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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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zurück. «LAUF ENDLICH, SKA!!!» Wie benommen taumelte ich über die Bruchstücke am Boden, während Blaze jetzt einen Feuerball nach dem anderen den Flur runter abfeuerte. Irgendwie schaffte ich es bis zum Ende des Gangs, während um mich herum die Welt zu explodieren schien. Ich erreichte den Durchgang zur Garage, aber mein Blick fiel auf die Tür daneben, durch dessen offenen Spalt die kleinen Plastikfläschchen zu mir durchschimmerten.
    Ich schob die Tür auf, soweit ich konnte, weil einer der Schränke zu Boden gefallen war, und schaffte es irgendwie bis zu dem Regal. Die Luft war mittlerweile nicht nur durch den aufgewirbelten Schutt furchtbar schlecht, sondern durch den Qualm vom Feuer noch viel schlimmer. Ich hustete los und griff mir die beiden Fläschchen, ohne groß näher darüber nachzudenken, stopfte sie mir jeweils in eine Hosentasche und stolperte zurück in den Flur. Die bronzene Putte lugte durch den Garageneingang zu mir rüber und über ihr schwebte eine kleine Engelsfigur und schlug hektisch mit ihren Flügeln. «Hier rein!», flötete sie.
    «Hör zu, Mercutio, Ramona! Ich brauche eure Hilfe.» Ich sah besonders Mercutio eindringlich an und konnte den beiden nur kurz schildern, was ich vorhatte, ehe Lennard um die Ecke gerannt kam, einen Feuerball nach dem anderen hinter sich abfeuernd.
    «Du bist ja immer noch hier, du Idiotin!», rief er, packte mich am Arm und riss mich hinter sich her in die Garage, wo er direkt das gestohlene Auto ansteuerte.
    «Ich wär nicht ohne dich gefahren», erklärte ich und sprang auf den Beifahrersitz, ehe ich den ganz schön schweren Mercutio zu mir in den Wagen hob, während es sich Ramona auf meiner Schulter bequem machte. Janus lag noch auf der Rücklehne und selbst Bodo saß noch im Fußraum. Entweder hatte Susanne sie vergessen oder sie absichtlich hier gelassen.
    «Kopf runter», befahl Blaze, der jetzt das Gaspedal durchtrat. Ich konnte gerade noch rechtzeitig reagieren, ehe wir frontal durch das Holztor bretterten und überall um uns herum das Holz flog. Auch der Porsche bekam einiges ab und die Airbags explodierten und schmissen uns rücksichtslos in die Sitze, aber Blaze hielt das Pedal fest am Anschlag und wir rasten die Straße hinab, während hinter uns das Haus endgültig zusammenbrach.
    Irgendwie konnte ich mich aus dem Airbag befreien und nach Luft schnappen. Der Boden neben der Straße war zentimeterweit aufgesprungen und der Riss zog sich direkt vor uns einmal quer über die Straße, sodass Blaze das Lenkrad herumreißen musste und wir jetzt über den holperigen Waldboden fuhren.
    «Ramona?» Der kleine Engel war beim Aufprall des Airbags von meiner Schulter katapultiert worden und klebte jetzt hinter uns an der Heckscheibe. Sie stöhnte leise auf, konnte sich aber noch bewegen und ließ sich vorsichtshalber jetzt neben Janus nieder.
    Der Wald um uns herum wurde immer undurchdringlicher und wir fuhren mitten durch das Dickicht, bis wir irgendwann ganz stecken blieben.
    «Scheiße.» Blaze riss die Tür auf, packte unseren Rucksack, der noch gepackt auf der Ablage lag, stopfte den Neidkopf, Bodo den Clown und selbst Mercutio unter heftigen Protesten irgendwie dort hinein und sattelte ihn sich auf dem Rücken. «Louise! Komm schon! Wir müssen weiter!» Er riss jetzt auch meine Tür auf und half mir aus dem Wagen. Ich stand zentimetertief im Morast und kam kaum voran, weil das Gehen auf diesem Untergrund absolut schwer war.
    Irgendwo über uns schrie eine Krähe und ich gab mir große Mühe, schneller voran zu kommen. Irgendwann hatten wir dann Gott sei Dank den Sumpf hinter uns gelassen und auch die Bäume lichteten sich zunehmend, ehe wir schließlich auf einen Feldweg stießen und hier wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
    Blaze ließ Mercutio aus dem Rucksack, weil der unsagbar tobte und vermutlich noch drei Kilometer weiter Leute alarmieren würde, wenn er nicht bald Ruhe gab. Mürrisch folgte er uns, bis wir zu einem kleinen Dorf kamen.
    «Lass uns gucken, ob wir hier irgendwo ein Auto auftreiben können, ja?», schlug Blaze vor und lächelte zuversichtlich. Ich blieb mitten auf dem Feldweg stehen. «Ich kann nicht mehr», sagte ich leise und mir schossen erneut die Tränen in die Augen. Alex, Susanne, das alles war meine Schuld. Ich hatte keine Ahnung, ob das nette Mädchen es überhaupt lebend aus dem Haus geschafft hatte oder wie viele Tote meine Existenz noch zu verschmerzen hatte. Denn das alles, dieser ganze sinnlose Krieg,

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