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Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet

Titel: Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Lehmacher
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Notarzteinsatzfahrzeug hat deutlich grellere Blaulichter, und man merkt es: Seine Reflexionen sind so hell, dass man fast ohne Abblendlicht fahren könnte, schon weit vor uns drängen sich die vorausfahrenden Fahrzeuge an den Straßenrand.
    »Pass auf!«, bemerkt Dr. Eckmann hektisch. Aber den Fahrradfahrer, der ohne Licht und etwas unsicher Schlangenlinien mitten auf der Straße fährt, anstatt auf dem Radweg, habe ich schon bemerkt. Er dreht sich ein wenig und sieht ihm noch einmal im Rückspiegel nach: »Den holen wir dann später, wenn er so weitermacht …«
    »Muss nicht sein.«
    Nein. Muss nicht.
    Am Einsatzort sehen wir den Rettungswagen in einer Einfahrt stehen, die Augsburger Kollegen steigen aus, einen der beiden erkenne ich auch trotz Dunkelheit: Tim. Er hebt den Notfallkoffer, den er in der Hand hält, hoch, ich nicke, habe verstanden, ich brauche unseren nicht mit ins Haus zu nehmen. Gerade jetzt regnet es, was das Zeug hält, ein eiskalter Herbstregen mit dicken Tropfen. Auf den wellblechbelegten Garagendächern neben dem Haus trommelt es, was das Zeug hält.
    »Wieder mal die Hälfte der Klingelschilder nicht lesbar«, schimpft Tim keuchend. Den anderen, der neben ihm steht, kenne ich noch nicht. Das Gesicht kommt mir bekannt vor, aber ich kann es nicht einordnen. Dann fällt mir ein, dass ich dem Kollegen schon mal auf einer Fortbildung begegnet bin.
    Die beiden Kollegen sind vollbepackt: Notfallkoffer, Sauerstofftasche, Absauggerät, EKG .
    »Möchtet ihr bei dem Wetter verreisen?«
    »Sehr lustig«, entgegnet Tim.
    »Na ja, gewundert hätte es mich nicht. Man findet sogar Leute, die ihre Yogaübungen …«, beginne ich einen Satz, aber dann konzentriere ich mich auf die Suche nach dem Klingelschild. Nirgendwo ist ein Name zu finden, der dem ähnelt, den man uns durchgegeben hat. Ich drücke auf einen Knopf, neben dem gar nichts steht, und beuge mich runter zur Sprechanlage. Aber statt einer Stimme höre ich den Summer des Türöffners.
    »Treffer«, kommentiert Tim.
    »Komm«, sage ich, »gib mir was ab.« In Tims Gesicht glänzen Regentropfen, und es ist von der Kälte gerötet. Erst jetzt merke ich, wie durchnässt ich selbst bin. Die halbe Minute, die wir bis zum Hauseingang gelaufen sind, hat genügt. Der Neue scheint etwas weniger abbekommen zu haben. Und Dr. Eckmanns Haare sind sogar einigermaßen trocken. Er hält sich die orangefarbene Schreibmappe über den Kopf.
    Bohnerwachsgeruch. Als wir an der Wohnungstür im zweiten Stock ankommen, steht diese schon einen Spalt weit offen. Ein junger Mann mit kurzgeschnittenen dunklen Haaren und einem scharfkantig rasierten Bart empfängt uns. Spontan fällt mir das Geräusch dieses Autos wieder ein, das ich bei Dienstbeginn vor der Wache gehört habe, und ich habe wieder einen mit Spoilern versehenen Mittelklassewagen vor Augen. Wie gut, dass ich nie in Klischees denken würde … »Los, kommen Sie schnell!«, ruft der Mann uns jetzt entgegen.
    Im Wohnzimmer begrüßt uns eine schlanke, ebenfalls dunkelhaarige, junge Frau mit geschminkten Lippen und einem angenehm duftenden Parfum. Sie trägt einen dunkelroten Pulli und eine schlotternde dunkelgraue Jogginghose. Sie stöhnt beim Gehen und stützt sich an umherstehenden Möbeln ab.
    »Endlich, Doktor! Wir haben ewig gewartet«, sagt der junge Mann vorwurfsvoll.
    Ich schaue auf die Uhr: Von der Meldung bis jetzt sind garantiert nicht mehr als acht Minuten vergangen.
    »Sie haben kein Klingelschild«, bemerke ich.
    »Wir wohnen erst seit einem Monat hier«, antwortet er. Die Frau steht auf und will an uns vorbei zur Tür aus dem Zimmer gehen.
    »Wo gehen Sie denn hin?«, fragt Dr. Eckmann die Patientin.
    »Toilette«, sagt sie und geht unter Stöhnen weiter.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragt er.
    »Nein, ich kann schon selbst.« Blass ist die Patientin nicht.
    »Können Sie sich kümmern?«, sagt Dr. Eckmann zu dem jungen Mann. »Nicht dass sie auf der Toilette umkippt.«
    »Ja.«
    »Nein!«, ruft die junge Frau. »Ich schaff das allein. Geht schon.«
    »Aber sperren Sie die Tür bitte nicht von innen ab«, ruft Tim ihr noch nach.
    »Wie heißt Ihre Freundin?«, fragt er dann.
    »Das is’ meine Frau«, korrigiert ihn der junge Mann pikiert, ohne die eigentliche Frage zu beantworten.
    »Wie lange ist das her mit dem Fisch?«, stellt Dr. Eckmann schon die nächste Frage.
    Jetzt sprudelt es aus dem jungen Mann nur so heraus: »Also, wissen Sie, das war in Kempten. Wir haben ihre Eltern und Familie besucht,

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