Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
verschmitzt zu ihnen runter. Da tapste auch schon das nächste Königstier heran und stupste seine Schwester ein wenig zur Seite. Auf dem Gang war die Stimme von Sarah zu hören, die sich gehend noch eifrig mit General-Ritter Jack Johnson, Ursula Nadel und Professor Kuhte zu unterhalten schien.
»Und ich sage ihnen: Mit der Bibliothek stimmt was nicht!«, fuchste der Professor.
Immer und immer wieder hatte er ihnen erklärt, dass sie NUR den Anschein erwecken sollte, sie wäre von irgendeinem Ritter der Blauen Rose hier unten angelegt worden. Immer und immer wieder hatte er es gesagt und darum gebeten, sie mögen ihm doch bitte Geschichtsstudenten oder meinetwegen auch »echte« Historiker geben, die ihm halfen, dieses Wunderwerk unter die Lupe zu nehmen. Aber »Neeein« – die Damen und Herren Krieger meinten, es wäre zurzeit unmöglich, in dem Wirrwarr auf der Erde die entsprechenden Personen zu finden.
»Sie haben doch von ganz alleine den Hinweis gefunden«, wiegelte Sarah immer ab.
Das machte den Wissenschaftler wahnsinnig. Konnte sie denn nicht spüren, dass da was faul war. Die Bibliothek war riiiiiiiesig und ausgerechnet da fand er den entscheidenden Tipp, der ihnen die Schwerter wiederbeschaffte? Ausgeschlossen.
»Es gibt keine Zufälle«, merkte Johnny lediglich nebenbei an und zog damit überraschend die Aufmerksamkeit des Professors auf sich.
»Sehen sie! Sogar der Prolet meint, dass das nicht klappt!«
Schockiert schaute Johnny drein – Sonja fiel vor Lachen fast auf den Boden.
»Moment«, wollte Johnny noch anmerken, aber da schossen die anderen schon an ihm vorbei, die Treppe herunter. Sofort verstummte der Saal. Alle verhielten sich leicht angespannt, dank der Anwesenheit der eigentlichen Befreier der Erde. Vorweg sprangen die Panther nach unten, dann kamen die Ritter mit ihrem wissenschaftlichen Gefolge. Die Bundeskanzlerin saß in der ersten Reihe, neben ihr saß... ihr Mann. Sie hatte ihn gefunden. Nach Monaten der Angst hatte sie ihn endlich gefunden. Er war freiwillig in einen Verteidigungsturm mit einer mittelschweren Abfangkanone für kleine Jäger gegangen. Jeder Hilferuf hatte ihn nicht erreicht, da sie einfach zu viel zu tun gehabt hatten. Er war täglich knapp zwanzig Stunden wach gewesen und hatte die wenige restliche Zeit geschlafen. Dann ungewaschen wieder raus und ab in den Turm. Sarah zwinkerte ihr zu, und sie ihr zurück. Hier gabs das Glück im Miniformat. Schnell schaute sich die Ritterin in ihrer weißen Uniform mit der silberblauen Rose auf der Brust um. Inder, Chinesen, Brasilianer, Südafrikaner, Franzosen, Russen und alle anderen Länder der Erde waren anwesend. Gut. Sie durften dies repräsentativ nennen. Nervös war sie nicht.
»Weltenbürger, Ritter und Schmetterlinge«, begann die oberste Kriegerin der Erde und Chefin der Verteidigungsarmee ihre Ansprache.
»Wir haben den Feind besiegt!«, erklärte die Amateurpolitikerin.
Im Publikum saßen zahlreiche Männer und Frauen, die zu Friedenszeiten Politik hauptberuflich gemacht hatten. Niemand unterbrach Sarah, niemand störte sie. Jubel brach bei ihren Worten allerdings nicht aus. Erst gestern hatten sie das letzte Bataillon DSI Piraten bei Kapstadt geschlagen. Vernichtend, aber wieder nicht ohne Verluste. Trauer war in diesem Saal zweifellos gegenwärtig. Wie viele Menschen durch den brutalen Angriff der großen Drei ihr Leben gelassen hatten, war nicht zu sagen. Mindestens aber ein Drittel der Menschheit, wenn nicht sogar die Hälfte. Diese hatten es nicht überlebt, sie waren der Blutzoll der Erde. Das Schrecken des Universums war zu hart, zu brutal, zu gnadenlos – zu böse.
»Wir alle wissen, dass wir die nächste Zeit noch brauchen, um uns unseren Toten zu widmen.«
Ein zustimmendes Raunen ging durch den Saal hier unten in der unterirdischen Verteidigungsanlage der Ritter der Blauen Rose.
»Aber wir dürfen keinen Tag verlieren. Die Freiheit hängt an einem dünnen Faden. Wir müssen jeden kommenden Tag daran arbeiten, dass wir die Freiheit stärken und pflegen.« Jetzt ging ein freundliches Nicken durch die Reihen derer, bei denen Sarah wusste, dass sie politisch aktiv waren. Es war nicht so, dass diese Personen ganz selbstverständlich hier waren. Die Ritter hatten die Bevölkerungen der Planeten wählen lassen. Es waren Kontinentalwahlen. Und sie alle waren einverstanden. Sie hatten nach Möglichkeiten schauen sollen, mit denen sie hier alle Nationen mit ihren Stimmen
Weitere Kostenlose Bücher