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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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gestrigen Ereignisse an der Schule unserer Kinder hier.«
    Federica Pittaluga sah sie herausfordernd an.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass man ausgerechnet dir die Ermittlungen übertragen würde, immerhin ... immerhin ist Mau ...«
    Doch Nelly überging die Anspielung. Sie durfte auf keinen Fall angreifbar wirken.
    «Wie du siehst, leite ich die Ermittlungen. Ich wollte mit dir über Monica sprechen und dann mit ihr selbst.«
    »Meine Tochter ist nicht da, sie ist bei ihrer Freundin Miriam. Ich weiß nicht, wann sie zurückkommt.«
    »Ich habe gehört, dass Miriam ins Krankenhaus gebracht wurde.«
    »Ja, aber sie wurde gleich darauf wieder entlassen, sie hatte sich bereits erholt, und Monica hat sie nach Hause begleitet und ist bei ihr geblieben. Sie wohnt in Bogliasco«, fügte sie hinzu, noch ehe Nelly fragen konnte.
    »Ich sollte Monica möglichst bald treffen, um sie zu den Ereignissen befragen zu können. Sag ihr das doch bitte. Auf amtliche Schritte möchte ich verzichten.«
    »Oh, habe bitte keine Skrupel wegen unserer alten ... Bekanntschaft. Ich werde ihr sagen, dass du sie sprechen willst, und morgen ist sie dann hier und steht dir zur Verfügung. Soll sie ins Polizeipräsidium kommen?«
    »Ich habe keinerlei Skrupel und ... ja, in Ordnung, wenn du sie gegen fünfzehn Uhr ins Präsidium bringen könntest?«
    »Darf ich wissen, inwiefern ich dir weiterhelfen kann? Und sie? Wenn ich mich nicht irre, hatte sie schon seit einer ganzen Weile keinen Kontakt mehr zu Mau.«
    Der Schlag zielte unter die Gürtellinie, doch Nelly war um Gegenschläge nicht verlegen.
    »Das stimmt, offenbar haben sie und Mau sich nicht mehr so oft gesehen wie früher, stattdessen, wird behauptet, traf sich deine Tochter mit Habib.«
    »Habib? Wer soll das bitte sein? Und wer behauptet das?«
    »Genau das wollte ich dich fragen, nämlich ob und inwieweit du wusstest, dass sie sich mit Habib Kamali traf. Er ist ein marokkanischstämmiger Klassenkamerad, der vor ein paar Monaten wegen schlechten Betragens und Verdachts auf Drogenkonsum von der Schule verwiesen und erst kürzlich wieder zugelassen wurde. Das zumindest sagen die Lehrer und der Direktor.«
    Nelly hatte extra dick aufgetragen, mit Erfolg. Verblüfft wich Monicas Mutter einen Schritt zurück.
    »Monica hat mir nie von einem Habib erzählt, und mit so einer Person hat sie sicher nichts zu tun.« Ihre Stimme bebte vor Entrüstung und Verachtung. »Womöglich ist der auch noch Moslem«, fügte sie halblaut hinzu.
    »Ich glaube nicht, dass das etwas zur Sache tut«, sagte Nelly geheuchelt freundlich. »Hat sich Monica in letzter Zeit irgendwie anders verhalten als sonst?«
    »Monica erzählt nie etwas.«
    Federica seufzte kaum hörbar. Sie war wie besessen von Monica – eine Liebe, die nicht erwidert wurde. Dann fasste sie sich wieder.
    »Ich wollte damit sagen, dass sie schon immer ein verschlossenes, schweigsames Kind war, aber stets untadelig und korrekt. Niemals würde sie sich mit derartigen Leuten abgeben. Genauso wenig wie mit Jungs, die Marihuana rauchen«, fügte sie giftig hinzu und sah Nelly durchdringend an. Die reagierte nicht.
    »Eltern glauben häufig, ihre Kinder zu kennen, doch sie können sich irren. Mit wem war sie denn in letzter Zeit so zusammen?«
    »Sie ist oft bei Miriam Fallari in Bogliasco. Eine ausgezeichnete, sehr nette Familie, ich kenne die Eltern. Und dann sieht sie die Freunde aus der Pfadfindergruppe, sie ist nicht ausgetreten.«
    »Könntest du in Bogliasco anrufen? Ich würde ihr gerne gleich ein paar Fragen stellen.«
    »Na schön, wenn es so dringend ist ...«
    Sie nahm das Telefon, vertippte sich einmal; dann fragte sie nach Monica. Nelly sah, wie sie blass wurde. Sie grüßte, hängte ein und drehte sich langsam zu Nelly um.
    »Sie ist nicht bei Miriam. Sie ist gestern nicht zu ihr gefahren. Ich muss sie wohl falsch verstanden haben.«
    Betretenes Schweigen erfüllte den Raum. Federica rang um Fassung. Die Vorstellung, dass ihre Tochter sie angelogen haben könnte, traf sie zutiefst. Nelly konnte ihre Gefühle nachvollziehen. Sie bemühte sich redlich, sich nicht allzu sehr an Federicas hilfloser Verblüffung zu weiden. Ihre Überheblichkeit hatte schon lange eine Lektion verdient.
     
    In dem Moment kam Monica herein. Sie wirkte zierlicher und anmutiger denn je, die zum Knoten gebundenen Haare ließen sie noch jünger aussehen. Sie trug einen blauen Rock und ein weißes Lacoste-Hemd, braune Segelschuhe und einen blauen Kaschmirpulli: die

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