Schnitt: Psychothriller
ab, dann malt sich ungläubiges Staunen auf sein Gesicht.
Hektisch und ungelenk tastet er mit seiner Arm-und-Hand-Prothese auf dem Steintisch neben Liz umher, die Messerspitze zuckt in Lizâ Scheide hin und her. Liz beiÃt sich auf die Lippen und stöhnt.
»Bleib, wo du bist«, droht Valerius. Er hebt den Arm mit der Prothese, und Gabriel erkennt eine streichholzschachtelgroÃe Fernsteuerung zwischen den künstlichen Fingergelenken von Valeriusâ Prothese. Ungestüm drückt er auf die Knöpfe, immer wieder, doch ohne Erfolg.
Das rote Licht leuchtet nicht auf.
Fluchend versucht er, die Hände zu wechseln, um mit der gesunden Hand die Fernsteuerung zu bedienen. Die steifen Glieder der Handprothese greifen nach dem Messer, rutschen ab, und das Messer fällt klirrend auf den Stein.
»Jetzt!«, schreit Liz.
Gabriel stürzt los, wie ein entfesseltes Raubtier.
Liz biegt ruckartig ihre Hüften nach vorne, soweit ihre angeketteten Gelenke das zulassen, wirft ihren Hintern über das auf der Steinplatte liegende Messer.
In einem bizarren Moment von Verblüffung erstarrt Valerius, einen Finger auf der Fernbedienung, den Blick auf die Stelle gerichtet, wo eben noch das Messer lag.
Dann dreht er sich jäh um, reiÃt seine Prothese hoch und donnert sie dem heranstürmenden Gabriel unters Kinn.
Gabriel taumelt, seine Beine geben für einen Augenblick nach, und er fällt auf Valerius, der Mühe hat, nicht von ihm umgerissen zu werden.
Verzweifelt zerrt Liz an ihren Fesseln und versucht, das Messer mit ihrer Hüfte weiter nach hinten zu bewegen, um es zu fassen zu bekommen.
Valerius stöÃt Gabriel mit einer Hand von sich, so dass Gabriel, der immer noch von dem Schlag unter das Kinn benommen ist, gegen eine der Steinsäulen knallt. Mit einem Wutschrei stürzt sich Valerius auf Gabriel und hebt den Arm mit der Prothese empor wie einen Vorschlaghammer.
»Pass auf!«, schreit Liz.
Gabriel sieht den Schlag kommen. Er ist wie gelähmt. Seine Muskeln wollen einfach nicht reagieren. Die Prothese saust von oben herab, auf seinen Kopf zu. Instinktiv lässt er sich fallen, zur Seite, so dass die Prothese nicht auf seinen Schädel kracht, sondern auf seine Schulter â genau auf die Schulter, die ohnehin schon verletzt ist. Der Schmerz bringt ihn fast um. Es ist, als ob ein stumpfer fingerdicker Eisendorn in seine Schulter getrieben wird, und er geht zu Boden.
Valeriusâ Atem rasselt schwer. »Es wird dir nichts nützen. Du wirst sie verlieren«, zischt er bösartig und bewegt sich auf Liz zu.
»Gabriel! Steh auf!« Panisch drückt Liz ihren Leib gegen die kalte Steinplatte, auf das Messer. Valeriusâ Grinsen ist eine Fratze aus heiÃem Zorn. Seine verbrannte Gesichtshälfte glüht feuerrot im Spiegel. Er tritt vor Liz, die an ihren Ketten zerrt, und hebt langsam den Arm, als gelte es, jeden Zentimeter zu genieÃen. Er sieht Liz an, doch die starrt an ihm vorbei.
Augenblicklich dreht er sich um, gerade noch rechtzeitig, um den heranstürmenden Gabriel ins Leere stolpern zu lassen.
Als Gabriel die Steinplatte rammt, bleibt ihm die Luft weg, und er krümmt sich vornüber. Valerius nutzt den Moment und schlingt den Arm mit der Prothese um den Hals seines Gegners.
Schwitzkasten , schieÃt es Gabriel durch den Kopf. Es kommt ihm sonderbar lächerlich vor, so zu enden. Die Prothese drückt seine Luftröhre wie eine Schrottpresse zusammen. Das Wegbleiben des Sauerstoffs schwächt ihn, und seine Bewegungen sind die eines hilflosen Elfjährigen. Rudernd, wedelnd und zitternd. Am Rande hört er die Ketten klirren, die Lizâ Hand- und FuÃgelenke umschlieÃen â er hört, wie sie ihn ruft, immer und immer wieder. Ihm wird schwindelig, sein Sichtfeld schrumpft, wird immer kleiner und auÃen herum immer schwärzer, als würde er in einen Brunnen stürzen.
Er weiÃ, dass ihm nur noch wenige Sekunden bleiben, bis er das Bewusstsein verliert. Mit einer letzten, schier übermenschlichen Kraftanstrengung wirft er sich nach vorne, gegen den Steinsarkophag, und hebelt Valerius gleichzeitig das Standbein weg.
Valerius taumelt, stürzt, fällt bäuchlings auf Liz und reiÃt Gabriel mit sich.
Im selben Moment spürt Gabriel, wie der Druck auf seinen Hals schlagartig nachlässt, der Griff der Prothese lockert sich, und Valerius zuckt unkontrolliert. Gabriel zieht seinen Kopf aus der
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