Schnapsdrosseln
klapperndem Geschirr verlockte Louis, der sich bislang in den Büschen ergangen hatte, dazu, an den Tisch zu kommen und zu prüfen, ob es etwas gab, das für ihn von Interesse sein könnte.
Britta hob das Messer auf und starrte es an, als wäre es an allem schuld.
»Louis, Schätzelein, komm mal her, mein Dickerchen …« Margot kramte in ihrer Riesenhandtasche und zog ein Plastiktöpfchen heraus. »Ich hab dir was mitgebracht. Extragroße Portion. Und Sonderpreis. Herr Papadakis kann mich mittlerweile nämlich ziemlich gut leiden. Er denkt, ich lenke Jupp von seiner Gattin ab.« Sie grinste zufrieden. »Zu blöd, dass die Besten immer verheiratet sind.«
»Ach, trallala«, befand Agathe. »Sei froh. Machen nur Ärger, Männer. Wie Hunde …«
»Wem sagst du das? Obwohl ich seit heute Morgen denke, dass unser kleiner Stinker hier gar nicht so übel ist …« Sie stellte das Schälchen auf den Boden.
»Nicht«, protestierte Britta. »Ich hab dir das doch erklärt! Er kriegt kein Zaziki mehr. Er kriegt vorerst nur noch sein Trockenfutter, und zwar nur wenn er …«
»Herrgott!« Margot knallte den schmierigen Deckel auf den Tisch. Relativ unappetitliche Geräusche unter dem Tisch kündeten davon, dass Louis ihr Geschenk goutierte. »Jetzt spiel hier mal nicht die Hundegouvernante! Man muss auch mal gönnen können!«
»Sie ist ihr hörig, merkst du?« Agathe fächelte sich mit der Hand Luft zu. »Wir haben unsere Britta an die Hundeflüsterin verloren.«
Es kostete Mühe, aber Britta schaffte es, all die Dinge, die sie zu dem Thema anzumerken hatte, für sich zu behalten. Es hatte keinen Sinn, darüber zu diskutieren. Nicht mit diesen Gesprächspartnerinnen.
Sie dachte an den Morgen, an das, was sie gelernt hatte, und beschloss, Prioritäten zu setzen.
»Es ist mir egal, wie ihr das findet«, sagte sie. »Aber ich bin diejenige, die Louis an den Hacken hat. Ihr kümmert euch nur um ihn, wenn es euch gerade passt. Und er nervt mich. Er nervt alle. Das ist nicht gut, aber man kann das ändern. Und das werde ich. Das ist mir wichtig, und ich verlange, dass ihr mich nicht sabotiert!«
Margot warf Agathe einen vielsagenden Blick zu. »Bitte«, sagte sie dann, »wenn es dir hilft. Ab morgen sind wir superkonsequent.«
»Ja, das müssen wir. Weißt du, Stefanie sagt …«
»Oh nein!«, unterbrach Agathe. »Du kannst mich nicht gegen meinen Willen hier rausschleppen und mich der Sonne, dem Ozon und der ekligen Pizza aussetzen und mir dann auch noch ein Loblied auf diese Stefanie singen. Ich will keine weiteren Weisheiten über Hunde hören. Ich möchte über interessante Dinge sprechen. Und da gibt es einige …«
Sie legte demonstrativ eine Pause ein. »Ich weiß nämlich noch etwas. Etwas, das X irritiert. Und nicht nur ihn. Wie es aussieht, telefoniert der alte Hottbender gerade lustig herum und macht den Laden vom Nolden schlecht. Offenbar will Maxi Nolden verkaufen. Und Hottbender ist entschlossen, das zu sabotieren. X sagt, es ist unbegreiflich. Ein Hammer. Wenn Maxi Nolden das rausfindet, dann brennt die Hütte!« Agathe grinste. »Und sie wird es herausfinden. Sagt X . Denn Hottbender stellt sich nicht unbedingt geschickt an. X ist eine alte Tratschtante. Das weiß jeder. Das weiß er auch selber. Er sagt, wenn ihn jemand anruft und ihm ins Ohr säuselt, dass ein Laden ganz sicher keine gute Geldanlage ist und dass das bitte vertraulich behandelt werden soll, dann ist das derart plump, dass er sich verschaukelt fühlt.«
»Ehrlich, wenn du noch einmal X sagst, dann –« Britta konnte die Drohung nicht weiter ausführen, denn Margot fiel ihr ins Wort.
»Er will also nicht, dass das Ding verkauft wird?« Sie griff nach einer weiteren Bierflasche, öffnete sie und schenkte sich und Agathe nach. »Aber warum nicht?«
» X denkt, er will den Laden selbst haben. Endlich wieder jemand sein. Der Herr Geschäftsführer zum Beispiel.«
»Und wieder einer mit Motiv«, sagte Margot. »Ich muss das irgendwie sortieren. Ganz langsam und von Anfang an. Nolden wird erschlagen. Norbert Reuter hat ein offenkundiges Motiv. Und er haut ab. Das passt. Aber es passt so gut, dass es eigentlich nicht sein kann.«
»So ist es doch oft«, wandte Britta ein. »Morde sind häufig eine gradlinige Geschichte. Wörner sagt, es hängt meistens am Motiv. Wenn man ein Motiv hat, hat man auch den Täter.«
»Jetzt kommt sie auch noch mit Wörner!« Agathe rollte die Augen. »Da muss die Frage gestattet sein, auf wessen Seite du
Weitere Kostenlose Bücher