Schnapsdrosseln - Kriminalroman
Schätzchen.« Die alte Dame packte die Leine fester. »Komm mit Mutti. Wir gehen jetzt!« Sie zerrte das Tier aus dem Sand und marschierte den Weg in den Park hinein, ohne sich umzudrehen.
Jan-Erics Mutter sah Till an. »Danke. Das war sehr nett von Ihnen. Gott, ich wusste nicht … ich kenne die gar nicht, ist das …«
»Ja«, fiel ihre Freundin ihr ins Wort. »Genau die ist das.«
»Gott«, wiederholte Jan-Erics Mutter. »Aber das geht trotzdem nicht«, befand sie. »Das ist eine giftige kleine Töle. Irgendwann erwischt die mal ein Kind! Das geht einfach nicht.« Sie starrte in die Richtung, in die Elsa Nolden sich langsam entfernte.
Margot sprang von der Bank, auf der sie noch immer saß, auf. »Ich muss los«, rief sie Till zu. »Ich muss dringend los. Ich ruf dich an!«
Bevor er etwas erwidern konnte, war sie in die Richtung davongeeilt, in die Elsa Nolden verschwunden war.
ACHT
»Du bist betrunken!« Agathe klang hocherfreut.
»Bin ich nicht«, behauptete Britta. Das entsprach möglicherweise nicht ganz der Wahrheit, aber letztlich ging es bei Unterhaltungen mit Agathe eher ums Prinzip als um Wahrhaftigkeit. »Man darf doch wohl ein Bier trinken!«
Agathe grinste und wandte sich wieder dem Laptop zu, den sie auf ihrem Schoß stehen hatte. »Es reicht«, sagte sie. »Jetzt ist wirklich Schluss. Ich kann die Biester nicht mehr sehen!«
»Vielleicht zwei Bier«, sagte Britta, die sich nicht recht konzentrieren konnte. »Aber trallala! Ich bin mit dem Taxi gekommen. Extra wegen dir.« Natürlich erwartete sie nicht wirklich Dankbarkeit. Dafür kannte sie Agathe zu gut.
»Ent-freun-den.« Agathe drückte entschlossen auf den Knopf. »Ich begreife nicht, was die Leute mit ihren Katzen haben. Ich möchte nicht mit Katzen belästigt werden. Die Katze sitzt in einem Kochtopf. Das ist nicht süß. Das ist unhygienisch!«
»Wovon redest du, bitte?«
»Facebook«, murmelte Agathe abwesend.
»Hallo!« Britta stellte sich vor den Sessel und wedelte mit einer Hand vor dem Bildschirm herum. »Agathe, du hast gesagt, du musst mich dringend sprechen. Ich hoffe, es geht nicht um deine Probleme mit Katzen in sozialen Netzwerken!«
»Ich habe keine Probleme. Die hat ein Problem. Katzen. Immer Katzen. Die kann mir mal gestohlen bleiben!« Agathe blickte vom Bildschirm auf. »Als ich dich angerufen habe, konnte ich ja nicht ahnen, dass du betrunken bist.«
»Ich bin nicht betrunken!«, wiederholte Britta. »Und außerdem bist du ja wohl die Letzte, die mir deshalb Vorwürfe machen sollte.«
»Wer macht dir Vorwürfe?« Agathe senkte ihren Blick wieder auf den Bildschirm, grinste kurz und tippte dann in für ihre krummen Finger erstaunlicher Geschwindigkeit.
»Davon abgesehen war das dienstlich. Das Bier, meine ich, rein dienstlich.« Obwohl es sich nicht so anfühlte. Eigentlich fühlte es sich ganz und gar nicht so an. Stefanie war nett. Wirklich eine sehr nette Frau. Klug auch, eine, die viel von Hunden verstand. Und von anderen Dingen. Es war sehr schön gewesen, mit ihr ein Bier zu trinken. Und noch eins. Und möglicherweise noch ein drittes. Mit so einer sympathischen Frau. Einer, die etwas zu verstehen schien. Etwas, das wichtig war, etwas, das Britta auch verstehen musste, dringend, irgendwie. »Ich bin betrunken«, erkannte sie, unglücklicherweise laut.
Agathes Grinsen wurde breiter. Sie hob die Hände von der Tastatur und begann, die Fingergelenke zu massieren. »Scheiß-Arthritis.«
»Aber darum geht es ja nicht.« Britta schüttelte unwillig den Kopf. »Es geht nämlich so nicht weiter!«
»Mit der Arthritis?«
»Nein! Herrgott. Du bringst mich ganz durcheinander.«
Agathe seufzte, warf einen letzten Blick auf den Bildschirm und klappte den edlen Laptop zu.
Britta ließ sich aufs Sofa fallen. »Das Problem ist nicht, dass er so ungezogen ist, also Louis, weißt du? Dass er mir den letzten Nerv raubt, weil er ständig kläfft und angibt und Zaziki will. Das Problem ist, dass er das tut, weil er unglücklich ist. Er weiß nicht, wo sein Platz ist, verstehst du? Er ist überfordert und unsicher, und deshalb macht er Unsinn und ist die Pest. Weil er keine Bindung zu mir hat.«
»Louis, ja?«
»Natürlich Louis! Wer denn sonst?«
»Niemand. Natürlich niemand.« Agathe stellte den Laptop vorsichtig auf den Beistelltisch. »Kaffee«, erklärte sie dann. »Du brauchst einen Kaffee.«
»Er ist sauer auf mich. Er ist sauer, weil er nicht bei Stefanie bleiben durfte. Er liebt sie nämlich. Viel mehr
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