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Schlangen im Paradies

Schlangen im Paradies

Titel: Schlangen im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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wundern würde. Doch überall saßen nur Feriengä-
    ste, in salopper, teurer Sportkleidung, zumeist Golfspieler.
    Elizabeth wandte sich zum Gehen, doch Craig hielt sie fest.
    «Ich wette, du hast noch keinen Bissen gegessen.» Er winkte dem Kellner.
    Beim Kaffee zogen sie das Fazit. «Falls sich bei unserer Rückkehr herausstellt, daß die Suchaktion ergebnislos verlaufen ist, müssen wir darauf bestehen, daß die Polizei zugezogen wird», sagte Craig.
    «Ihr ist etwas zugestoßen.»
    «Das kannst du nicht so sicher behaupten. Erzähl mir mal genau, ob sie bei eurem Zusammensein irgendwas von Weggehen geäußert hat.»
    Elizabeth zögerte. Sie war sich nicht recht klar darüber, ob sie Craig von den anonymen Briefen erzählen sollte. Andererseits stand für sie fest, daß seine sichtbare Anteilnahme und Besorgnis einen großen Trost bedeuteten, daß er notfalls sämtliche dem mächtigen Konzern Winters Enterprises zu Gebote stehenden Mittel einsetzen würde, um der Suche nach Sammy Nachdruck zu verleihen. Sie wählte ihre Worte sorgfältig: «Beim Abschied sagte Sammy, sie wolle noch eine Weile ins Büro zurückgehen.»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie aus lauter Arbeitsüber-lastung bis spät in die Nacht Überstunden machen mußte.»
    Elizabeth lächelte leicht. «Keine Rede von spät in der Nacht.
    Es war halb zehn.» Um weitere Fragen zu vermeiden, trank sie rasch den restlichen Kaffee aus. «Hast du was dagegen, Craig, wenn wir jetzt aufbrechen? Vielleicht gibt’s inzwischen irgendeine Nachricht.»

    Das war allerdings nicht der Fall. Und wenn man den Zimmermädchen, dem Gärtner und dem Chauffeur glauben konnte, war das ganze Gelände gründlichst abgesucht worden. Selbst Helmut war nun einverstanden, nicht bis mittags zu warten, sondern unverzüglich eine Vermißtenmeldung bei der Polizei zu erstatten.
    «Das reicht nicht», protestierte Elizabeth. «Ich wünsche, daß Scott Alshorne verständigt wird.»
    Sie wartete an Sammys Schreibtisch auf Scott. «Möchtest du, daß ich bleibe?» erkundigte sich Craig.
    «Nein, nicht nötig.»
    Sein Blick streifte die Müllsäcke. «Was ist denn das?»
    «Leilas Fanpost. Sammy hat sie beantwortet.»
    «Fang ja nicht an, die alle lesen zu wollen. Das regt dich bloß auf.» Craig spähte in Mins und Helmuts Büro. Die beiden saßen auf dem Art-deco-Korbsofa, dicht nebeneinander, und unterhielten sich gedämpft. Er beugte sich über den Schreibtisch. «Elizabeth, du mußt wissen, daß ich momentan zwischen zwei Stühlen sitze. Aber wenn das Ganze vorbei ist, wie’s auch ausgehen mag, dann müssen wir miteinander reden. Du hast mir schrecklich gefehlt.» Mit erstaunlicher Behendigkeit war er neben ihr, legte ihr die Hand aufs Haar, küßte sie auf die Wange. «Ich bin immer für dich da», raunte er ihr zu. «Sollte Sammy etwas zugestoßen sein und du brauchst eine Schulter zum Anlehnen oder ein offenes Ohr … Du weißt, wo du mich erreichen kannst.»
    Elizabeth ergriff seine Hand und drückte sie einen Augenblick an ihre Wange. Sie spürte die verläßliche Kraft, die Wärme, die breiten, stumpfen Finger. Und dachte plötzlich an Teds lang-fingrige, wohlgeformte Hände. Sie ließ Craig los und rückte ein Stück weg. «Paß ja auf, du bringst mich gleich zum Weinen.»Sie bemühte sich, unbeschwert zu klingen, die Atmosphäre zu entspannen.
    Craig hatte offenbar verstanden. Er richtete sich auf und sagte sachlich: «Ich bin in Teds Bungalow, falls du mich brauchst.»
    Das Warten war nahezu unerträglich. Es erinnerte sie an die Nacht, als sie in Leilas Apartment gesessen und inständig gehofft hatte, daß Leila und Ted, wieder versöhnt, miteinander ausgegangen waren, und doch mit allen Fasern spürte, daß etwas nicht stimmte. An Sammys Schreibtisch zu sitzen bedeutete Marter.
    Sie wollte davonrennen, irgendwohin … und weiter nach Sammy suchen.
    Statt dessen öffnete Elizabeth einen der Postsäcke und ent-nahm ihm eine Handvoll Briefe. Sie konnte wenigstens etwas tun.
    Sie konnte nach weiteren anonymen Briefen suchen.

    6
    Sheriff Scott Alshorne war ein alter Freund von Samuel Edgers, Mins erstem Mann, der das Cypress Point Hotel erbaut hatte. Er und Min hatten sich von Anfang an gemocht, und er konnte mit Genugtuung feststellen, daß sie die eingegangene Verpflichtung gewissenhaft erfüllte. Sie gab dem kränklichen, mürrischen Acht-zigjährigen in den fünf Jahren ihrer Ehe neue Lebenszuversicht.
    Scott hatte teils neugierig, teils besorgt mit angesehen,

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