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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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mir verabschiedete. Nur Blaze hörte ich nicht.
    Und dann setzte sich der Sarg auch schon holprig in Bewegung, bis sie mich in das Loch runtergelassen hatten und die erste Erde auf den Sargdeckel klatschte. Mich überkam so langsam die Panik, weil ich Angst hatte, dass das Gegenmittel vielleicht doch nicht wirken würde.
    «Alles wird gut, ich bin immer noch hier», flüsterte Ramona. «Ich gebe dir gleich das Mittel, sobald wir nichts mehr von oben hören, damit niemand doch noch auf die Idee kommt, den Sarg aufzumachen, ja? Ganz ruhig.» Sie hauchte mir einen winzig kleinen Kuss auf die Stirn und ich war so unendlich dankbar dafür, dass sie hier mit mir zusammen drin war. Selbst wenn dieses Grab tatsächlich mein Letztes werden würde, so war ich immerhin nicht ganz allein, wenn ich starb.
    Die Erde platschte immer weiter auf den Sarg und allmählich verebbten die Geräusche um uns herum, bis es absolut totenstill war. Ramona wuchtete die Flasche irgendwie hoch bis zu meinen Lippen und schraubte sie mit beiden Armen unter großen Anstrengungen auf, ehe die ersten Tropfen meinen Gaumen berührten.
    Die Flüssigkeit rann meinen Rachen hinab und nichts passierte. Panisch schrie ich auf, aber aus meiner Kehle ertönte nur ein krächzendes Geräusch. Mein Hals fühlte sich schrecklich an und dann hustete ich richtig los und hielt mir automatisch die Hand vor den Mund, damit ich die wenige Luft in diesem engen Raum nicht noch zusätzlich verpestete.
    «Es hat funktioniert», flötete Ramona erleichtert und ließ sich auf einem meiner Knie nieder, die ich jetzt angezogen hatte, weil meine Gelenke schon ganz steif waren.
    «Gott sei Dank», murmelte ich erleichtert und blinzelte hektisch mehrmals, damit meine Augen sich wieder daran gewöhnten. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippe, um die Reste der Flüssigkeit darauf zu verteilen.
    «Jetzt müssen wir warten», seufzte ich und bemühte mich, meinen Atem flach zu halten. Ich wusste aus dem Fernsehen, dass lebendig begrabene Leute, die in Panik gerieten und hektisch nach Luft schnappten, das Ganze damit nur noch verschlimmerten.
    Die Zeit schien still zu stehen. «Mercutio schafft das doch, oder?», flüsterte ich leise, weil mein trockener Hals kaum mehr zustande brachte. Ich schaffte es irgendwie, mich auf die Seite zu drehen und zog die Knie eng an den Körper.
    «Ganz bestimmt», versuchte Ramona mich aufzumuntern. Sie klang ehrlich zuversichtlich, auch wenn ich immer weniger davon fühlte. Mercutio hätte längt hier sein sollen, aber es war absolut nichts zu hören und ich hatte Angst, dass er vielleicht doch noch bei irgendeinem der Kämpfe verletzt oder getötet worden war. Denn Mercutio und Janus waren die Einzigen, bei denen ich es nicht gespürt hätte, wenn ihnen etwas zugestoßen wäre, obwohl ich sie mittlerweile genauso ins Herz geschlossen hatte, wie meine eigenen Schöpfungen.
    «Ramona?», krächzte ich etwas später, weil Sauerstoff- und Nahrungsmangel allmählich mein Hirn vernebelten und ich mir sicher war, dass ich bald ohnmächtig werden würde. Glücklicherweise, denn ich wollte nicht geistig anwesend sein, wenn ich endgültig starb. «Danke, dass du hier bei mir bist.» Ich schloss die Augen und versuchte an irgendetwas Schönes zu denken.
    «Gib nicht auf, Louise», rief diese nun. «Bleib hier! Ohne dich schaffen wir es nicht hier raus!»
    Ich hörte sie kaum noch und antwortete nicht mehr, weil das zu anstrengend war. «LOUISE! Hör doch! HÖR DOCH!!!» Der kleine Engel stand direkt vor meinem Gesicht und zog mit beiden Händen an meinem Augenlid, damit ich wieder wach wurde. Mürrisch rümpfte ich die Nase, als ein Schaben an mein Ohr drang. «Mercutio!!!», rief ich dann mit den letzten Kräften, die ich aufbringen konnte. Ramona folgte meinem Beispiel und schrie so laut sie konnte, während das Schaben über uns deutlicher wurde.
    Und dann spürte ich tatsächlich so etwas wie einen Luftzug, als der Sargdeckel sich allmählich bewegte und einige Erdbrocken auf mich rieselten.
    «Mercutio! Gott sei Dank!» Ich japste nach Luft und half jetzt von innen, die schwere Platte vom Sarg zu schieben. Es war dunkel draußen und die bronzene Pute schimmerte glänzend im Mondlicht.
    «Tut mir leid, ich hätte es fast nicht geschafft.» Er reichte mir eine Wasserflasche und mit zittrigen Fingern setzte ich sie an meine Lippen und trank in gierigen Schlucken, auch wenn jeder einzelne davon in meinem Rachen brannte.
    «Lennard der Idiot hat mich

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