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Schöne Bescherung

Schöne Bescherung

Titel: Schöne Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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nicht nur Kita Kubella, dachte Plotek, sondern auch Herwig E. Skolny? Und was heißt das letzte Mal? Die alte Kubella sieht gar nicht so aus, als ob sie bald ins Gras beißen wollte.
    »Sie nicht«, sagte Skolny, als ob er genau wüsste, was Plotek dachte.
    Er lachte wieder so laut, dass das Rote Berlin erzitterte.
    Stremmel war wieder zurück. Der Becherovka leer.
    »G-gehen wir?«
    Die Straßen waren weiß. Es schneite heftig. Stremmel hakte sich bei Skolny ein. Noch ehe Plotek ein paar Schritte auf der verschneiten Straße gehen konnte, lag er schon auf dem Boden. Erstens war er ziemlich betrunken und zweitens waren die Mokassins so rutschig, dass er kaum Halt fand. Also hakte auch er sich bei Skolny ein. So machten sie sich auf den Weg zurück zum Hotel. Am achteckigen Altan des Svoboda-Brunnens hinter Bad III zog Skolny eine Schnabeltasse aus der Manteltasche. An der Freiheitsquelle füllte er sie mit sechzig Grad heißem Quellwasser und zog an der Schnabeltasse wie an einer Pfeife. Im Anschluss rülpste er.
    »Los, Stremmel, mach schon«, sagte er und reichte die abermals gefüllte Tasse weiter.
    »Ich trink kein Wasser«, sagte Stremmel völlig stotterfrei.
    »Das ist kein Wasser, das ist Medizin. Mit heilender Wirkung. Das hilft gegen alles. Gegen Darmerkrankungen, Gliederschmerzen, Verdauung, Stoffwechsel, Leber, Galle, Magen, physisch, psychisch, alles.«
    »Auch gegen Liebeskummer?«
    »Auch gegen Liebeskummer. Und Eifersucht.«
    Stremmel leerte die Tasse in einem Zug.
    »Jetzt Sie!«
    Plotek nahm die Tasse und trank, während Stremmel sich über die Balustrade des achteckigen Altans beugte und sich übergab. Skolny lachte. Und Stremmel stotterte jetzt wieder, als ob mit dem ausgespieenen Alkohol und dem Quellwasser das Stottern nach zeitweiliger Abwesenheit wieder in ihn zurückgelangte.
    »Geht’s wieder?«, fragte Skolny.
    » G-g-g-g-g-g-e-e-e-e-e-h-t-t-t-t-t-t!«
    Skolny lachte, dass das ganze Kurviertel mit seiner prächtigen Architektur aus Jugendstil, Biedermeier und Historismus erzitterte, als ob gleich der Putz von den Wänden fallen wollte – so kam es zumindest Plotek vor.
    Als die drei schließlich wieder ineinander eingehakt und aufeinander gestützt hinter der Marktkolonnade an der Pestsäule vorbeikamen, sahen sie auf der Treppe zum Schlossbad hinauf einen Mann zusammengesunken auf den Stufen sitzen. Oder vielmehr liegen.
    »Schnabel?«, fragte Skolny.
    Der Mann schreckte hoch. Es war tatsächlich Ferdinand Schnabel, der da auf den Stufen saß und im Gesicht an Stirn, Nase und Mund stark blutete. Das rechte Auge war dick angeschwollen. Der Schnauzbart war ganz rot.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Skolny, zog sein blaues Taschentuch hervor und versuchte, Schnabel notdürftig zu versorgen.
    »Ach, lassen Sie, das geht schon«, wehrte Schnabel ab und stand gestützt von Plotek und Skolny auf.
    »Bin ausgerutscht. Hier auf diesen verdammten Treppen. Und gefallen. Scheiß Schnee! Halb so schlimm.«
    Wenn man auf schneebedeckten Stufen ausrutscht, gibt es Spuren – Rutschspuren, Fußspuren, dachte Plotek und blickte zur Treppe hoch. Da waren keine Spuren zu sehen.
    Stremmel dachte offenbar Ähnliches und sagte: »P-p-p-p-p-o-o-o-o-l-l-l-l-i-i-i-iz-z-z-z-ei!«
    Warum Stremmel gerade Polizei sagte, war Plotek unklar. Vielleicht hatte er Krankenwagen oder Rettungswagen sagen wollen, vielleicht auch Notarzt, doch vermutlich wäre ihm das noch schwerer über die Lippen gekommen.
    »Quatsch, Blödsinn, nix Polizei«, sagte jetzt Schnabel lauter als zuvor, machte sich von Plotek und Skolny los, schleppte sich hinkend zur Karl-IV-Quelle in der Marktkolonnade und wusch sich das Blut aus dem Gesicht.
    »I-i-i-i-i-ch m-m-m-m-ei-ei-ein-n-n-n j-j-j-a-a-a-a-a b-b-b-b-
    1-1-1-loß.«
    »Ist ja gut«, sagte Skolny beschwichtigend zu Stremmel, tippte sich an die Stirn und deutete auf Schnabel.
    Als Schnabel sich unter Stöhnen gewaschen hatte, kam er auf Plotek, Skolny und Stremmel zugehumpelt und hakte sich bei Plotek ein. Der bei Skolny. Und Skolny nahm auch Stremmel am Arm. So marschierten sie alle aufeinander gestützt am Fluss entlang langsam zum Hotel zurück.
    Die Enten schnatterten noch immer. Zwar waren es weniger als noch zuvor, die wenigen aber sogar noch lauter. Das sind die Schlaflosen, dachte Plotek. Die, die nicht schlafen können, und die, die nicht schlafen wollen. »Killer-Enten, kriminelles Federvieh«, schrie Skolny, so dass die Enten, noch lauter schnatternd, aufstiegen. Er lachte

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