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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Rastplatz war eine tiefe
Bucht ins Gelände mit Ein- und Ausfahrt. Zur Straße hin schirmten Büsche ab,
die jetzt noch ohne Blätter waren. Gleichwohl reichten sie aus in der
Dunkelheit gegen Blicke aus vorbeirasenden Fahrzeugen. Im Hintergrund standen
Bäume.
    Tim sah keinen parkenden Wagen
und keine Person, fuhr zu dem Steintisch, stieg ab und lehnte sein Rad an die
Kante. Er hatte sich die Kapuze der Windjacke über den Kopf gezogen, stopfte
beide Hände in die Taschen und malmte einen Kaugummi.
    Wo war der Kidnapper? Irgendwo
im Dunkeln? Beobachtete er? Natürlich mußte er sich vergewissern, ob Tim auch
allein war.
    Er schlenderte auf und ab, auf
und ab, auf und ab.
    Fünf Minuten vergingen. Auf der
Straße zischten die Wagen vorbei in beide Richtungen, und in Pleitzkirchen —
etwa drei Kilometer entfernt — schlug eine Kirchturmuhr.
    16 Uhr.
    Unter den Bäumen blitzte eine
Lampe auf. Der grelle Strahl erfaßte Tim. Er kniff die Augen zusammen, hob dann
schützend eine Hand.
    Die Gestalt, die die Lampe
hielt, kam näher.
    „Wi... wirst du geschickt?“
Eine kläffige Stimme.
    „Ja.“
    „Kennwort!“
    „Heiße Nächte im In-Treff.“
    „Gut.“
    Er trat näher.
    Tim luchste unter seiner
schützenden Hand auf die untere Hälfte der Gestalt. Schemenhaft sah er sie. Und
sah genug. Eine Hand hielt die Lampe, die andere was Schmales, das wie ein
gefalteter Bogen aussah.
    „Hier. Der... der Beweis.“
    Die Hand streckte sich dem
TKKG-Häuptling entgegen.
    Keine Waffe, dachte der.
Vielleicht hat er sie in der Tasche. Aber das ist so, als wäre er unbewaffnet.
    Tim griff nach dem Beweis,
scheinbar, packte statt dessen das Handgelenk und riß den Typ heran zu sich.
Der stolperte, schrie auf, ließ die Lampe fallen und prallte gegen eine harte
Karate-Faust, die ihm entgegenkam in Höhe des Magens.
    Stöhnend sackte der Kerl in die
Knie, kippte zur Seite und vollends zu Boden.
    Tim hob die Lampe auf und
richtete sie auf den Liegenden.
    Über dessen Kopf war eine
Skimütze gestülpt, heruntergezogen bis zum Kinn. Hinter dem Sehschlitz
verdrehten sich füchsische Augen.
    Tim riß ihm die Maske herunter.
    Ein hageres Gesicht.
Bartstoppel. Langes, ungepflegtes Haar. Der Typ mochte 17 sein oder 13. Er
wimmerte und preßte beide Hände an den Leib.
    Tim klopfte seine Taschen ab
und fand eine Brieftasche voller Geld, aber keine Waffe. Das Beweisstück lag
auf dem Boden: ein Mitgliedsausweis vom Fußballclub FC TORJÄGER.
    Der Ausweis und auch der
Reisepaß lauteten auf den Namen Dieter Wasenduk.
    Tim betrachtete das Paßfoto und
verglich es mit dem Typ.
    Er war’s.
    „Das erstaunt mich aber, Didi.
Hast du dich selbst entführt?“
    Keine Antwort.
    Tim stupste ihn an mit der
Schuhspitze.
    „Ich rede mit dir, Didi.
Besser, du antwortest. Sonst werde ich ärgerlich und kann dann für nichts
garantieren.“
    „Nein.“ Dieters Stimme
gurgelte. „Ich... ich wurde verarscht. Der... Typ hat versprochen, ich
könnte... könnte mich verstecken in seiner Berg... Berghütte.“
    „Aber?“
    „Dann hörte ich, wie er
telef... telefonisch meinen Alten erpreßt. Hab’s belauscht. Der Typ kann...
kannte mich offenbar, obwohl ich einen an... anderen Namen gesagt habe. Tat so,
der Typ, als sei ich gekidnappt. Und... wollte 300 000 raus... rausquetschen
aus meinem Alten.“
    „Und da dachtest du: Wenn
schon, dann kann auch ich das kassieren. Wolltest also absahnen bei deinem
eigenen Vater.“
    „Die... dieser Arsch!“
    „Stimmt auch wieder. Gleichwohl
scheint er bereit zu sein, 300 000 für dich lockerzumachen. Wie heißt dein
Entführer?“
    „Hab’s erst ni... nicht gewußt.
Habe dann in seiner Brieftasche... nachgesehen. Platzke, so heißt er.“
    „Hartwig Platzke?“ rief Tim
erstaunt.
    „Kennst du ihn?“
    „Nicht persönlich.“ Er begann
zu lachen. „Mensch! Das ist der Drogen-Kurier, der mit deinem Alten Geschäfte
macht. Deshalb also die Maskerade, in die du jetzt eingestiegen bist. Wo ist
Platzke?“
    „In... in dieser Berghütte.“
    „Lebt er noch?“
    „Hat... hat eine Beule im Schädel.“
    „Hast ihn eingesperrt?“
    „Ge... gefesselt und
eingesperrt. Bin dann mit seinem Wagen zum nächsten Ort. Dort habe... habe ich
mir ein Taxi genommen. Auf Platzkes... Kosten. Bezahlt mit dem Geld aus seiner
Brieftasche. Ist... doch okay? Dieses Schwein! Irre teure Fahrt bis hierher.
Aber ich... ich dachte, es klappt. 300 000! Mann, wollen wir nicht zusammen...
halbe-halbe. Mein Alter merkt gar nichts

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