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Schöne Bescherung

Schöne Bescherung

Titel: Schöne Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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zugigen Kreuzung, und war einen Tag lang orientierungslos in Karlsbad herumgeirrt. Bis sie von der Polizei aufgegriffen und auf die Wache gebracht worden war, wo Frau Weller weitere zwei Tage brauchte, um sich daran zu erinnern, wer sie war und wo sie wohnte.
    Jetzt sagte sie nichts, weinte nur lautlos und schlief dann neben ihrer dicken Tochter, die ihr über den Kopf strich, als wäre die Mutter das Kind, sofort ein, nachdem der Bus Karlsbad verlassen hatte.
    Als sie langsam auf die tschechische Grenze zufuhren, schien Schnabel durch die Blicke in den Rückspiegel endlich eine Antwort auf seine Irritation und Silke Klein gefunden zu haben. »Sag mal, Plotek, bin ich bescheuert oder ist diese Blinde dahinten nicht mehr die Blinde?«
    »Hä?«
    »Also, ich meine die, die sie vorher war.«
    Plotek drehte sich um und schaute nach hinten. »Silke Klein?«
    »Ja, irgendwie ist an der was anders.«
    »Trauer über von Alten, vielleicht.«
    Schnabel lachte, aber nur ganz kurz, dann sagte er so ernst, dass es Plotek plötzlich angst und bange wurde: »Da stimmt was nicht.«
    Jetzt fing auch Plotek an zu schwitzen. Schnabel griff nach seinem Handy und wollte gerade eine Nummer eintippen, als Plotek das Mikro ergriff und sang: »Über sieben Brücken musst du gehn . . .«
    Herr Wilhelm, Frau Klinkermann, die dicke Frau Weller, Heinz und Helga stimmten sofort ein.
    »Was soll das denn?«, fragte Schnabel irritiert, sah Plotek erstaunt an und ließ schließlich das Handy wieder in der Hosentasche verschwinden.
    Als die Reisenden jetzt ohne Mikrobegleitung selbstständig eine Strophe nach der anderen schmetterten, sagte Plotek nur: »Aufgabenbereich!« und »Reisebegleitung!«
    Schnabel schüttelte den Kopf und wunderte sich. Worüber, war Plotek egal.
    Am rotweißen Schlagbaum sammelte der tschechische Zöllner, wieder mit Schnauzbart, die Pässe ein. Schnabel saß hinter dem Lenkrad und rauchte in Rekordgeschwindigkeit zwei Zigaretten klein. Bei jedem Zug strich er zwanghaft über seinen Schnurrbart und schwitzte, dass sich wieder tellergroße Flecken auf seinem Hemd unter den Achseln abzeichneten – obgleich noch kein Zollbeamter auch nur einen Koffer sehen wollte.
    Der Zöllner kam zurück und brachte zwei weitere Kollegen, alle ebenfalls mit Schnauzbart, zur Verstärkung mit. Sie baten, freundlich aber bestimmt, Plotek und Schnabel auszusteigen und ihnen zu folgen. Unter dem verunsicherten Gemurmel im Bus und den neugierigen Blicken der Reisenden verschwanden alle fünf in einer Grenzbaracke. In der wurde Schnabel dann in seiner Annahme doppelt bestätigt. Erstens merkte er, was da nicht stimmte, und zweitens sah er, dass sich Silke Klein tatsächlich verändert hatte.
    »Sie sind festgenommen«, sagten die zwei Ledermäntel, die jetzt neben Eva Petrov standen.
    »Was? Warum das denn?« Schnabel ließ den Blick nervös zwischen den Ledermänteln, Eva Petrov und Plotek hin und her wandern.
    »Mordverdacht an Eduard von Alten.«
    »Das ist doch Blödsinn!«
    Natürlich war das Blödsinn, das wussten nicht nur die Ledermäntel, auch Eva Petrov und natürlich Plotek. Es war aber momentan die einzige Möglichkeit, Schnabel dingfest zu machen. Nur damit war zu erreichen, dass der Bus ohne Schnabel weiterfahren konnte.
    »Das Spiel ist aus, Schnabel«, sagte Eva. »Und das dicke Ende kommt erst noch.«
    »Die Blinde!«, schrie Schnabel, als ob ihm jetzt die Schuppen von den Augen fielen. »Ich werd verrückt.«
    »Aber zuerst geht es ab in den tschechischen Knast.«
    Die Ledermäntel legten Schnabel Handschellen an und Eva Petrov nahm ihm das Handy ab. Sie reichte es Plotek.
    »Darf ich bitten, die Herren.«
    Schnabel wurde unter lautem Protest abgeführt. Dabei rief er neben viel Unverständlichem: »Ich will meinen Anwalt sprechen!« Und: »Das hat ein Nachspiel!«
    »Vor dem Nachspiel kommt aber noch der Höhepunkt«, sagte Eva zu Plotek. »Und das ist dein Part. Viel Glück!« Sie küsste ihn auf die Wange, wo sie einen roten Kussmund hinterließ.
    Plotek bestieg mit den Pässen den Bus. Er gab den Reisenden ihre Dokumente zurück und flüsterte Mascha »Alles klar!« zu. Die lächelte und küsste Plotek auf die andere Wange, wo sie einen zweiten roten Kussmund hinterließ. Dann klärte Plotek die Reisenden über das Busmikrofon darüber auf, dass Ferdinand Schnabel leider nicht mehr weiterfahren könne. Entsetzte Blicke bei Frau Klinkermann, Herrn Wilhelm und den anderen. Plotek, der die Verunsicherung genoss, wartete ein

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