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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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Freund, ein sehr guter Freund, er hat mich unterstützt, und ich bin ihm für vieles dankbar. Es ist schrecklich, dass er tot ist.«
    »Und was ist mit Norbert Reuter?«
    »Was soll mit Norbert sein?«
    »Wo ist er?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Nach allem, was man so hört, sind Sie mit dem doch auch …«, Sophie legte eine demonstrative Pause ein, »befreundet«, fuhr sie dann fort.
    »Hören Sie, mir gefällt Ihr Ton nicht!« Zwischen Stefanie Hartmanns schmalen Augenbrauen erschien eine senkrechte Falte. Eine, die Wörner veranlasste, sich nun doch ins Gespräch einzuschalten.
    »Frau Hartmann, wir ermitteln in einer Mordsache. Manche Fragen mögen Ihnen unpassend erscheinen, aber wir müssen uns ein Bild machen. Ein möglichst umfassendes Bild.«
    Stefanie Hartmann griff erneut nach den Zigaretten. Sie schien kurz nachzudenken. »Ich sehe zwar nicht, was mein Intimleben mit der Sache zu tun hat, aber bitte – auch Norbert ist mein Freund. Ein ebenso guter und langjähriger Freund. Und darum kann ich Ihnen versichern, dass das, was Sie möglicherweise annehmen, absurd ist. Sie hatten ihre Differenzen. Aber Norbert hätte Bernd nie etwas antun können«, sagte sie dann.
    »Eben deshalb ist es so wichtig, dass wir ihn so schnell wie möglich finden. Wir müssen mit ihm reden. Wenn Sie also eine Idee haben, wo er stecken könnte, wenn er sich bei Ihnen gemeldet hat, dann müssen Sie uns das sagen.«
    »Natürlich.« Stefanie Hartmann hob eine Hand, strich sich erneut eine Strähne, die aus dem Zopf entkommen war, hinters Ohr.
    »Wann haben Sie Bernd Nolden das letzte Mal gesehen?«, übernahm Sophie wieder.
    »Vorgestern.« Stefanie Hartmanns Antwort kam prompt. So, als habe sie sich auf diesen Teil des Gesprächs vorbereitet. »Gegen halb sechs. Er kam vorbei, um mir ein paar Unterlagen zu bringen.«
    »Was für Unterlagen?«, fragte Wörner.
    »Ich habe mich gerade selbstständig gemacht. Mit einer Hundeschule. Ich spiele mit dem Gedanken, die Sache zu erweitern. So eine Art Hundepension zu eröffnen, wo Leute ihre Tiere unterbringen, wenn sie im Urlaub sind. Ich verstehe leider mehr von Tieren als von Geschäften.« Sie lächelte kurz. »Bernd hat mir geholfen. Businessplan und solche Sachen. Er hat mir erklärt, wie das, was mir im Kopf herumgeht, zu konkretisieren ist. Man muss an viele Sachen denken. Finanzierung, Kundenakquise, Versicherungen – mit so etwas kannte er sich gut aus.«
    »Hat er Ihnen Geld gegeben?«, mischte sich Sophie erneut ein.
    »Nein.« Stefanie Hartmann presste die Lippen aufeinander. Sie schien kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. »Natürlich nicht. Wenn ich Geld brauche, dann leihe ich mir das von der Bank. So wie alle anderen Menschen auch.«
    »Wir werden das überprüfen.«
    »Das werden Sie nicht!« Stefanie erhob sich. »Entschuldigen Sie, aber mir reicht es jetzt.« Erneut vernahm man ein Knurren aus der Ecke. Diesmal rügte Stefanie den Hund nicht. Die Dogge erhob sich und trottete zu ihrer Besitzerin. Ihr Blick wirkte starr und bedrohlich.
    Sophie setzte sich ein wenig aufrechter, und auch Wörner kostete es Mühe, entspannt zu bleiben. Stefanie Hartmanns Hand wanderte zum Hals des Hundes. Aber statt ihn am Halsband, das er, wie Wörner nun bemerkte, gar nicht trug, zu packen, kraulte sie ihn abwesend.
    »Ich bin ja nicht vom Fach«, sagte sie, »aber ich denke nicht, dass Sie so ohne Weiteres meine Finanzen überprüfen dürfen. Mit jemandem befreundet zu sein, der ermordet wurde, ist kein Verbrechen. Wenn ich mich da täusche – bitte, dann nur zu! Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Ich habe nichts zu verbergen. Aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit mehr. Wenn Sie mich also bitte entschuldigen würden.«
    Das große grüne Tor mit der eingelassenen Tür schräg gegenüber. Ein Zufall, dass die Polizei gerade angekommen ist.
    Vom Tor blättert die Farbe, der Bürgersteig ist ungefegt. So etwas ist ihr egal. Das interessiert die Hexe nicht.
    Hier kann man sitzen, hier auf der Bank, keiner wundert sich. Dazu ist die Bank ja da, am Fuß des Burgbergs, auf dem schon lange keine Burg mehr steht, sondern die Kirche. Angeblich gibt es einen geheimen Gang, unterirdisch, vom Hof der Hexe zur Kirche. Geheimnisse überall, wer da wohnt, hat sich nie in die Karten schauen lassen.
    Einfach sitzen, hinübersehen. Erstaunlich, dass niemand hinsieht, keiner den Hass erkennt, das rote, brodelnde Gefühl im Kopf. Es sickert nicht nach außen, verzerrt nicht das

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