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Schloß Gripsholm

Schloß Gripsholm

Titel: Schloß Gripsholm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Tucholsky
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gehabt.« – »Hm. Und was werden Sie nun mit ihm machen?« – »Ich werde es bestrafen«, sagte Frau Adriani satt und hungrig zugleich. Sie reckte sich in ihrem Stuhl. »Erlauben Sie mir bitte eine Frage: Wie werden Sie es bestrafen?« – »Ich brauchte Ihnen darauf keine Antwort zu geben – ich muß das nicht. Aber ich sage es Ihnen, denn es ist im Sinne von Frau Collin, im Sinne von Frau Collin, daß das Kind streng gehalten wird. Sie wird also Zimmerarrest bekommen, die kleinen Hausstrafen, Arbeiten, es darf nicht mit den andern spazierengehn – so wird das hier gemacht.« – »Und wenn wir Sie bitten, dem Kind die Strafe zu erlassen... täten Sie das?« – »Nein. Dazu könnte ich mich nicht entschließen. Da könnten Sie bitten... Das wollten Sie mir sagen?« fügte sie höhnisch hinzu. »Nun ... Behandeln Sie denn alle Kinder so? Man muß manchmal streng sein, gewiß, aber die Kinder so zur Verzweiflung treiben...« – »Wer treibt hier die Kinder zur Verzweiflung! Erziehen Sie Ihre Kinder, verstehn Sie! Wenn Sie mit der Dame da welche haben! Dieses hier erziehe ich!« – »Ga hen und fleut die Hühner und verget den Hahn nich!« murmelte die Prinzessin. »Was sagten Sie?« fragte Frau Adriani. – »Nichts.« – »Ich habe meine Grundsätze. Solange ich die Macht über das Kind habe...«
    Ich sah ihr fest in die Augen... einen Augenblick lang noch ließ ich sie zappeln in ihrer wahnwitzigen und ungeduldigen Wut. Immer liefen ihre flinken Augen von uns zu dem Kind und wieder zurück, sie wartete auf das Kind. Ich überlegte, wieviel Menschen auf der Welt in der Gewalt solcher da sein mochten, und wie das nun wäre, wenn wir ihr das Kind wirklich überlassen müßten, und was die andern Kinder hier auszustehen hätten... »Also – jetzt werde ich das Nötige in die Wege leiten...« Frau Adriani stand auf. Da packte ich zu.
    »Das Kind wird nicht bei Ihnen bleiben«, sagte ich.
    »Waaas –?« brüllte sie und stemmte die Arme in die Seite. »Wir nehmen das Kind zu seiner Mutter zurück. Hier ist ein Brief von Frau Collin, hier ist ein Scheck... wir werden gleich bezahlen...« Über das Gesicht der Frau lief wie eine Welle überkochende Milch ein Schreck; man sah, wie es in ihr dachte; man hörte sie denken, sie glaubte nicht. »Das ist nicht wahr!« – »Doch, das ist wahr. Nun kommen Sie nur – setzen Sie sich wieder hin... ich werde Ihnen das alles hübsch der Reihe nach übergeben.« – »Du gehst nach oben!« herrschte sie das Kind an. »Das Kind bleibt hier«, sagte ich. »Das ist der Brief. Die Unterschrift ist beglaubigt.« Frau Adriani riß ihn mir aus der Hand.
    Dann warf sie ihn der Prinzessin vor die Füße. »Das ist der Dank!« schrie sie. »Das ist der Dank! Dafür habe ich mich um diesen verwahrlosten Balg gekümmert! Dafür habe ich für sie gesorgt! Aber das... das haben Sie der Frau Collin eingeredet! Sie haben sie aufgehetzt! Sie haben mich verleumdet! Das werde ich... Raus! Sie...!« – »Wir nehmen also das Kind gleich mit. Sie werden augenblicklich die Sachen packen lassen und mir die Rechnung übergeben. Dafür bekommen Sie gegen Quittung diesen Scheck. Er ist auf Stockholm ausgestellt.« Geld! Geld war im Spiel! Die Frau blendete über und wechselte sofort die Tonlage. Sie sprach viel ruhiger, kälter – sehr fest.
    »Die Rechnung kann ich Ihnen im Augenblick nicht machen. Das Kind hat mir vieles zerbrochen, da sind Schadenersatzansprüche. Selbstverständlich muß bis zum Quartalsende gezahlt werden – das ist so ausgemacht. Selbstverständlich. Und dann muß ich erst zusammenstellen lassen, was hier alles im Haus durch die Schuld dieses Mädchens entzweigegangen ist. Das dauert mindestens eine Woche.« – »Sie schreiben mir jetzt eine Quittung über den Scheck aus; er deckt die Kosten bis zum Vierteljahrsschluß, dann bleiben noch zweiundfünfzig Kronen übrig... über den Rest werden Sie sich mit Frau Collin einigen. Das Kind kommt mit uns mit.« Das Kind hatte aufgehört zu weinen, es sah fortwährend von einem zum andern und ließ die Prinzessin keinen Augenblick los, keinen Augenblick.
    Frau Adriani sah auf den Scheck, den ich in der Hand hielt. »Mit Geld allein ist die Sache nicht abgetan!« sagte sie. »Immerhin... Warten Sie.« Sie ging. Die Prinzessin nickte befriedigt. Die Frau kam wieder.
    »Sie hat einen Schrank ruiniert... sie hat ein Fenster kaputtgemacht; das Fenster war von innen abgeriegelt, sie muß da etwas hinausgeworfen haben... das macht... ich

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