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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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irgendwelcher Fliegenmaden deutet darauf hin, dass er kurz nach seinem Tod verscharrt wurde. Außerdem ist ihm ins Herz geschossen worden.«
    »Das Beste hebt man sich bis zum Schluss auf«, sagte Challis.
    »Lass sie lachen, lass sie weinen, lass sie warten«, meinte Freya Berg. Challis sah sie anerkennend an. »Mitten in den Brustkorb, hier«, fuhr sie fort und legte ihre Hand zwischen ihre Brüste. »Ich habe die Kugel gefunden und zur weiteren Untersuchung in die Ballistik geschickt. Auf den ersten Blick meinten sie, es handele sich um Kaliber 9 mm.«
    Challis nickte. Eine unversehrte Kugel mit ihren untrüglichen Markierungen konnte stets mit der Waffe in Verbindung gebracht werden, aus der sie abgefeuert worden war. »Sonst noch etwas?«
    »Keine andere Todesursache, soweit ich das beurteilen kann. Die Toxikologie gibt vielleicht noch Aufschluss darüber, dass er vergiftet worden sein könnte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Schuss tödlich war.«
    »Persönliche Habe?«
    »Dieser Kassenbon.«
    Challis sah ihn sich an. Kein Hinweis auf Laden oder Dienstleister. Nur das Datum – zwei Tage vor der Ermordung von Janine McQuarrie – und die Summe, zwei Dollar fünfundneunzig. Ein Schinkensandwich aus einer Milchbar? Eine leere Videokassette aus einem Billigheimer? Ein unbrauchbarer Hinweis.
    »Bleibt uns noch der fehlende Finger«, sagte Challis.
    »Ringfinger der rechten Hand, um genau zu sein«, fügte Freya an. »Wie ich schon gestern vermutet habe, ist diese Verletzung nicht kürzlich eingetreten, sondern bereits kurz nach Eintritt ins Erwachsenenalter. Er wurde abgerissen, nicht sauber abgetrennt. Ein Unfall? Eine Explosion? In eine Maschine geraten? Genauer lässt sich das nicht mehr feststellen.«
    »Jedenfalls kann man darauf aufbauen«, sagte Challis. »Das passt zu einer Zeugenaussage in einem anderen Verbrechen. Und das tote Mädchen?«
    Freya schüttelte traurig den Kopf. »Ertrunken. Vielleicht hätte sie überlebt, wenn sie jemand früh genug aus dem Wasser gezogen hätte.«
     
    Ertrunken?
    Ein paar Tage später las Andy Asche weit oben im Norden Queenslands die Internetausgabe des Age .Er unterdrückte ein Schluchzen und las den Artikel noch einmal. Ja, da stand es: Ertrunken.
    Andy stolperte hinaus in das, was man in den Tropen als Winter bezeichnete. Nat war zwar in Schilf und Brackwasser versteckt gewesen, aber die Bullen hatten wohl auch nicht sonderlich intensiv gesucht. Andy musste blinzeln. Er hätte nicht weglaufen dürfen. Er hätte dort bleiben und sie ins Gras hochziehen sollen. Aber wäre er denn noch rechtzeitig gekommen, um ihr das Leben zu retten? Er stellte sich die Szene bildhaft vor, ihren kalten, nassen, leblosen schweren Körper. Er hätte sich nicht aus dem Staub machen dürfen.
    Dann versuchte er sich einzureden, dass er daran keine Schuld trug. Jeder andere hätte auch angenommen, dass sie verduftet war.
    Ertrunken .
    Und er hätte sie retten können.
     
    Auch Vyner hatte Zeitung gelesen und Nachrichten geschaut. »Flaches Grab«, immer wieder fingen sie mit dem flachen Grab an. Sollten die doch mal versuchen, in dem Gebiet ein tiefes Grab zu schaufeln. Klar, die Erde war weich gewesen, aber es gab jede Menge Wurzeln dort.
    Dann kriegte er eine SMS: Wenn er seine fünfzehn Riesen wollte, müsste er einen weiteren Job gratis drauflegen.
    Vyner tobte. Die Sache war ein Kinderspiel, aber er tobte trotzdem.
     
    Am selben Tag erhielt Challis die Bestätigung, dass es sich bei dem Toten aufgrund der Zahnabdrücke um Nathan Gent handelte, und noch am selben Abend fuhr er mit Ellen zu Robert McQuarrie, um ihn damit zu konfrontieren. Sie kamen gar nicht erst über die Türschwelle.
    »Hat Ihre Frau jemals einen Mann namens Nathan Gent in Behandlung gehabt?«
    Auf McQuarries weichem, mürrischem Gesicht flackerte nichts auf. »Keine Ahnung.«
    »Jung, rasierter Schädel, ein Finger an der rechten Hand fehlt.«
    McQuarrie machte ein angewidertes Gesicht. »Sie behandelte Menschen aus allen Lebenslagen, auch Strandgut.«
    »Vielleicht haben Sie sich mit diesem Mann angefreundet.«
    »Worauf wollen Sie hinaus? Dass ich ihn angeheuert habe, um Janine umzubringen?«
    »Und, haben Sie?«
    »Nein, und jetzt verschwinden Sie. Ich sage es nicht noch einmal: Wenn Sie mich befragen wollen, dann wird mein Anwalt dabei sein. Will das nicht in Ihren sturen Dickschädel?«
     
    Etwa zur gleichen Zeit unterhielt sich Scobie Sutton leise mit seiner Frau. Beth schnitt Zwiebeln, schniefte

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