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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sieben-hundert Dollar täglich für meinen Aufenthalt hier zahle, dann entscheide ich, was ich trinke.»
    Damit schenkte er großzügig ein, reichte das eine Glas Craig und ging mit dem anderen zu der gläsernen Schiebetür. Der Schein des Vollmonds und das Funkeln der unzähligen Sterne ließen die weite Wasserfläche silbrig aufblitzen; dazu das Mee-resrauschen, das Crescendo der heranrollenden Wogen, die sich donnernd am Ufer brachen. «Der Stille Ozean …», kommentier-te Bartlett. «Wieso man ausgerechnet auf den Namen gekommen ist, werde ich nie begreifen. Schon gar nicht, wenn ich diese gewaltige Brandung höre.» Und zu Ted gewandt: «Die Anwesenheit von Elizabeth Lange könnte für Sie der Wendepunkt sein. Eine interessante Frau.»
    Ted wartete ab. Craig drehte am Stiel des Glases. Bartlett blickte nachdenklich drein. «Interessant in vielfacher Hinsicht, und ganz besonders wegen etwas, das keiner von Ihnen bemerken konnte. Ihr Gesichtsausdruck durchwanderte die ganze Ge-fühlsskala, wenn sie Sie ansah, Teddy. Traurigkeit. Unsicherheit, Haß. Sie hat sehr viel nachgedacht, und ich vermute, daß ihr eine innere Stimme sagt – zwei plus zwei ergibt nicht fünf.»
    «Sie wissen ja nicht, wovon Sie reden», konterte Craig.

    Bartlett öffnete die Schiebetür. Jetzt steigerte sich das Crescendo des Ozeans zum Fortissimo. «Hören Sie das?» fragte er.
    «Erschwert irgendwie die Konzentration, stimmt’s? Sie zahlen mir einen Haufen Geld dafür, daß ich Ted aus der Patsche helfe.
    Am besten läßt sich das bewerkstelligen, wenn ich genau weiß, wo ich auflaufe und wo ich Punkte sammeln kann.»
    Ein kalter Windstoß unterbrach ihn. Er schloß eilends die Schiebetür und kehrte zum Tisch zurück. «Mit der Sitzordnung hatten wir großes Glück. Während des Dinners habe ich viel Zeit darauf verwendet, Elizabeth Lange zu beobachten. Gesichtsausdruck und Körpersprache verraten eine Menge. Sie hat Sie keine Sekunde aus den Augen gelassen, Teddy. Wenn jemals bei einer Frau die eindeutige Diagnose ‹Haßliebe› gestellt werden konnte, dann bei ihr. Meine Aufgabe ist es nun, heraus-zuklamüsern, wie wir das zu Ihren Gunsten verwerten können.»

    12
    Syd begleitete eine ungewöhnlich schweigsame Cheryl zu ihrem Bungalow. Er wußte, daß dieses Dinner eine Qual für sie gewesen war. Sie hatte es nie verwunden, Ted Winters an Leila verloren zu haben. Wie grenzenlos bitter mußte es nun für sie sein, bei Ted keinerlei Echo zu finden, obwohl Leila nicht mehr im Weg stand. Auf absurde Weise war die Lotteriegewinnerin eine ausgezeichnete Ablenkung für Cheryl. Alvirah Meehan wußte genauestens Bescheid über sämtliche Fernsehserien und hatte ihr mitgeteilt, sie sei wie geschaffen für die Rolle der Amanda. «Sie kennen das doch, wie man manchmal einen Star in einer bestimmten Rolle vor sich sieht», hatte Alvirah erklärt. «Ich hab Till Tomorrow in der Taschenbuchausgabe gelesen und gleich gesagt: ‹Willy, daraus läßt sich eine prima Fernsehserie machen, und für die Amanda gibt’s auf der ganzen Welt nur eine Schauspielerin, und die heißt Cheryl Manning.›» Natürlich war es be-dauerlich, daß sie Cheryl zugleich mitgeteilt hatte, Leila sei ihre Lieblingsschauspielerin und mit keiner anderen vergleichbar.
    Sie gingen über die höchstgelegene Stelle des Grundstücks zurück zu Cheryls Bungalow. Die Wege wurden von japanischen Bodenlaternen beleuchtet, die die Zypressen im Schatten stehen ließen. Die Nacht war sternklar, aber laut Vorhersage sollte das Wetter umschlagen, und man spürte bereits etwas von der Luftfeuchtigkeit, die den für die Monterey-Halbinsel typi-schen dichten Nebel ankündigte. Im Gegensatz zu den Leuten, die Pebble Beach als wahres Paradies empfanden, hatte Syd sich immer etwas unbehaglich gefühlt inmitten dieser bizarren Zypressen. Kein Wunder, daß irgendein Dich ter sie mit Gespen-stern verglichen hatte. Er erschauerte.
    Ohne Umschweife ergriff er Cheryls Arm, als sie vom Hauptweg zu ihrem Bungalow einbogen. Er wartete immer noch darauf, daß sie endlich zu reden anfing, doch sie blieb stumm.

    Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß ihm ihre Launenhaftigkeit für einen Tag sowieso reichte, aber als er sich verabschie-den wollte, fiel sie ihm ins Wort: «Komm rein.»
    Innerlich stöhnend folgte er ihr. «Wo ist der Wodka?» fragte er.
    «In meinem Schmuckkasten eingeschlossen. Der einzige sichere Aufbewahrungsort, an den sich die Zimmermädchen bei ihrer verdammten Schnüffelei nach

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