Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
Vom Netzwerk:
sagt Valerius. »Ich wollte dir etwas Zeit geben. Und ich wollte, dass du ahnst, worum es geht. Deswegen das Kleid im Kadettenweg und das Foto von dem Model. Ich wollte, dass du dich erinnerst und Angst bekommst. Nun gut. Der Plan ist jetzt ein anderer. So wie es ist, ist es auch gut. Am Ende macht es keinen Unterschied.«
    Â»Immer und immer wieder? Was soll das heißen?«, fragt Gabriel heiser.
    Â»Willst du mich hinhalten? Oder hast du das wirklich noch nicht erraten?«
    Gabriel schweigt.
    Â»Asche zu Asche, Staub zu Staub. Weißt du, was das heißt, Gabriel? Anfang und Ende sind immer gleich. Immer. Und für uns beide hat alles mit einem Film angefangen. Mit einem Film, in dem ein Mädchen stirbt.« Valerius’ Blick flackert, die verbrannte Hälfte seines Gesichts sieht aus wie ein rohes Stück Fleisch. Er deutet mit seiner Prothese in den Spiegel. »Siehst du den roten Punkt dort? Der die ganze Zeit leuchtet? Das ist eine Kamera. Sie steht hinter dem Spiegel, wie damals. Man kann hindurchsehen, von dort aus. An dem roten Punkt siehst du, dass sie aufzeichnet, schon die ganze Zeit, jede nutzlose Minute unseres Gesprächs. Jeden nutzlosen Schritt, den du näher kommst. Je länger wir reden, desto länger und quälender wird er für dich, dein Film.
    Denn dieser Film ist mein Geschenk an dich, Gabriel. Ich will dich nicht töten, diesen Gefallen tue ich dir nicht. Ich will dir etwas schenken: einen Film, in dem ein Mädchen stirbt. Dein Mädchen. Und dein Kind.
    Du wirst ihn dir später immer wieder ansehen. Wirst dir überlegen, was du falsch gemacht hast. Ob du besser andere Dinge gesagt hättest. Ob du besser nicht näher gekommen wärst. Ob du dich besser bei mir entschuldigt hättest oder mich auf Knien hättest anflehen sollen oder ob du dich besser sofort auf mich gestürzt hättest. Immer und immer wieder. «
    Wieder …
    wieder …
    wieder …, hallt es von der Decke zurück.
    Die Zeit hält den Atem an.
    Gabriel öffnet den Mund, stockt, findet nicht die richtigen Worte. Jede noch so verzweifelte Hoffnung löst sich auf, das Unausweichliche verdichtet sich vor seinen Augen, im Spiegel, in diesem einen rotglühenden verfluchten Punkt.
    Valerius grinst. »Und worüber wollen wir noch reden?«
    Â»Was bist du nur für ein widerliches, bösartiges, krankes Schwein.«
    Â»Gott, wie moralisch! Ich bin nicht bösartig. Ich bin nur intelligent. Und ich tue nur das, was ich tun muss.«
    Â»Nenn es, wie du willst.«
    Â»Warst du bösartig«, zischt Valerius, »als du deinem Bruder David das Messer an den Hals gesetzt hast, um aus der Psychiatrie abzuhauen?«
    Gabriel zuckt zusammen, als hätte er einen Hieb bekommen.
    Â»Und als du mich in die Flammen gestoßen hast? Als du deinen Vater erschossen hast? War das bösartig ?«
    Â»Woher weißt du das mit David?«
    Â»Warst du bösartig , als du für Python gearbeitet hast? Für Yuri, diese Mistsau? Sei ehrlich, was hat er alles von dir verlangt? Doch wohl ein bisschen mehr, als nur die ein oder andere Alarmanlage zu kontrollieren. Und was war, als du Jonas umgebracht hast?« Valerius’ Augen glühen. Sein Brustkorb pumpt, und sein Atem geht schwer.
    Gabriel starrt auf das rote Licht im Spiegel. Erst jetzt fügt sich alles zu einem Ganzen in seinem Kopf, und er begreift, wie sorgfältig Valerius all das geplant haben muss, schon vom ersten Augenblick an. »Der Alarm im Kadettenweg, das warst du?«
    Â»Natürlich. Ich wusste, dass du Dienst hast. Und ich wusste, dass du rausfahren wirst. Ich hab mir deine Kleine in dem Moment geschnappt, als du wahrscheinlich das Kleid in den Fingern gehalten hast. Nur leider kamen dann noch diese beiden Schwachköpfe dazwischen …«
    Â»Pit und Jonas.«
    Â»Ich hätte da konsequenter sein müssen, am besten, ich hätte die beiden sofort umgebracht, vielleicht hätte ich sie auch einfach nur verscheuchen müssen, dann hätte Liz nicht telefonieren können …« Seine Mundwinkel zucken. »Ironie des Schicksals. Auch, dass du das Foto nicht gefunden hast. Und dass du dich nicht mehr erinnern konntest, an gar nichts … das konnte ich nicht glauben. Oder besser: Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Da muss etwas sein, dachte ich. Ich erinnere mich doch auch. Weißt du, ich hab eine Menge über dich rausbekommen, nur

Weitere Kostenlose Bücher