Schmuggler reisen unerkannt
recht
haben.“ Wasenduk war blaß geworden. „Aber wer? Feinde habe ich massenhaft.
Hunderte. Und mit allen bin ich bekannt. Mit einigen sogar befreundet.
Jedenfalls tun wir so.“
Tim kaute nachdenklich an dem
Heftpflaster, das ihm in den Mundwinkel ragte.
„Man sollte noch was
berücksichtigen, Boss: Viele, die Sie kennen, kennt Ihr Sohn vielleicht auch.“
„Stimmt.“
Tim schwieg.
Wasenduk streckte die Hand aus
zum Cognacglas. Sie zitterte.
„Wie hat der Kidnapper sich
ausgedrückt?“ fragte der TKKG-Häuptling. „Hat er Komplicen? Oder dreht er den
Coup allein?“
„Es klang... Also, von Komplott
hat er nichts gesagt. Aber daß ich Dieter nie finden würde, wenn ich ihn
reinlege. Daß Dieter dann umkommt.“
„Es sei denn“, Tim lächelte
teuflisch, „Masken-Heini nennt uns den Ort, wo Ihr Sohn auf seine Befreiung
wartet.“
„Wenn er aber doch Komplicen
hat…“
Tim schüttelte den Kopf. „Es
sieht nicht danach aus. Gefahr droht eher daher: Dieter könnte wissen, wer ihn
entführt hat. Und das würde bedeuten…“
Er sprach nicht weiter.
Wasenduk schluckte abermals
eine kleine Portion von seinem Cognac.
„18 Uhr, Rastplatz
Tafelfelsen“, sagte Tim. „Am besten, Sie lassen mich machen, Boss.“
Wasenduk nickte. Der
TKKG-Häuptling hatte sein Vertrauen erobert — sozusagen im Sturm.
Als Schauspieler, dachte Tim,
bin ich gar nicht so übel. Jedenfalls liegen mir die kriminellen Typen.
Er sah zu, wie sich der
Drogenbaron den Karton unter den Arm klemmte.
„Komm mit ins Büro, Herbi.
Kriegst 500 Mark Vorschuß — darauf, daß du deine Sache gut machst.“
Im Büro, das schnieke
eingerichtet war und geziert wurde von vielen gerahmten Fotos an den Wänden,
gab es einen Wandtresor — versteckt hinter dem besonders großen Foto eines
europaweit bekannten Kochkünstlers.
Für meinen Freud Bodo — lautete die
tinten-geschriebene Widmung.
Auch so einer, dachte Tim, der
von Wasenduk mit Drogen beliefert wird. O Mann! Ist das eine
Prominenten-Versammlung auf den Fotos! Schauspieler, Sänger,
Fernseh-Moderatoren. Brauchen die alle das Zeug, um ihren Streß zu bewältigen?
Pfui, Spinne! Da wird es aber bald eine Menge Durchhänger geben — wenn die
Polizei hier die Bude dichtmacht und der Drogen-Nachschub stockt.
Wasenduk öffnete den Tresor, in
dem Geld lag en masse, nahm fünf Hunderter heraus und gab sie Tim.
„Quittung?“ fragte der.
„Blödsinn. Übrigens ist ein
Kennwort vereinbart mit dem Typ: Heiße Nächte im In-Treff.“
Wasenduk legte den Karton in
den Tresor und verschloß die mit drei Zahlenkombinationen ausgestattete Tür.
„Ich verlaß mich auf dich,
Herbi.“
„Können Sie.“
„Soll ich dir jemanden
mitgeben?“
„Das würde den Masken-Heini nur
mißtrauisch machen.“
„Stimmt.“ Er dachte nach. „Hast
du einen Führerschein?“
„Noch nicht.“
„Wie kommst du zum Rastplatz?“
„Vielleicht mit dem Bus.
Vielleicht mit meinem Rennrad.“ Er grinste. „Falls ich ein Taxi nehme,
erstatten Sie mir die Auslagen, häh?“ Er verstärkte sein Grinsen. „War nur ein
Scherz, Boss. Was ich mit dem Masken-Heini vorhabe, verträgt keinen Zeugen.
Also, bis heute abend.“
Tim schob sein Geld in die
Tasche und stiefelte hinaus.
22. Dieters Entführer
Die TKKG-Bande zog sich zurück
in eine Querstraße, wo man blicksicher war vor Wasenduk, falls der den Abflug
machte vom In-Treff und dann fußläufig oder im Wagen die Würdigung-Straße
entlangkam.
Tim hatte berichtet.
„Und nun?“ fragte Gaby, der das
Staunen die Blauaugen weit machte.
„Die Sache heute abend ziehen
wir durch“, erwiderte er. „Dein Vater, Gaby, wäre gehandicapt. Als Symbolfigur
für Recht und Ordnung muß er sich an die Regeln halten, darf dem Kidnapper kein
Ohr abreißen. Ich bin da nicht so festgelegt. Ich kann ein bißchen Druck
ausüben, wenn es darum geht, ein Menschenleben zu retten. Denn dieser Dieter —
das meine ich — ist in Gefahr.“
„Auf gut Deutsch“, sagte Gaby:
„Du willst aus dem Kidnapper rausprügeln, wo Dieter versteckt ist.“
„Wie harsch das klingt, liebe
Pfote. Wahrscheinlich werde ich nur ein bißchen drohen.“
„Du hast Wasenduk 27 Pfund
Heroin angeliefert — um ihn als Großdealer zu überführen. Was ist nun damit? Er
muß überführt werden auf frischer Tat. Oder willst du das auf später
verschieben?“
„Neiiiiiiiin!“ empörte sich ihr
Freund. „Das sagen wir deinem Vater sofort. Die Folge wird sein:
Hausdurchsuchung
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