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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bei Wasenduk, und der Gentleman ist weg vom Fenster für einige
Jahre. Hoffentlich hat er eine Frau?“
    „Hat er. Warum hoffentlich?“
    „Damit Dieter nicht allein
dasteht.“
    „Du machst dir Sorgen. Im
übrigen wird mein Papi unbequeme Fragen stellen, wenn wir ihm das mit dem
Heroin sagen.“
    „Richtig.“
    Tim strich sich die Haare nach
hinten. Das Heftpflaster war schon entfernt worden von Gaby. Jetzt feuchtete
sie ihr Taschentuch mit der Zunge an und wischte ihm die Augenringe weg.
    „So. Bist wieder schön.“
    „Schön bin ich nie, nur
sympathisch.“
    „Ein sympathischer
Drogen-Kurier“, lachte Karl.
    „Wir haben keine Wahl“, sagte
Tim. „Es geht nur mit einem anonymen Anruf bei Gabys Vater.“
    Karl stöhnte auf.
    Klößchen verdrehte die Augen.
    „Und wer soll das machen?“
fragte Gaby. „Er kennt unsere Stimmen besser als seine eigene.“
    „Ich verstelle die Stimme.“
    „Eine ziemlich schäbige Methode.“
    „Auch mir zerreißt es das
Herz“, Tim grinste. „Aber.in der Not speist der Teufel Mücken.“
    Sie radelten zum Bahnhof, weil
dort die nächste Telefonzelle war.
    Tim hatte noch einige Einheiten
auf seiner Telefonkarte und rief an im Präsidium.
    Seine Freunde standen vor der
Zelle und mußten sich das Lachen verbeißen.
    Mit dem restlichen Heftpflaster
aus der Apotheke hatte er sich die Nase zugeklebt, beidseitig, die Mundwinkel
verengt und auch für einen scheußlich schmeckenden Teppich auf der Zunge
gesorgt.
    Seine Stimme klang jetzt, als
käme sie aus einem alten Grammophon, das tief verbuddelt ist im Müll.
    Das Präsidium meldete sich.
    „Bidde, Hörn Gloggna.“
    „Wie bitte, ich verstehe Sie
nicht.“
    „Gommizar Gloggna.“
    „Kommissar Glockner?“
    „Djaaa.“
    „Augenblick, ich verbinde.“
    Es dauerte nur Sekunden, dann
war die Verbindung hergestellt zu Gabys Vater.
    „Fraggen Sü mik nicht nach
meinöm Namön“, brabbelte Tim. „Ich gäwe nur eunön heisen Hönwas. Im In-Treff
wude oben Heroin angeliwert. 27 Pfund. Ist verstockt in Wasenduks Püro. Dort im
Wandseif.“
    „27 Pfund Heroin in Wasenduks
Büro im Wandsafe“, wiederholte Glockner. „Habe ich richtig verstanden?“
    „Absolut. Dodal.“
    „Herzlichen Dank! Wenn
irgendwer anriefe, würde ich der Sache nicht nachgehen. Aber da du es bist,
Tim... Steht Gaby neben dir? Irgendwann müßt ihr mir erzählen, woher ihr den
Hinweis habt. Tschüs!“
    Er legte auf.
    Der TKKG-Häuptling ließ den
Hörer sinken.
    „Er had möch ergannd“,
brabbelte er zur Telefonzelle hinaus. „Had abör geine Fragen geschtelld.“
     
    *
     
    Kalter Wind pfiff über die
Felder. Später Nachmittag. Es dunkelte.
    Die TKKG-Bande radelte über die
Landstraße und näherte sich der vielbefahrenen Bundesstraße, von der
Pleitzkirchen mit der Großstadt verbunden wird.
    Dohlen, schwarz und von weitem
leicht mit Raben zu verwechseln, hockten in der Landschaft, suchten sich ihr
Futter auf Äckern und Misthaufen.

    Auf der Bundesstraße preschten
Autos. Scheinwerfer grellten in die dunstige Dämmerung.
    Neben der Fahrbahn führte ein
Radweg bis nach Pleitzkirchen.
    Tim stoppte. Es war 17.41 Uhr.
    „Noch einen Kilometer. Dort
hinter den Bäumen ist der Rastplatz. Ihr bitte bleibt hier. Wenn mehr als einer
auftaucht, läßt sich der Saukerl nicht blicken. In einer halben Stunde könnt
ihr nachkommen. Ihr seid echte Pleitzkirchner, wollt heim und rollt zum
Tafelfelsen, weil man hinter den Bäumen ungesehen austreten kann. Mit mir habt
ihr nichts zu tun — es sei denn, der Kidnapper ist pünktlich und ich hab alles
schon erledigt, beziehungsweise im Griff.“
    „Wenn der wirklich bewaffnet
ist…“ Gaby schluckte.
    „Ich bin vorsichtig, Gaby.
Solange eine Waffe auf mich gerichtet ist, mache ich, was er will.“
    Tim küßte seine Freundin auf
die Wange, fuhr dann los, flott und äußerlich wieder zugerichtet wie bei seinem
Besuch im In-Treff.
    Es war jetzt fast dunkel. Er
schaltete die Lampe ein, die er — zwecks abendlicher Verkehrstauglichkeit —
hatte anbringen lassen an seinem Rennrad.
    Zwei Radler kamen ihm entgegen.
Man wich sich aus, denn es gab nur diesen einen Radweg. Auf der anderen Seite
der Straße moderte ein Chaussee-Graben hinter der Leitplanke.
    Tim erreichte den Rastplatz.
    Er hieß Tafelfelsen, weil dort
ein hüfthoher Felsen lag, oben abgeplattet und in der Form eines für eine
festliche Mahlzeit gedeckten Tisches. Holzklötze als Stühle umgaben den Fels.
Hier konnte man rasten und schmausen.
    Der

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