Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
Jahr
- hervorragendes Tunika-Wetter. Der blaue Himmel wurde nur schwach von
einzelnen weißen Wolken gestört. Hier auf Magnolia, dem Zentrum der Macht des
Universums, hier, wo alle Fäden zusammenliefen, hier, wo über Leben und Tod wie
in einem Spiel entschieden wurde, herrschte Sicherheit.
Die
Männer, die hier saßen diskutierten über strategische Vorgehensweisen in Bezug
auf rebellierende Planeten, über die wirtschaftliche Lage und damit
selbstverständlich auch über »die großen Drei«.
Denn,
wenn es etwas gab, das maßgeblich für den Reichtum der Union verantwortlich
war, dann waren es die großen drei Abbaugesellschaften der Union. Wie lange sie
dieses System schon eingeführt hatten, das konnte hier im Lavendelgarten
eigentlich niemand der Männer mehr beantworten. Doch alle paar Jahrzehnte
führten die Herren der Macht einen Umbruch herbei, indem sie eines der großen
Unternehmen fallen ließen, damit sich das System selber wieder durch den Wettkampf
verbesserte. Hunderte von kleineren Unternehmen würden dann kämpfen,
Neuentwicklungen in allen nur denkbaren Bereichen präsentieren, um den freien
Platz zu ergattern. Einer würde gewinnen…
Wohlstand
und Reichtum rieselten dann nur so auf ihn ein.
War
es mal wieder soweit?
Diese
Frage beschäftigte die Herren am Tisch.
Mehrere
Aktenordner und Papiere lagen weit verstreut umher. Claudius Brutus Drachus saß
mit seinen beiden Wirtschaftsweisen Lord Humbold Lipser und Lord Lutus Feegard
und seinem Chef-Militärberater Lordstar Phillipe Fallover in den Marmorstühlen
des Gartens. Sie waren gerade am Ende des Gedankenaustausches. Es schien fast,
als wenn eine Entscheidung sehr nahe, oder schon gefallen war.
Aber
eindeutig war noch nichts.
Zwei
Ordonanzen kamen auf Federfüßen herbei geeilt und verteilten zum x-ten Mal
Getränke oder tauschten einfach die stehenden gegen frische Becher aus. Egal,
ob alles noch drin war oder nicht. Die Männer der Macht interessierten die beiden
Eunuchen nicht. Sie gehörten zum innersten Kreis und waren Claudius Brutus Drachus
Leibsklaven.
»Dann
sind wir uns also einig?«, wollte Lord Humbold Lipser wissen. »Ich denke schon.
Aber lass uns darüber noch ein wenig nachdenken«, nickte ihm der Vorsitzende
der Union zu, während er in dem Stuhl hin- und herrutschte.
Wer
kam auf die Idee, Gartenmobiliar aus Stein anzufertigen?
Schnell
nahm der Vorsitzende einen Schluck des frischen Honigweins. Die Inhaltsstoffe
überschütteten ihn innerhalb von Sekunden mit einem wunderbaren Gefühl. Er war
der größte Mann des Universums. Sollte er sich heute Abend, oder besser,
vielleicht gleich schon, seine Konkubinen in sein Gemach bestellen?
Wäre
nicht verkehrt, wenn eine seiner Lustdamen schwanger werden würde. Das würde einen
Tag wie diesen perfekt abrunden.
Offiziell
würde seine Entscheidung noch nicht verkündet werden, aber wenn es keinen
wichtigen Grund mehr gab, der gegen seine Entscheidung sprach, dann hatte er
sich bereits jetzt schon für den Untergang eines Unternehmens entschieden. Das
Universum würde mit dem Fall sprichwörtlich wackeln.
Ein
schönes Gefühl. Das System würde neu geordnet werden.
Aber
er würde das vielleicht von seiner Tageslaune abhängig machen. So was konnte
man sich für einen Tag aufbewahren, wenn man nicht so gut drauf war. Es gab
einem schon einen kleinen Kick, wenn man nur mit einem »Ja« das Leben von Tausenden
oder vielleicht Millionen beenden konnte. Teilweise sogar grausam vernichten
würde.
Aber
je öfter er das machte, desto langweiliger wurden solche Dekrete.
»Wenn
ihr mich jetzt entschuldigen würdet? Ich fühle mich nicht so besonders«,
beklagte sich Claudius Brutus Drachus jetzt überraschend. Auch wenn man die
Männer fast seine Freunde nennen konnte, dann war dies das Zeichen, dass sie
jetzt schnellstens gehen sollten. So eng ihre Bande waren… alle hielten ihn für
einen Psychopathen.
Man
konnte nichts vorhersehen.
Der
Mann war vollkommen unberechenbar. Er war der gefährlichste Mann des
Universums... erst dann kamen sie. Und sie kannten, fürchteten die Hierarchie.
Schnell packten sie ihre Sachen und verneigten sich.
»Es
liegt nicht an euch. Ich habe Kopfschmerzen«, schob er den Männern noch im
Gehen hinterher. So, als wolle er ihnen als Freund sagen, dass es ihm leid
täte.
Könnten
die Männer hier ihre wahren Gesichter zeigen, dann würde nur ein müdes Lächeln
über ihre Lippen laufen.
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