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Schlimmer geht immer

Schlimmer geht immer

Titel: Schlimmer geht immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lubar
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machte, Stoffbären als Cowboys, Könige oder Clowns zu verkleiden.
    Eigentlich war ich ja froh darüber, dass meine Mom einen Job hatte, der ihr Spaß machte. Das Problem war nur, dass sie viel zu viel Spaß daran hatte und von allen anderen auch verlangte, Spaß daran zu haben.
    »Oh, wunderbar, dass du schon da bist«, sagte sie, während sie das ganze Zeugs auf dem Esszimmertisch ablud. »Rühr dich nicht vom Fleck, ich hab so viel, was ich dir zeigen muss. Ach, ist das aufregend.« Sie ging noch mal zum Auto, um noch mehr zu holen. Ich überlegte, ob ich mich verstecken sollte, aber ich wusste genau, dass sie mich finden würde.
    »Komm gucken«, sagte sie, nachdem sie dreimal hin- und hergelaufen war. »Jetzt sind alle Poster und Flyer da. Und du bist der Erste aus deiner Klasse, der das alles sieht!«
    Ich bin der Einzige aus meiner Klasse, der das sieht.
    Ich ging zu ihr und ließ mir so viel süßes Zeug zeigen, dass mir schlecht wurde. Glücklicherweise kam mein Dad zehn Minuten nach dem Beginn dieser Folter nach Hause. Als Mom sich zu ihm umdrehte, nutzte ich die Gelegenheit und flüchtete ins Wohnzimmer.
    Mom schnappte sich sofort meinen Dad und zeigte ihm ihre Schätze. Er tat mir leid, aber nicht genug, um in der Nähe zu bleiben. Ich hatte das Gefühl, sie könnte jedem einzelnen Menschen im ganzen Land ihre Sachen zeigen, ohne dass ihre Begeisterung in irgendeiner Form nachlassen würde.
    Ich machte den Fernseher an, ließ mich aufs Sofa fallen und schaltete meine Lieblingssendung ein.
    Das versuchte ich jedenfalls.
    Statt Werwölfen mit Flammenwerfern erblickte ich jedoch eislaufende Ponys.
    »Was?« Ich sah auf das Logo in der Ecke des Bildschirms. Es war eindeutig der richtige Sender und die richtige Uhrzeit, aber es war nicht das richtige Programm.
    Ich sah in der Fernsehzeitung nach. Die Sendung war gestrichen. Einfach so! Ich zappte ein wenig weiter und fand etwas anderes, das ich mir ansah, aber ich war trotzdem ziemlich sauer darüber, dass sie meine Sendung abgesetzt hatten. Am liebsten hätte ich die Fernbedienung gegen die Wand gepfeffert, aber mir war klar, dass ich dann mehr als eine Sendung verpassen würde. Dann wäre es vorbei mit Fernsehen, Freiheit, Taschengeld und allem anderen, was das Leben – ich meine natürlich, das Totsein – lebenswert machte. Also begnügte ich mich damit, ein bisschen vor mich hin zu schimpfen über Leute, die perfekte Fernsehprogramme über den Haufen werfen.
    Ich ließ mich noch tiefer in die Couch sinken. Aus der Entfernung konnte ich Mom hören, die grad meinem Dad das ganze Zeug erzählte, das sie mir auch schon erzählt hatte.
    Als sie fertig war, kam sie ins Wohnzimmer. Ich drückte mich in die Sofakissen und versuchte herauszufinden, ob Totsein auch die Gabe mit sich brachte, unsichtbar zu werden.
    Es schien zu funktionieren, denn Mom ging an mir vorbei. Doch dann hielt sie an, kam zurück, beugte sich über mich und schnupperte an meinem Kopf. Ich wich zurück, aber sie lehnte sich noch weiter zu mir rüber und schnupperte an meinem Hals.
    »Mom! Hör auf damit!«
    »Hast du geduscht?«, fragte sie.
    »Klar. Natürlich hab ich geduscht.« Ich sah zu, dass ich genauso oft duschte und aufs Klo ging wie früher, als ich noch lebte, auchwenn ich jetzt natürlich überhaupt nicht mehr aufs Klo musste. Es ist echt erstaunlich, was für einen siebten Sinn Mütter haben.
    »Wann denn?«
    »Gestern Abend.«
    Sie runzelte die Stirn und schnupperte noch mal. »Du musst stärker schrubben.« Sie ging weg, drehte sich aber noch mal um und sagte: »Und wasch dich mit Seife.«
    »Mach ich doch!« Was glaubte sie denn, womit ich mich wusch – mit Sand? Als sie weg war, schnupperte ich an meinen Achseln. Sie waren okay. Kein Gestank. Ich stank nie. Das einzige Kind in meiner Klasse, das stank, war Hubert Thuleau. Er war auch der Einzige in meiner Klasse, der einen Schnurrbart hatte. Na ja, zumindest ein paar Härchen auf der Oberlippe.
    Fünf Minuten später ging mein Dad an mir vorbei. Auch er blieb stehen und schnupperte. Dann hob er die Arme und roch an seinen Achseln.
    »Ich bin’s nicht«, stellte er fest. Er ging zum Fenster und machte es auf.
    Ich war mir sicher, dass ich nicht stank. Aber dann kam mir ein Gedanke: Vielleicht verlor ich ja langsam meinen Geruchssinn! Mein Geschmackssinn war schließlich auch schon ziemlich taub, und ich spürte keinen Schmerz mehr. Aber bis jetzt konnte ich wenigstens gut hören, sehen und riechen. Es wäre

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