie hatte die verrückte Idee, wenn du Ted siehst, würdest du an die glücklichen Zeiten denken, würdest dich daran erinnern, wie sehr er Leila geliebt hat. Ich habe sie beschworen, davon abzu-lassen. Ted ist genauso empört und durcheinander wie du.»
    «Kein Wunder. Würdest du mich bitte loslassen?»
    Helmuts Stimme wurde besänftigend, bittend. «Nächste Woche ist Labor Day, Elizabeth. Auf der Halbinsel wimmelt’s von Touristen. Junge Leute vom College wollen sich hier zu Hun-derten noch einmal austoben, bevor die Schule wieder anfängt.
    Du kannst die halbe Nacht herumfahren, ohne ein freies Zimmer zu finden. Bleib hier. Mach’s dir bequem. Sprich morgen abend mit Sammy und geh dann weg, wenn du unbedingt mußt.»
    Es stimmt, dachte Elizabeth. Carmel und Monterey waren Ende August ein Mekka für Touristen.
    «Elizabeth, bitte.» Min weinte. «Ich war eine Idiotin. Ich dachte, ich glaubte, wenn du Ted einfach triffst … nicht vor Gericht, sondern hier … Entschuldige.»
    Elizabeth spürte, wie ihr Zorn verrauchte und lähmender Leere wich, Min blieb eben Min. Unvermittelt fiel ihr eine Episode aus längst vergangenen Zeiten ein. Damals hatte Min die zö-

gernde Leila zu Probeaufnahmen für den Werbespot einer Kosmetikfirma geschickt und war schließlich explodiert: «Jetzt hör mir mal zu, Leila, du brauchst mir nicht zu sagen, daß sie dich nicht extra aufgefordert haben. Geh gefälligst hin. Laß dich ja nicht abwimmeln. Du bist genau der Typ, den sie suchen. Das ist deine große Chance.»
    Leila bekam den Job, und die Kosmetikfirma beschäftigte sie in den folgenden drei Jahren als Modell für ihre sämtlichen Werbespots. Elizabeth zuckte die Achseln. «In welchem Speisesaal sitzt Ted?»

    «Im Zypressensaal», entgegnete Helmut hoffnungsvoll.
    «Syd? Cheryl?»
    «Auch da.»
    «Wo wollt ihr mich plazieren?»
    «Ebenfalls bei uns. Aber die Gräfin läßt dich herzlich grüßen und bittet dich an ihren Tisch im

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