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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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uniformierte Beamte standen an der Zufahrtsstraße; einer, um zu kontrollieren, dass nur Berechtigte Zugang hatten, der andere, um Schaulustige zu verscheuchen. Mehrere uniformierte Polizisten suchten unter Leitung von Ellen Destry das angrenzende Weideland systematisch ab. Challis zog Gummistiefel an und stapfte durchs nasse Gras zu ihr hinüber.
    »Hier drüben«, sagte sie.
    Sie führte ihn ins Naturschutzgebiet. Der Boden unter ihren Füßen war ganz weich. Farne strichen ihnen an den Oberschenkeln entlang, und schon bald war Challis’ Hose völlig durchweicht. »Wie bist du denn darauf gekommen, dass das ein Grab ist?«
    Ellen grinste selbstzufrieden. »Der Boden sah anders aus. Eine gleichmäßig rechteckige Fläche, eine leichte Oberflächensenkung, und Gras und Unkraut waren irgendwie grüner.«
    Challis brummte. Sie kamen auf eine Lichtung und stießen auf ein aufblasbares Untersuchungszelt, unter dem Freya Berg modrige Blätter und feuchte Erde von einer Leiche fegte. Ein Mann von der Spurensicherung durchsiebte die daneben liegende Erde nach Gegenständen, die vom Toten oder von demjenigen stammen konnten, der die Leiche dort vergraben hatte.
    »Hallo, Freya«, sagte Challis, »zwei Leichen zum Preis von einer.«
    »Na, warten Sie erst mal, bis ich meine Rechnung stelle«, erwiderte Freya Berg. »Ich war schon auf dem Weg zurück in die Stadt und habe von einer langen, heißen Dusche geträumt, da hat mich Ihr guter Sergeant hier angerufen und gesagt: ›Ätsch.‹«
    »Was gibt es denn?«, fragte Challis mit seiner CSI-Miami- Stimme.
    Freya grinste und sprach während der Arbeit weiter: »Jung, männlich, vollständig bekleidet, schwer zu sagen, wie lange er schon hier liegt.«
    »Und ungefähr?«
    Freya seufzte. »Es gibt noch kein Leichenwachs, also sicherlich nicht mehrere Monate.«
    Challis schluckte unwillkürlich. Er wusste, was es mit dem Leichenwachs auf sich hatte. Dabei handelte es sich um eine bröckelige, wächserne Substanz, die auf großen Hautpartien erschien, wenn sich das Körperfett in langkettige Fettsäuren umwandelte. Er hatte das Zeug einmal berührt: Nie wieder.
    »Allerdings gibt es einige Faktoren, die die Sache verkomplizieren«, fuhr Freya fort. »Bodenkontakt, Bodenart, Feuchtigkeitsgehalt – all das beeinflusst das Tempo der Verwesung.«
    Challis und Ellen schauten zu, wie Freya und ihr Assistent die Leiche auf eine Bahre hoben und der Assistent dann ins Grab schaute. »Hier liegen ein paar flachgedrückte Blätter, die noch nicht ganz verrottet sind.« Er schaute auf und wies schweigend auf ein paar in der Nähe stehende Pappeln an der Weideseite des Zauns. Die Bäume waren kahl, doch sie hatten erst vor wenigen Wochen ihre Blätter verloren.
    Challis nickte. Nun grub der Assistent bis zu der festgedrückten Erde weiter und machte sich daran, das gelockerte Material durchzusieben. Challis berührte Ellen am Unterarm. »Sie haben das Gelände um das Grab herum durchkämmt?«
    »Natürlich.«
    Die Frage hätte er sich sparen können. »Danke.«
    Ellen nickte.
    »Die Kleidung ist nicht verrottet«, sagte Freya, »keine Wurzel ist durch Brustkorb oder Becken gewachsen, nichts Interessantes, nur ein junger Mann in einem flachen Grab – meiner Schätzung nach ist er in den letzten vier bis sechs Wochen hier gelandet.«
    »Sie werden nicht für Schätzungen bezahlt, Doktor«, bemühte sich Ellen um einen Scherz.
    »Bis ich die Leiche im Labor habe, schon«, entgegnete Freya. Sie besah sich die Leiche, ein vage menschlich wirkender Umriss voller nasser Erde und verrottender Blätter. »Ich kann keine Insektenspuren entdecken, also wurde er wahrscheinlich kurz nach seinem Tod hier vergraben. Auch keine Anzeichen, dass die Füchse ihn entdeckt hätten. Was früher oder später der Fall gewesen wäre.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Möglicherweise durch einen Schuss in die Brust«, antwortete Freya und sah auf die Leiche herab. »Es gibt ein Loch in der Oberbekleidung und wahrscheinlich Blut. Falls dem so ist, gibt es jedenfalls keine Austrittswunde, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich nicht bestätigen, dass er auch an dieser Schusswunde gestorben ist.«
    Dann wandte sie sich an Challis. »Sie können die Leiche von hier fortschaffen lassen. Ich werde morgen die Autopsie vornehmen.« Dann warf sie Ellen einen Blick zu. »Wer wird für die Polizei daran teilnehmen?«
    »Ich«, sagte Challis.
    »Und bei dem toten Mädchen?«
    Scobie Sutton wollte schon etwas sagen, doch

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