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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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der Tische im hinteren Teil des Lokals nieder. Karierte Tischdecken und farbenfrohe Kunstblumen verliehen dem Raum den Charme einer Campingplatzkneipe. Die Wände waren mit großen, leicht verblichenen Fotografien griechischer Baudenkmäler dekoriert.
    Louis schien begriffen zu haben, dass die Dinge sich in seinem Interesse entwickelten. Brav hockte er sich neben Brittas Stuhl und sah Ingeborg Papadakis mit seinem charmantesten Hundeblick an. Die bemerkte davon allerdings nichts, sondern war damit beschäftigt, weißen Knoblauchjoghurt auf einen Teller zu schaufeln. Dann füllte sie zwei Tassen mit Kaffee und servierte alles zusammen. Als Margot den Teller unter den Tisch stellte, kläffte Louis beglückt.
    »Sie geben mein gutes Zaziki dem Hund?« Frau Papadakis’ Gesicht verzog sich empört.
    »Er ist ein Feinschmecker«, versicherte Margot. »Er stellt allerhöchste Ansprüche an sein Futter.«
    »Das ist krank«, befand Frau Papadakis. »Das ist Zaziki für Menschen. Es ist Verschwendung, es einem Hund zu geben! Außerdem ist es unappetitlich. Das hier ist ein Lokal. Keine Hundehütte.«
    »Er ist ziemlich schlecht erzogen«, räumte Britta ein. »Wir haben ihn noch nicht so lange.«
    »Was die Leute sich rausnehmen heutzutage …« Ingeborg Papadakis schien mit sich selbst zu reden, obwohl sie noch immer neben dem Tisch stand, offensichtlich unschlüssig, wie mit der Situation umzugehen war. Die Glocke an der Ladentür riss sie aus der unwilligen Betrachtung.
    »Jupp!«, rief sie und stürmte auf den älteren Herrn zu, der in Begleitung eines würdigen, offenbar wohlerzogenen Dackels das Lokal betreten hatte. Sie schloss ihn in die Arme und presste ihn kurz an ihren Busen. »Pollux, du Guter!«, säuselte sie dann, beugte sich hinunter und tätschelte dem Dackel zur Begrüßung den Kopf, bevor sie Jupp am Ärmel packte und zu einem der Tische führte. Louis hob kurz den Kopf und knurrte Pollux drohend an. Der ignorierte das hoheitsvoll.
    »Jupp, du armer, armer Mann!« Frau Papadakis drückte den Mann auf einen Stuhl. »Ich hole dir einen Ouzo. Du kannst sicher einen gebrauchen.«
    »Oh, ich auch«, mischte sich Margot ein. »Bringen Sie mir bitte auch einen?«
    Abermals traf sie ein missbilligender Blick, aber Frau Papadakis war Geschäftsfrau genug, ihr ein Glas auf den Tisch zu knallen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem bevorzugten Gast zuwandte.
    »Wie geht es dir?«
    Jupp seufzte schwer. »Den Umständen entsprechend.« Er trank einen Schluck. »Es war natürlich ein Schock. Man findet ja nicht alle Tage eine Leiche.«
    Britta schielte neidisch zu dem Dackel, der sich brav neben Jupps Stuhl niedergelassen hatte, sich einrollte und entspannt die Augen schloss.
    »Natürlich«, sagte Frau Papadakis. »Natürlich nicht, meine ich. Guter Gott! Ich habe gehört, sie haben den Norbert Reuter verhaftet. Stimmt das?«
    »Das wollten sie wohl«, erwiderte Jupp. »Aber er ist abgehauen, als die Polizei kam.«
    »Meinst du, er hat tatsächlich …?« Ingeborg Papadakis sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Glaubst du, er hat ihn umgebracht? Ich kann mir das gar nicht vorstellen.« Sie schüttelte sorgenvoll den Kopf.
    »Na, Grund genug hätte er gehabt.« Jupp griff erneut nach seinem Glas. »Aber ich kann mir das auch nicht vorstellen. Der Norbert kann doch keiner Fliege was zuleide tun.«
    »Man sieht den Menschen nicht ins Herz«, bemerkte Frau Papadakis weise. »Und auch nicht hinter die Stirn!«
    Louis schob den Teller, den er in Windeseile leer gefressen hatte, mit der Nase über den Boden.
    »Aus, Louis, lass das«, zischte Britta, die ahnte, dass Frau Papadakis ein solches Verhalten nicht billigen würde.
    »Können wir noch eine Portion Zaziki haben?«, bat Margot, der derlei Skrupel völlig fremd waren.
    »Moment!« Frau Papadakis warf ihr einen bösen Blick zu und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
    »Kümmer dich ruhig erst um deine Kundschaft, Ingeborg«, sagte Jupp. »Ich hab Zeit.«
    »Die wollen Zaziki. Für ihren Hund!« Ingeborg Papadakis’ Ton ließ keinen Zweifel, dass derart ungeheuerliche Wünsche hintangestellt gehörten. »Hat man so was schon gehört, dass ein Hund Zaziki frisst?«
    »Das ist … interessant«, befand Jupp und musterte Louis neugierig. »Pollux mag nur Schinken und Wurstzipfel. Und Käsespätzle.«
    »Das ist dekadent«, korrigierte Frau Papadakis. »Das ist nicht richtig! In der Dritten Welt verhungern die Kinder!« Sie warf Louis einen Blick zu,

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