Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
sagte die Generalin und brachte damit wieder ein wenig Regung in die stille Atmosphäre. Wieder tuschelten die Menschen untereinander. Hier und da konnte sie ein Nicken sehen, hier und da aber auch einen knallroten Kopf, der sich sträubte, diese Verräter in ihre Reihen aufzunehmen. Es dauerte schon eine Weile, bis sich die Männer und Frauen der Erde einigen konnten – oder auch nicht. Immer wieder stand, durch die Diskussionen entfacht, ein Vertreter hasserfüllt auf und verließ den Saal. Sarah und alle anderen wollten ihnen die Zeit geben, die sie brauchten.
»Wenn sie dann so weit sind, würde ich gerne um Stimmabgabe bitten«, sagte die oberste Führerin der Verteidigungsarmee der Erde und zeigte auf die Box, die zwei Helfer schnell reingetragen hatten. Die Versammlung der Menschen war schon öfters hier unten zusammengekommen und alle wussten, dass sie die kleinen Zettelchen unter ihrer Bank nehmen, diese ausfüllen und dann vorne hineinwerfen sollten. Kaum hatte Sarah O’Boile dies gesagt, gingen die ersten bereits nach vorne und warfen ihre Stimme ein. Gelegentlich zwinkerte die ein oder andere Person, Mann oder Frau, Sarah zu. Sie wusste, dass sie viele Sympathisanten hatte. Bereits im Vorfeld hatten die Schmetterlinge Johnny und Sonja einige von ihnen informiert. Professor Kuhte, Ursula Nadel, Sarah, Sullivan Blue und Jack Johnson hatten sich vorher mit Spark zusammen beraten, wie sie die Universal-Soldaten, die sich bereit erklärt hatten, den Widerstand zu unterstützen, mit einbringen konnten. Selbstverständlich war dies keine vollständige Armee mehr, die in ihre Reihen stoßen wollte. Spark hatte es seinen Männern freigestellt, ob sie hier bleiben und kämpfen oder ob sie hinaus zu ihren Heimatplaneten, oder wo auch immer, hinziehen wollten. Viele wussten bereits, dass ihre Familien der Rache der Union zum Opfer gefallen waren. Diese ehemaligen Soldaten im indirekten Dienst der Union waren durch den Hochverrat zu Freiwild erklärt worden. Und sie gaben sich da ganz menschlich: Sie wollten nun ebenfalls Rache. Sie hatten nur ihren Job gemacht. Die Entscheidungen hatte der Vorstand gefällt. Natürlich waren unter den Kriegern von Universal Search auch Männer, die einer weiteren Zusammenarbeit mit der Union zugestimmt hätten. Aber der Großteil hatte der Einschätzung des Geheimdienstes um Kolumn Geggle zugestimmt, die Nilas würden Universal Search als eines der drei großen Abbaugesellschaften nicht wieder anerkennen. Sie kannten nur die Gerüchte, wie die Nilas in solchen Fällen vorgingen. Aber danach hätten sie sowieso keine Wahl gehabt. Und die Männer hatten Familien, von denen sich einige über Umwege bei ihnen gemeldet hatten – und andere eben auch nicht. Und dort lag die Angst, die Ungewissheit. In der heutigen Zeit war die Kommunikation nicht mehr das Einfachste, so konnte es sein, dass sie leider keinen Weg gefunden hatten, ihren Ehemännern und Vätern eine Botschaft zu übermitteln, dass es ihnen gut ging. Andere wussten allerdings, dass es da niemanden mehr gab, der ihnen eine Nachricht hätte zukommen lassen können: Die Nilas hatten sie ermordet. So waren es am Ende nach den Schätzungen des Oberkommandeurs der ehemaligen Universal-Armee rund 670.000 Männer, die bereit waren, sich in den Dienst der Erde zu stellen. Fast genauso viele wollten ihren Weg ins Universum antreten und der Erdenarmee nicht beitreten. Und nun stimmten die Menschen darüber ab, ob sie es überhaupt erlauben würden… oder verbieten. Es dauerte fast zwei Stunden – eine Ewigkeit für die Schmetterlinge. Verständlich, dass sie rund eine Stunde und neunundfünfzig Minuten ihren Dingen nachgingen. Als es allerdings danach aussah, dass die Menschen zu einer Entscheidung kamen, waren Sonja, Johnny, Martha und alle die anderen kleinen Racker wieder auf magische Art und Weise zur Stelle. Wie? Das konnte niemand sagen. Johnny und Sonja hofften natürlich, dass es sich Sarah noch einmal anders überlegt hatte. Die beiden Schmetterlinge hatten nämlich vorgeschlagen, dass sie bei der super Idee, die Soldaten in die Ritterarmee aufzunehmen, helfen wollten, indem sie bei der Abstimmung die Zettel ausgezählt hätten. Mal abgesehen davon, dass sie weder lesen noch schreiben und auch nicht wirklich zählen konnten, war das der unverhohlenste Versuch einer Wahlmanipulation, den Sarah je in ihrem Leben wahrgenommen hatte.
»Wenn wir zählen, dann wird das auch auf jeden Fall klappen«, hatte Johnny ihr dabei
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