Leidenschaftliches Wiedersehen in Sydney
1. KAPITEL
Kaum hatte Charlotte den Besprechungsraum betreten, wusste sie instinktiv, dass er schon da war.
Unvermittelt bekam sie eine Gänsehaut.
Ganz so, als hätte auch er ihre Gegenwart gespürt, drehte er sich prompt um und richtete seine tiefschwarzen Augen seit vier Jahren zum ersten Mal wieder auf sie.
Aufgeregt beobachtete sie, wie er sich höflich bei den Vorstandsmitgliedern des Museums entschuldigte und auf sie zukam. Mit jedem seiner langen Schritte schnürte es ihr die Kehle enger zusammen.
Vor diesem Augenblick fürchtete sie sich seit Monaten, genau genommen seit dem Moment, da sie erfahren hatte, dass Damon Latousakis, der Vater ihrer kleinen Tochter Emily, der Hauptsponsor der griechischen Ausstellung sein würde. Bei der Organisation eben dieser Ausstellung war Charlotte die rechte Hand des Kurators.
Kurz vor ihr blieb Damon stehen. „Hallo, Charlotte.“
Sie versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Hallo, Damon.“
Mit seinen dunklen Augen musterte er sie ausgiebig, ließ seinen Blick über ihr kastanienbraunes Haar gleiten, streifte ihren Mund und verharrte dann einen Augenblick zu lang auf ihrem Dekolleté, bevor er wieder zu ihren blauen Augen zurückkehrte.
Charlotte fühlte sich, als habe er sie am ganzen Körper berührt. Ihre Haut kribbelte wie elektrisiert, und die Spannung zwischen ihnen war deutlich spürbar.
„Du hast dich gemacht“, sagte er sichtlich erstaunt. „Stellvertretende Kuratorin, habe ich gehört. Das ist allerdings eine Leistung für eine kleine Diebin. Obwohl du ja schon immer gut darin warst, alle, mich eingeschlossen, zu täuschen.“
„Ich habe mich nicht verändert, Damon. Ich bin immer noch die gleiche Person wie vor vier Jahren“, gab sie kühl zurück.
Seine Lippen kräuselten sich. „Zweifellos. Leider habe ich mich damals von meiner Lust mitreißen lassen. Sonst wäre ich niemals auf dich hereingefallen.“
Charlotte wurde tiefrot, als eine Flut von Bildern aus der Vergangenheit über sie hereinbrach, ausgelöst allein von diesem einen Wort. Lust. Ihre Knie zitterten bei der Erinnerung an die Wonnen, die sie einander bereitet hatten, als sie zwei Monate lang ein Paar gewesen waren … damals auf der griechischen Insel Santorin während ihrer dreimonatigen Studienreise.
Damon hatte sie leidenschaftlich begehrt, während sie ihn geliebt hatte.
„Verzeihen Sie, Mr. Latousakis“, unterbrach Diane Perry, eine der Museumsmitarbeiterinnen, sie in diesem Moment mit einem nervösen Lächeln. „Ich muss Ihre Unterhaltung kurz stören. Charlotte, hättest du eine Minute für mich?“
Damon schenkte ihr ein gekünsteltes Lächeln. „Sicher hat sie Zeit. Ich bin schon lange mit ihr fertig.“
Charlotte zwang sich zur Ruhe. Ihr Magen rebellierte.
„Was sollte das denn?“, fragte Diane, als Damon gegangen war.
„Du weißt ja, wie griechische Multimillionäre sind. Die Arroganz in Person.“
„Arrogant oder nicht, du nimmst dich besser vor Damon Latousakis in Acht“, warnte Diane sie. „Ich habe gerade einen Anruf von Julians Frau Gaye bekommen. Julian ist mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden.“
„Oh nein!“
„Er ist schon wieder auf dem Weg der Besserung“, versicherte Diane ihr. „Aber Julian möchte, dass du Latousakis wegen der Ausstellung betreust, besonders da er in den nächsten Wochen ausfallen wird.“
„In den nächsten Wochen?“ Charlotte schluckte.
„Die Ärzte wollen eine Bypassoperation machen. Julian wird dich anrufen und dir sagen, was du zu tun hast. In der Zwischenzeit sollst du seine Aufgaben übernehmen.“
„Ich?“, presste Charlotte hervor.
„Wer sonst?“ Diane lächelte. „Du hast die meiste Erfahrung, was griechische Miniaturplastiken angeht. Außerdem war es doch ursprünglich deine Idee, altertümliche und zeitgenössische Werke unter einem Dach zu vereinen. Das ist genau die Chance, auf die du so lange gewartet hast, Charlotte. Jetzt kannst du endlich dein Talent unter Beweis stellen.“
Spontane Selbstzweifel überfielen Charlotte. „Ich glaube nicht, dass ich das ganz allein schaffe. Julian war die treibende Kraft. Er hat den Kontakt zu den Sponsoren hergestellt. Mit diesem Bereich hatte ich nichts zu tun.“
„Unsinn. Du wirst das fabelhaft hinkriegen. Du unterschätzt dich immer gnadenlos. Vergiss nicht, du bist eine unserer besten Mitarbeiterinnen.“
„Danke für dein Vertrauen. Aber du hast hoffentlich nicht vergessen, dass ich
Weitere Kostenlose Bücher