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Schöne Bescherung

Schöne Bescherung

Titel: Schöne Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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bestellten sich ein Taxi und zehn Minuten später wurden sie, beide auf der Rückbank sitzend, wieder zurück in die Stadt gebracht. An einer Tankstelle hielten sie an und ließen die Thermoskanne mit Hochprozentigem auffüllen.
    Stremmel musste am Hauptbahnhof warten, bis der erste Zug nach Memmingen fuhr. Plotek wartete mit, weil er keine Lust hatte, jetzt allein nach Hause in seine verlassene kalte Wohnung zurückzukehren. Nur, so einfach war das nicht. Jetzt muss man wissen, dass der Münchner Hauptbahnhof über Nacht zusperrt. Bis fünf Uhr in der Früh gleicht der Bahnhof Guantanamo Bay. Auch wenn es draußen saukalt ist, kommt kein Mensch hinein. Obgleich es Menschen gibt, die, aus welchen Gründen auch immer, kein Zuhause haben oder nicht nach Hause wollen und für die der Bahnhof der letzte Zufluchtsort wäre. Aber vergiss es. Da zeigt sich die Deutsche Bahn von ihrer hässlichsten Seite. Und die Stadt sieht auch keinen Handlungsbedarf. Weltstadt mit Herz, dachte Plotek und: Denkste. Bloß gut, dass ein zwielichtiges Nachtlokal in Bahnhofsnähe noch aufhatte und der Wirt sich an keine Öffnungszeiten hielt. Zwar buhlten in der verrauchten Spelunke unansehnliche Animierdamen lästig um Stremmeis und Ploteks Gunst. Aber erstens gab es Unertl-Weißbier und zweitens merkten die leicht bekleideten Damen recht schnell, dass bei Stremmel und Plotek nicht viel zu holen war.
    Als die Sonne sich anschickte endlich aufzugehen, verließen sie das Lokal und setzten sich in den Warteraum des mittlerweile wieder geöffneten Bahnhofs. Auf der Bank tranken sie die Thermosflasche aus, rauchten, obwohl es verboten war, und redeten nach wie vor nicht viel.
    Bis Stremmel irgendwann schließlich »Bin ich froh, dass das alles vorbei ist!« sagte.
    Plotek nickte. Und dachte, so etwas ist nie ganz vorbei. Dann dachte er an die Prostituierte Mascha, an die Kommissarin Eva Petrov und an ihren blonden rasierten Streifen. Zuletzt, als wieder Leben zurück in den Münchner Hauptbahnhof kehrte, dachte er an Agnes.
    Als Stremmel um halb sieben zum Bahnsteig ging, kam es Plotek so vor, als ob er jetzt überhaupt nicht mehr humpelte.
    »Was ist eigentlich mit Ihrem Bein passiert?«, fragte er so nebensächlich, dass es ihm selbst kaum auffiel.
    »Welches Bein?«, fragte Stremmel zurück und lachte.
    Plotek grinste.
    »Mähdrescher«, sagte Stremmel plötzlich, als Plotek schon gar nicht mehr mit einer Antwort rechnete.
    »Hm«, machte Plotek und wusste nur zu gut, was das bedeutete. Auch ihm war Ähnliches widerfahren, damals in der Kindheit, im Ostalbschwäbischen. Bei ihm war es kein Mähdrescher, bei ihm war es der große Deutz. Das Bein war noch dran, die Karriere als Fußballer dahin. Beide standen sie jetzt schweigend am Gleis und warteten nachdenklich auf den Zug. Der eine dachte an sein verlorenes Bein, der andere an die abhanden gekommene Fußballkarriere.
    »Futschicato«, sagte Stremmel schließlich und beide grinsten.
    Dann bestieg Korbinian Stremmel den Zug.
    »Einsteigen! Türen schließen selbsttätig. Vorsicht bei der Abfahrt. «
    Pfiff.
    Plotek winkte vom Gleis, Stremmel vom Fenster.
    Langsam rollte der Zug los.

22
    Jetzt saß Plotek wieder am Tresen vom Froh und Munter . Vor ihm ein Weißbier. Neben ihm die Bananenkiste mit den drei Kätzchen, um die sich Susi in seiner Abwesenheit gekümmert hatte. Daneben ein Fragebogen vom Grandhotel, in dem um die Meinung des Gastes – also seine Meinung – gebeten wurde. In Kästchen sollten der Gesamteindruck, das Frühstück, der Zimmer-Service und Diverses mehr von ausgezeichnet bis unter Erwartung bewertet werden.
    Abschließend wurde dann auch noch um Empfehlungen oder Anmerkungen gebeten. Wenn’s denn sein muss, dachte Plotek und schrieb nach kurzer Überlegung: Weniger Tote bitte, das nächste Mal in den Fragebogen. Dann nahm er einen kräftigen Schluck aus dem Weißbierglas – und Überraschung: Ein Handy klingelte. Hat man nicht mal mehr in der Lieblingsgaststätte seine Ruhe vor dieser Plage des Informationszeitalters, dachte Plotek und warf Susi hinterm Tresen einen bösen Blick zu. Die warf den bösen Blick zurück und sagte: »Das ist bei dir, Plotek!«
    Obwohl Plotek die Melodie irgendwie bekannt vorkam – ›Über sieben Brücken musst du gehn‹ – , wollte er noch immer nicht kapieren.
    Also fügte Susi hinzu: »In deiner Jacke!«
    Plotek griff in seine Jackentasche und fand Schnabels Telefon.
    »Seit wann hast du ein Handy?«
    Plotek zuckte mit den Schultern,

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