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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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wie Min und ihr zweiter Ehemann, dieser adlige Taugenichts, ein komfortables, gewinnbringendes Hotel in einen unersättlichen Moloch verwandelten. Min lud ihn jetzt mindestens einmal mo-natlich zum Dinner ein, und in den letzten anderthalb Jahren hatte er Dora Samuels recht gut kennengelernt. Deshalb befürchtete er auch bei Mins telefonischer Benachrichtigung instinktiv das Schlimmste.
    Sollte Sammy einen Schlaganfall erlitten haben und ziellos umherwandern, hätte man sie bestimmt bemerkt. Alte, kranke Leute übersah man auf der Halbinsel Monterey nicht. Scott war stolz auf seinen Bezirk.
    Seine Dienststelle befand sich in Salinas, der Kreishauptstadt, rund fünfzehn Kilometer von Pebble Beach entfernt. Umgehend erteilte er Anweisungen für die Veröffentlichung einer Vermiß-
    tenanzeige und beorderte einen Streifenwagen aus Pebble Beach nach Cypress Point Spa.
    Während der Fahrt sagte er kein Wort. Der junge Polizist am Steuer registrierte, daß die Stirn seines Chefs ungewöhnlich tiefe Sorgenfalten aufwies, daß das kantige, gebräunte Gesicht unter der widerspenstigen weißen Mähne gedankenzerfurcht war.
    Wenn der Boß so dreinschaute, sah er große Schwierigkeiten voraus.
    Um halb elf passierten sie das Eingangstor. Das ganze Areal machte einen ruhigen Eindruck. Es waren nur wenig Leute unterwegs. Scott wußte, daß die meisten Gäste sich in den Kuran-lagen aufhielten, wo sie trainierten, sich durchwalken, abreiben und strecken ließen, so daß Angehörige und Freunde nach ihrer Rückkehr in Begeisterungsstürme über ihr phantastisches Aussehen ausbrachen. Oder sie befanden sich in der Klinik, wo Helmut ihnen eine seiner raffinierten und höchst kostspieligen Spezialbehandlungen verpaßte.
    Er hatte gehört, daß Ted Winters’ Privatjet am Sonntagnach-mittag auf dem Flugplatz gelandet war und daß Ted sich hier aufhielt. Er hatte mit sich gekämpft, ob er ihn anrufen sollte.
    Ted stand unter Mordanklage. Er war aber auch der Junge, der damals mit seinem Großvater und Scott begeistert auf Segeltörn gegangen war.
    Von Teds Anwesenheit wußte er also, aber als er Elizabeth an Sammys Schreibtisch sitzend vorfand, blieb ihm vor Überraschung das Wort im Hals stecken. Sie hatte ihn nicht die Treppe hinaufkommen hören, und er ließ sich einen Augenblick Zeit, sie unbemerkt zu studieren. Sie war totenblaß und hatte rote Augen. Aus dem Haarknoten hatten sich Strähnen gelöst, die ihr ins Gesicht hingen. Sie zog Briefe aus Umschlägen, warf sie nach einem kurzen Blick ungeduldig beiseite. Offensichtlich suchte sie nach etwas. Er stellte fest, daß ihre Hände zitterten.
    Er klopfte laut an die offene Tür und sah sie hochschrecken.
    In ihrer Miene spiegelten sich Erleichterung und zugleich schlimmste Befürchtungen. Spontan sprang sie auf und lief mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Kurz vor ihm hielt sie plötzlich inne. «Entschuldigung … Wie geht’s Ihnen, Scott? Schön, Sie zu sehen.»
    Er erriet ihre Gedanken. Sie vermutete, daß er sie wegen seiner langjährigen Freundschaft mit Ted als Feindin betrachten könnte. Armes Kind … Rasch zog er sie an sich und umarmte sie stürmisch. Um seine Rührung zu verbergen, sagte er barsch:
    «Sie sind ja nur noch Haut und Knochen! Ich hoffe, Min hat Sie nicht zu einer ihrer Hollywood-Kuren verdonnert.»

    «Umgekehrt. Ich werde genudelt – jede Menge Bananensplit und Schokoladenkuchen mit Nüssen.»
    «Na, ausgezeichnet.»
    Zusammen gingen sie in Mins Büro. Scott zog die Augenbrauen hoch, als er Mins abgehärmten Gesichtsausdruck, die wachsamen, verschleierten Blicke des Barons registrierte. Sie waren beide verängstigt, und das seiner Meinung nach in einem Maße, das über die normale Besorgnis wegen Sammy hinausging. Mit gezielten Fragen erhielt er die gewünschten Informationen. «Und jetzt möchte ich mir Sammys Wohnung ansehen.»
    Min führte ihn nach oben, gefolgt von Elizabeth und Helmut.
    Scotts Anwesenheit gab Elizabeth wenigstens einen schwachen Hoffnungsschimmer. Zumindest geschah jetzt etwas. Er war sichtlich ungehalten, weil sie ihn so spät verständigt hatten.
    Scott inspizierte das Wohnzimmer und ging dann ins Schlafzimmer. Er deutete auf den Koffer, der neben dem Wandschrank am Boden stand. «Hatte sie vor zu verreisen?»
    «Sie ist gerade zurückgekommen», erklärte Min und stutzte.
    «Das sieht aber Sammy gar nicht ähnlich, nicht sofort auszupak-ken.»
    Scott öffnete den Koffer. Obenauf lag ein Kulturbeutel voller Pillenfläschchen. Er

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