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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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über Sonntagshemd und -hose angezogen. Scobie, der noch verdrießlicher war als sonst, nahm die Entlassung seiner Frau wohl schwer mit. »Ich glaube, es handelt sich um Natalie Cobb«, vermutete sie.
    »Das glaube ich auch«, bestätigte er.
    »Und du hast die Fingerabdrücke ihres Freundes auf dem Diebesgut gefunden?«
    Scobie nickte grimmig. »Er ist abgehauen, aber ich konnte ihn bis Queensland verfolgen.«
    »Ein großes Bundesland.«
    »Ja.«
    »Glaubst du, er wusste was von ihrem Tod?«
    Scobie zuckte mit den Schultern. »Schon möglich. Als ich ihn befragt habe, schien er nicht zu wissen, dass sie vermisst wurde, aber vielleicht hat er zwei und zwei zusammengezählt und selbst nach ihr gesucht.«
    Ellen betrachtete die trügerischen Bodensenken ringsherum, sah Gras, Gestrüpp und alte, ungeschnittene Apfelbäume. »Ein furchtbarer Ort, um zu sterben.«
    Scobie nickte auf seine ihm eigene todtraurige Art.
    Dr. Berg sah zu ihnen auf. »Erste Ergebnisse gefällig?«
    »Ja, bitte«, sagte Ellen.
    »Ich habe einen Schülerausweis auf den Namen Natalie Cobb vom Waterloo Secondary College gefunden. Das Wasser richtet im Laufe der Zeit einen ungeheuren Schaden an der Haut an, aber die Kleidung hat einen gewissen Schutz geboten, und am Unterleib lassen sich Blutergüsse feststellen, die auf einen Sicherheitsgurt hinweisen. Ich habe zudem die üblichen Spuren der Verwesung an allen dem Wasser direkt ausgesetzten Hautflächen gefunden, an Gesicht und Händen. Die rechte Hand scheint von Tieren angenagt worden zu sein. Ich schätze mal, dass sie seit mindestens zwei Wochen im Wasser liegt. Eine Leiche im Wasser verwest halb so schnell wie an der Luft – alles natürlich in Abhängigkeit von Temperatur, Insekten- und Tieraktivitäten und Luftfeuchtigkeit. Nach der Autopsie weiß ich mehr.«
    »Aber können Sie feststellen, ob ihr Tod etwas mit dem Unfall zu tun hatte?«
    Dr. Berg zuckte mit den Schultern und ihre dunklen Augen blitzten humorvoll auf. »Tut mir leid, Ellen. Die Umstände ihres Todes und ihr Fundort hier haben möglicherweise nichts miteinander zu tun.«
    »Also noch mehr Komplikationen«, murmelte Scobie.
    »Im Labor werde ich mehr wissen«, fuhr Dr. Berg fort. »Es scheint ein Schädeltrauma vorzuliegen, und womöglich stoße ich auf innere Verletzungen, die vielleicht zum Tod geführt haben. Vielleicht ist sie auch ertrunken.«
    Ellen sah Scobie Suttons gequälten Gesichtsausdruck. Sein Innenleben stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er fühlte zu sehr und zu schnell mit. Er stellte sich immer alles Leid der anderen vor. Einen Augenblick lang fühlte Ellen mit und sah ihre eigene Tochter tot auf dem schlammigen Gras liegen. »Pam«, sagte sie, »Sie sind völlig durchnässt. Gehen Sie nach Hause. Hier ist alles unter Kontrolle.«
    Die Jüngere wirkte erleichtert. »Wenn Sie meinen, Sergeant.«
    »Ja, das meine ich.«
    Ellen sah ihr hinterher und rief ihr nach: »Als Sie den Fahrer im Naturschutzgebiet verschwinden sahen, hatte er da etwas bei sich?«
    »Ich habe nichts gesehen«, rief Pam zurück, stieg durch den Zaun und ging zu ihrem Wagen.
    Ellen grübelte. Trotzdem würde sie das Gebiet durchkämmen lassen müssen. Vielleicht hatte der Fahrer – dieser Andrew Asche – auf der Flucht irgendetwas verloren, das ihn mit dem Toyota, mit Natalie, mit den Einbrüchen in Verbindung brachte.
    Und was, wenn es zwei Fahrgäste gegeben hatte und noch einer tot da draußen lag?
    Ellen rief Scobie und ein paar Constables zu sich, dann kletterte sie über den Zaun ins Naturschutzgebiet. Eine Stunde später fand sie sich ruhelos und enttäuscht auf einer kleinen Lichtung wieder. Sie überquerte sie, wobei sie sich ab und zu bückte und aus Sympathie mit Pam Murphy und den Buschratten Pittosporumsprösslinge aus dem Boden riss. Hände und Rücken schmerzten. Feuchter Nebel hatte sich über das Gelände gelegt.
    Überall Pittosporen. Die armen Buschratten. Ellen streckte sich und beugte sich wieder vor, um einen weiteren Sprössling aus dem fruchtbaren Boden zu ziehen. Durch ein Zusammentreffen von Umständen – Licht, veränderte Blickrichtung, das Gefühl, dass an der umgebenden Erde und dem Gras irgendetwas nicht stimmte, dazu noch Erfahrung und Instinkt – wurde ihr klar, dass sie auf ein flaches Grab schaute.

58
    Als Challis eintraf, fand er entlang des Zaunes zu Myers Reserve eine ganze Reihe von Fahrzeugen vor: Fotografen und Videofilmer, Beweissicherung, Spurensicherung und Gerichtsmedizin. Ein paar

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