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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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Nachtschicht berichten ihrer Ablöse von den Einsätzen. Ich lausche gespannt. Ein Obdachloser, der für die Nacht in einem Heim untergebracht werden konnte, ein Fehlalarm und ein Herzinfarkt-Patient, der im Klinikum sofort auf die »Intensiv« kam.
    »Dienstbeginn der Frühschicht ist um sechs Uhr, also solltest du allerspätestens um zwanzig vor sechs da sein«, führt Christian seine Einweisung fort.
    Ich rechne: Die Bus- und Straßenbahnfahrt eingerechnet, muss ich um kurz nach vier aufstehen. Und das im Winter bei Schnee und Eis. Puhhh …
    Als hätte er meine Gedanken erraten, sagt er: »An das frühe Aufstehen gewöhnst du dich schon. Dienstschluss der Frühschicht ist um vierzehn Uhr, wenn kein Notfall dazwischenkommt. Warte kurz, ich frag mal nach, wann du für die Schulung eingeplant bist.« Die weiße Dienstkleidung lässt ihn wie einen Arzt aussehen. Wie einen gut aussehenden Arzt … Jetzt fällt mir auch ein, wem Christian ähnelt. Cary Grant, dem US -Schauspieler, der in Filmen wie Über den Dächern von Nizza gespielt hat. Ein gepflegter Typ, dem man den Chef gleich ansieht.
    »Mitte Februar.« Christian schüttelt verärgert den Kopf, als er zurückkommt. »Das geht natürlich überhaupt nicht. Wir müssen sehen, dass wir dich vorher irgendwo unterbringen, notfalls in einer Schule, die weiter weg ist. Maximal solltest du zwei Wochen als dritter Mann ohne Schulung mitfahren, wenn es vier sind, okay. Aber zweieinhalb Monate, das können wir uns nicht leisten.« Seine Augenbrauen heben sich, so als wäre ihm gerade eine Idee gekommen. »Verstehst du was von Autos? Kannst du in der Werkstatt aushelfen?«
    »Eher nicht. Aber vielleicht kann ich es ja lernen?«, höre ich mich sagen.
    Christians Augenbrauen ziehen sich zusammen. Dann winkt er verständnisvoll ab.
    »Frank«, ruft er dem Schnauzbart zu, »erklärst du dem Neuen den KTW und alles, was so für den Anfang wichtig ist? Ich hab hier noch eine Stunde zu tun, dann fahren wir in die Stadt und holen ihm ein paar Bücher.«
    Frank lotst mich durch einen langen Gang und eine schwere Metalltür in die Fahrzeughalle. »Hier steht der große Rettungswagen und die Krankentransportwagen. Am Wochenende ist nur der RTW in Betrieb, der hat mehr medizinische Geräte an Bord, unter der Woche fahren auch die KTW s.«
    » RTW , KTW …«, wiederhole ich.
    »Und NAW «, sagt Frank. »Der Notarztwagen. Ein Rettungswagen mit Notarzt an Bord. Aber davon haben wir hier draußen keinen. Es gibt überhaupt nur einen hier in der ganzen Gegend, der fährt in der Stadtmitte. Die haben aber nicht nur den Notarzt, sondern auch ein paar Medikamente mehr dabei. Zum Beispiel Opiate, die dürfen Rettungssanitäter ohnehin nicht verabreichen. Und ein EKG . Aber«, jetzt strahlt er über das ganze Gesicht, »das haben wir in unserem RTW auch. Als einziger RTW in der ganzen Gegend.«
    Ich lasse meinen Blick durch die Halle schweifen. Kaum vorzustellen, dass jetzt plötzlich Hektik ausbrechen könnte, weil ein Notfall ruft.
    Frank nickt mir zu, der Rundgang geht weiter. »Wir haben außerdem dieses Wasserrettungsfahrzeug … Und die beiden Autos dahinten gehören zum Katastrophenschutz. Die sind aber zum Glück länger nicht im Einsatz gewesen.«
    Die Fahrzeuge, wie auch die Wache insgesamt, alles sieht nagelneu aus, überhaupt scheint hier alles in einem Topzustand und wie geleckt, doch als mich Frank zu »unserem« Krankentransportwagen für den heutigen Tag führt, entdecke ich beim Einsteigen leichte Rostspuren.
    »Der kommt bald weg. Hat schon 430.000 Kilometer drauf«, sagt Frank.
    Ich schaue ungläubig.
    »Ein Diesel …«
    Im Wagen liegt ein Hauch von einem alkoholischen Desinfektionsmittel in der Luft, und als ich meine Nase genauer befrage, meine ich auch ganz leicht kalten Tabakduft zu riechen.
    Frank sieht sich im Wagen fachmännisch um. »Wir prüfen jeden Morgen, ob alles an seinem Platz ist. Und ob alles hygienisch einwandfrei ist. Dafür muss am Ende jeder Schicht gesorgt werden. Und freitags wird der Wagen komplett ausgeräumt und gesäubert.«
    Franks Ton ist mir zu kasernenhaft, dennoch nicke ich wie zur Bestätigung seiner Worte freundlich.
    Jetzt zieht er einige Seitenfächer der Reihe nach auf.
    »Beatmungsbeutel …, die Brechschale, die braucht man manchmal sehr schnell …, Verbandsmaterial …, Medikamente … und alles für einen venösen Zugang …«
    Ich schaue ihn groß an.
    Er hält eine kleine Blisterpackung in die Höhe. »Die Nadel wird mit einem

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