Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet
fahre gern mit ihr … wir sind jedoch noch per Sie.
»Das liegt vielleicht einfach daran, dass ich da gar nicht durchgegangen bin«, scherzt sie. »Ich bin hinten herum gelaufen, wo es auch zur Nachtstation und der Wundversorgung geht. Hatte dort noch einen Kollegen gesehen, dem ich letzte Woche einen Patienten übergeben hatte, und wollte wissen, was daraus geworden ist.«
Seltsam. Inzwischen bin ich so lange dabei, dass die Notärzte, die neu dazu kommen, jünger sind als ich. »Fossil« hatte erst neulich mal einer der neuen Sanis zu mir gesagt … – Der Notarzt ist »draußen« quasi mein Chef. Und ich bin der Ältere. Wer bietet jetzt eigentlich wem das Du an? Sollte ich …? Ich bin mir unsicher. Frau Dr. Singer ist eine freundliche Person, aber sie hat etwas sehr Resolutes.
Wenig später sitzen wir im Auto. Ich bekomme am Funk etwas von einer Notarztnachforderung eines RTW mit, aber nicht, worum es sich dreht oder wo es ist, und drücke in einer Sprechpause die Taste an meinem Funkgerät, mit der ich mich in der Klinik einsatzklar melde, aber die Leitstelle meldet sich nicht. Offenbar sind die gerade beim Koordinieren. Langsam fahre ich schon mal los, wir bewegen uns auf die Ausfahrt des Klinikgeländes zu. Ob wir gleich das Auslösen einer Piepserschleife hören, oder ob der Einsatz an uns geht? Aber statt einer Piepserschleife hören wir noch einmal die Stimme des Sanitäters: »Leitstelle von 33/22, Patient im Auto, wir fahren schon mal Richtung Klinikum.«
»Verstanden …«, höre ich den Leitstellendisponenten, und dann ruft er uns.
»33/64, Sie stehen noch an der Klinik?«
»Ja.« Ich greife nach dem Kugelschreiber in meiner Jackentasche, aber Frau Dr. Singer hat schon das Schreibbrett in der Hand und notiert für mich die Anfangszeit und das, was die Leitstelle durchgibt.
»33/64, Sie ›ziehen durch‹ Richtung Langweid, Sturz aus größerer Höhe, Patient bereits im RTW , Verletzungen der unteren Extremitäten, sprechen Sie bitte den 33/22 an, wo Sie sich treffen.«
»33/64, verstanden …«
Aber bevor ich die Kollegen rufen kann, melden sie sich von selbst. »33/64 für den 33/22, ich schlage vor, wir treffen uns auf der B17, Ausfahrt Industriegebiet …«
»B17, Ausfahrt Industriegebiet …« Ich bin schon unterwegs, in die letzten Worte dringt das Martinshorn. Es sind nur ein paar Hundert Meter von hier bis zu der vierspurig ausgebauten B17.
Unser NEF ist gut motorisiert, die Straße frei, wenig später sind wir bereits kurz vor dem vereinbarten Treffpunkt, der etwa auf der Mitte der Strecke liegt. Offenbar vor den anderen, die mit dem Patienten langsamer und schonender fahren müssen. Ich sehe noch nirgendwo etwas von ihnen. Also melde ich mich noch einmal bei der RTW -Besatzung.
»33/22, Ihr derzeitiger Standort?«
Ich drossle das Tempo. Die Ausfahrt liegt direkt vor mir. Der RTW meldet sich nicht, ich wiederhole meine Anfrage.
»33/64, Sie haben gerufen …«, antwortet der Kollege. Aus dem Hintergrund überträgt der Funk noch die Geräusche des Martinshorns und etwas, das wie eine schreiende Männerstimme klingt.
»Ja, Ihr Standort bitte?«
»Etwa ein Kilometer vor der ersten Ausfahrt Gersthofen …«
Ich disponiere kurzentschlossen um, trete noch einmal aufs Gaspedal. »Schlage vor, wir treffen uns auf Höhe der Ausfahrt Gablingen Siedlung, wir sind bereits beim vereinbarten Treffpunkt.«
»Positiv, 33/64 …«
Die Blaulichter eines RTW s tauchen auf, der seine Fahrt verlangsamt, um kurz nach der vereinbarten Auffahrt vor uns am rechten Fahrbahnrand anzuhalten.
Frau Dr. Singer steigt aus »Das Gift noch, bitte …«
Ich schaue noch einmal in den Spiegel, ehe ich hier am Rand der autobahnähnlich ausgebauten B17 aussteige, um nach hinten zu gehen und die Box zu holen.
Immer zuerst schauen, ob nicht ein anderes Fahrzeug dicht vorbeischießt. Noch heute habe ich dieses Gefühl bei jedem Aussteigen, wie Christian mich bei meinem ersten Einsatz am Kragen packte und mich anbrüllte. Du Idiot, du hast beim Aussteigen überhaupt nicht auf den Verkehr geachtet, wenn du das noch mal machst, hau ich dir eine runter, verstanden? Christian … Der ehemalige Wachleiter hat inzwischen schon aufgehört, ist in Rente. Aber das, was er mir damals gesagt hat, sitzt immer noch tief.
Ich öffne die Seitentür, das Neonlicht fällt heraus in die Dunkelheit. Frau Dr. Singer ist bereits beim »Bodycheck«, tastet die Beine des Patienten ab.
Einer der Kollegen nimmt mir die Box
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