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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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las die Gebrauchsanweisung: «Zweimal täglich im Abstand von vier Stunden eine Tablette, vor dem Schlafengehen zwei Tabletten.» Er runzelte die Stirn. «Sammy war sehr korrekt, auch mit ihren Medikamenten. Sie wollte jedes Risiko vermeiden. Min, zeigen Sie mir, in welchem Zustand Sie das Büro vorgefunden haben.»
    Der Fotokopierer verursachte ihm anscheinend das meiste Kopfzerbrechen. «Das Fenster stand offen. Das Gerät war eingeschaltet.» Er stand davor und sinnierte. «Sie wollte etwas fotokopieren. Sie schaute aus dem Fenster – und dann was? Ihr wurde schwindlig? Sie wanderte nach draußen? Aber wohin wollte sie gehen?» Er starrte aus dem Fenster. Von hier aus überblickte man die weite Rasenfläche im Süden, die verstreuten Bungalows am Weg zum großen Schwimmbecken und zum römischen Bad, diesem monströsen Bauwerk.
    «Sie sagen, das gesamte Gelände, jedes Gebäude wurde abgesucht?»
    «Ja», versicherte Helmut wie aus der Pistole geschossen. «Da-für habe ich persönlich gesorgt.»
    Scott fiel ihm ins Wort. «Wir fangen das Ganze noch mal von vorn an.»
    Die nächsten Stunden verbrachte Elizabeth an Sammys Schreibtisch. Sie sah Dutzende von Briefen durch und bekam allmählich taube Finger. Immer dasselbe – Autogrammwünsche, Bitten um ein Foto. Bis jetzt keine Spur von weiteren anonymen Briefen.
    Um zwei Uhr hörte sie einen Schrei. Sie stürzte zum Fenster und sah einen Polizisten in der Tür zum römischen Bad wie wild gestikulieren. Ihre Füße flogen die Treppe hinunter. Auf der vorletzten Stufe stolperte sie und fiel hin, schlug mit Armen und Beinen auf die gewienerten Fliesen. Ohne auf die heftig schmer-zenden Handflächen und Knie zu achten, rannte sie über den Rasen zu den Thermen, wo sie gerade anlangte, als Scott drinnen verschwand. Sie folgte ihm durch den Umkleideraum zu den Becken.
    Neben dem ersten Becken stand ein Polizist und zeigte auf Sammys verkrümmten leblosen Körper.
    Später erinnerte sie sich dunkel, daß sie neben Sammy ge-kniet, die Hand ausgestreckt hatte, um ihr das blutverklebte Haar aus der Stirn zu streichen, erinnerte sich an Scotts eisernen Griff, an seinen scharfen Befehlston: «Keine Berührung!»
    Sammys weit aufgerissene Augen, die schreckerstarrten Züge, die verrutschte Brille, die abwehrend ausgestreckten Hände, als stoße sie etwas zurück … Die beigefarbene Strickjacke war noch zugeknöpft, die weiten aufgesetzten Taschen fielen plötzlich ins Auge. «Sehen Sie nach, ob sie den Brief an Leila noch hat», hörte sich Elizabeth sagen. «Untersuchen Sie die Taschen.» Dann weiteten sich auch ihre Augen vor Entsetzen. Die beigefarbene Strickjacke wurde zu Leilas weißem Seidenpyja-ma, und sie kniete wieder über Leilas Leiche.
    Barmherzige Ohnmacht umfing sie.

    Als sie das Bewußtsein wiedererlangte, lag sie auf dem Bett in ihrem Bungalow. Helmut beugte sich über sie, hielt ihr etwas scharf und beißend Riechendes unter die Nase. Min rieb ihr die Hände warm. Wildes Schluchzen durchschüttelte sie, und sie hörte sich sagen: «Nicht auch noch Sammy, nicht auch noch Sammy …»
    Min hielt sie fest. «Ruhig, Elizabeth … Ganz ruhig.» Helmut murmelte: «Das hilft dir bestimmt.» Ein Nadelstich in den Arm …
    Als sie aufwachte, waren die Schatten im Zimmer lang. Das Zimmermädchen Nelly, das bei der Suche geholfen hatte, tippte sie an die Schulter. «Tut mir leid, Sie zu stören, Miss, aber ich bring Ihnen Tee und etwas zu essen. Der Sheriff läßt ausrichten, daß er nicht länger warten kann. Er muß mit Ihnen sprechen.»

    7
    Die Nachricht von Sammys Tod verbreitete sich wie ein Lauf-feuer und scheuchte die Gäste vorübergehend auf, etwa wie ein Wolkenbruch eine Picknickgesellschaft. Es wurden Fragen gestellt. Aus Neugier: «Was wollte sie nur ausgerechnet dort?»
    Aus innerer Abwehr gegen den Tod: «Wie alt war sie eigentlich?» Aus Gleichgültigkeit: «Ach so, Sie meinen diese adrette ältere Person im Büro?» Und dann wandte man sich schnell wieder der erfreulicheren Beschäftigung mit sich selbst zu.
    Schließlich bezahlte man teures Geld für den Aufenthalt hier und wollte dafür auch seine Ruhe haben. Schwierigkeiten hatte man wahrhaftig übergenug, häusliche wie berufliche.
    Ted war nachmittags zur Massage gegangen, von der er sich eine gewisse entspannende Wirkung erhoffte. Bei seiner Rückkehr erfuhr er von Craig, was geschehen war. «Man hat ihre Leiche im römischen Bad gefunden. Ihr muß schwindlig geworden sein, und da ist sie

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