Schlangen im Paradies
Schnaps nicht rantrauen.»
Sie warf ihm den Schlüssel zu und ließ sich auf der gestreiften Satincouch nieder. Er schenkte zwei Wodka auf Eis ein, reichte ihr das eine Glas und setzte sich ihr gegenüber, nahm einen Schluck und beobachtete sie. Sie sah ihn direkt an. «Nun, was hältst du von diesem Abend?»
«Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst.»
Ein verächtlicher Blick und dann: «Natürlich weißt du’s.
Wenn Ted die Maske fallenläßt, macht er einen verstörten Eindruck, wie von Furien gejagt. Daß Craig krank vor Sorge ist, sieht ein Blinder. Min und der Baron erinnern mich an zwei Akrobaten auf einem schwankenden Hochseil. Der Anwalt hat Elizabeth keine Sekunde aus den Augen gelassen, und sie hat unentwegt unseren Tisch fixiert. Ich hab schon immer den Verdacht gehabt, daß sie in Ted verknallt ist. Und der verdrehten Lotteriegewinnerin dreh ich glatt den Hals um, falls Min mich morgen wieder neben sie setzt!»
«Du wirst den Teufel tun! Jetzt hör mal gut zu, Cheryl. Vielleicht kriegst du die Rolle. Phantastisch. Aber da ist immer noch das Risiko mit den Einschaltquoten. Damit steht und fällt jede Serie. Zugegeben, ein geringes Risiko, trotzdem läßt es sich nicht ableugnen. Und wenn das passiert, brauchst du eine Film-rolle. Die sind zwar reichlich gesät, aber Filme erfordern finan-zielle Unterstützung. Die Lady hat jede Menge Kies zum Investieren. Die mußt du dir warmhalten.»
Cheryls Augen verengten sich zu Schlitzen. «Man könnte Ted überreden, für mich einen Film zu finanzieren. Da bin ich sicher.
Er findet es unfair, daß ich letztes Jahr den Reinfall mit dem Stück ausbaden mußte. Das hat er mir selber gesagt.»
«Schreib dir das hinter die Ohren: Craig ist wesentlich vorsichtiger als Ted. Wenn Ted ins Kittchen wandert, wird Craig der Macher. Und noch was. Du spinnst, wenn du dir einbildest, Elizabeth wär in Ted verknallt. Wenn das stimmt, warum zum Teufel legt sie ihm dann die Schlinge um den Hals? Sie braucht doch nichts weiter zu sagen, als daß sie sich mit der Zeit geirrt hat und wie wunderbar Ted zu Leila gewesen ist. Absatz. Fall erledigt.»
Cheryl trank aus und hielt ihm mit einer gebieterischen Geste das leere Glas hin. Schweigend erhob sich Syd, goß nach und schenkte sich selbst einen ordentlichen Schluck Wodka ein.
«Um so was zu merken, sind Männer zu dämlich», belehrte ihn Cheryl, als er das Glas vor sich hinstellte. «Du erinnerst dich doch an Elizabeth als Kind. Höflich, aber auf direkte Fragen hast du auch eine direkte Antwort bekommen. Und Ausreden hat sie nie gebraucht. Sie kann einfach nicht lügen. Nicht für sich selbst und leider ebensowenig für Ted. Aber bevor das Ganze über die Bühne gegangen ist, wird sie jedes Steinchen umdrehen und nach einem einwandfreien Beweis dafür suchen, was wirklich an dem Abend passiert ist. Das kann sie sehr ge-fährlich machen.
Und noch was, Syd. Hast du gehört, wie diese überkandidelte Alvirah Meehan über den Bericht in einer Filmzeitschrift gesprochen hat, daß Leila LaSalles Apartment das reinste Motel gewesen sein soll? Daß Leila an ihre sämtlichen Freunde Schlüssel verteilt hat, falls sie mal dort übernachten wollten?»
Cheryl erhob sich von der Couch, ging hinüber zu Syd, setzte sich neben ihn und legte ihm die Hände auf die Knie. «Du hattest doch einen Schlüssel zu dem Apartment, nicht wahr, Syd?»
«Du auch.»
«Ich weiß. Leila hat sich einen Spaß daraus gemacht, mich zu begönnern, weil ich mir ja kein Zimmer dort leisten konnte, ge-schweige denn ein Apartment. Aber der Barmixer im Jockey Club kann bezeugen, daß ich bei einem Drink rumhockte, als sie starb. Der Mann, mit dem ich zum Dinner verabredet war, hatte sich verspätet. Und dieser Mann warst du, mein lieber Syd.
Wieviel hast du für dieses gottverdammte Stück verpulvert?»
Syd spürte, wie er erstarrte, und hoffte, daß Cheryl es nicht merkte. «Worauf willst du hinaus?»
«An dem bewußten Nachmittag hast du mir erzählt, daß du zu Leila gehen und sie bitten wolltest, sich das Ganze noch mal zu überlegen. Du hattest mindestens eine Million reingebuttert.
Dein eigenes Geld oder gepumptes, Syd? Dann hast du mich als Ersatz für Leila in den Schlamassel reinbugsiert, als Opferlamm.
Warum? Weil du entschlossen warst, nach jedem Strohhalm zu greifen, um das Stück vielleicht doch noch zu retten, und dafür gegebenenfalls meine Karriere aufs Spiel zu setzen. Und mein Gedächtnis hat sich erheblich verbessert. An dem
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