Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schöne Bescherung

Schöne Bescherung

Titel: Schöne Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
rächen?«
    »Rache? Kann man so nennen. Ich wollte es ihm heimzahlen, diesem Schwein. Einen Denkzettel wollte ich ihm verpassen. Ich wollte ihm einheizen, ihn weich kochen.«
    Das ist ihm gelungen, dachte Plotek.
    »Töten wollte ich ihn nicht.«
    Das behaupten sie alle, dachte Plotek.
    »In der Sauna war dann die Gelegenheit. Niemand war zu sehen und der Drecksack lag alleine auf den Holzbrettern. Ich habe die Keile unter die Tür geschoben, dann den Stiel unter den Griff gespannt. Ich habe den Temperaturregulator auf 120 Grad hochgedreht. Irgendwie muss er was gemerkt haben. Dann hat er wohl Panik bekommen. Den Rest kennen Sie ja.«
    »Warum sind Sie damals eigentlich nicht mitgefahren, mit Magda nach Karlsbad?«
    »Ich wollte. Aber der Tod kam mir wieder mal dazwischen. Zwei Beerdigungen in einer Woche, konnte ich nicht ausfallen lassen.«
    Tragisch, dachte Plotek, der Tod ist tragisch und in seinem Angesicht wird alles andere lächerlich.
    »Ich wollte das nicht, das müssen Sie mir glauben.«
    Völlig unerheblich, ob ich das glaube oder nicht, dachte Plotek. »Entscheidend ist, ob die Staatsanwaltschaft das glaubt«, sagte er. »Aber die hat keinen blassen Schimmer. Und wenn es nach mir geht, bleibt das auch so.«
    Stremmel guckte, als ob Plotek jetzt die Staatsanwaltschaft wäre. »Ich wollte ihn nicht umbringen.«
    »Aber jetzt wollen Sie sich selbst umbringen.«
    »Sie wissen doch alles!«
    »Ich weiß auch, dass Sie sich das noch mal überlegen sollten.«
    »Ich habe es mir überlegt, gut überlegt.«
    »Denken Sie an Magda. Denken Sie an mich.«
    »An Sie?«
    »Ja, ich brauche Sie, Stremmel. Ohne Sie gibt es noch mehr Tote.«
    »Mit mir auch.«
    »So gesehen ja. Aber das ist Ihr Bier.«
    Plotek nahm einen Schluck Becherovka.
    »Aber was ist ein toter Stremmel gegen einen Bus voller Leichen?«
    Das schien Stremmel auf der Balustrade zu überfordern. Er guckte, als ob er nichts kapierte. Erklärte Plotek es ihm eben.
    »Sie haben doch einen Zweier-Führerschein?«
    Nicken von Stremmel und noch immer von Verständnis keine Spur.
    »Ich nicht.«
    Schulterzucken von Stremmel.
    »Aber wenn man einen Omnibus fährt, sollte man wissen, wie es geht, oder?«
    Wieder Nicken von Stremmel.
    »Ich weiß es nicht. Sie schon.«
    »Fahren Sie eben keinen Bus.«
    »Richtig, dafür Sie!«
    »Ich?«
    »Ja, irgendjemand muss den Luxusbus mit der Reisegruppe doch wieder zurück nach München fahren.«
    »Ferdinand Schnabel.«
    »Schlecht möglich, der tschechische Knast ist keine Autobahn.«
    »Was?«
    »Ferdinand Schnabel wird morgen früh auf der Fahrt kurz vor der Grenze verhaftet.«
    »Warum das denn?«
    »Gründe gibt es genug. Um die alle aufzuzählen, würde die Zeit nicht reichen. Sie müssten ins Dunkle springen – und das wollen wir ja nicht, oder?« Das war jetzt wieder PLOTEKSCHER Zynismus. »Nur so viel: Schmuggel.«
    »Und Sie sollen dann mit dem Bus weiterfahren?«, fragte Stremmel.
    »Richtig.«
    »Aber haben keinen blassen Schimmer, wie das geht?«
    Stimmt zwar so nicht ganz, dachte Plotek, sagte aber trotzdem: »Genau.«
    »Und deshalb dachten Sie, dass ich . . .?«
    »Genau. Aber manchmal reicht das Denken eben nicht. Manchmal ist Handeln angesagt.«
    Plotek stand auf.
    »Also, steigen Sie jetzt endlich runter von dem Geländer. Möglichkeiten, sich umzubringen, gibt es noch genug. Möglichkeiten, einen Luxusbus heil nach München zurückzufahren, nicht.«
    Das schien auch Stremmel plötzlich einzuleuchten. Umständlich stieg er von der Balustrade.
    »U-u-und wie k-k-komme ich jetzt wieder ins T-t-tal?«
    Gute Frage, dachte Plotek, und: Entweder ist der jetzt schlagartig wieder nüchtern geworden oder er hat die ganze Zeit gestottert und ich habe es nur nicht gemerkt.
    » H-h-hucke-p-p-pack.«
    Unmöglich, dachte Plotek und schüttelte vehement den Kopf.
    »Sie haben die W-w-w-ahl«, sagte Stremmel süffisant. »Sie t-tragen mich auf dem B-b-buckel nach unten und ich fahre den blöden B-b-bus – oder Sie fahren den B-b-b-bus und ich springe ins T-t-t-tal.«
    Das ist keine Wahl, das ist E-e-e-erpressung, dachte Plotek, nahm Stremmel auf den Rücken und ging los.

20
    »Wer ist da?«
    »Ich, Plotek.«
    Eva öffnete die Tür. Plotek erschrak. Sie stand nackt, mit nassen Haaren und nur mit einem großen, weißen Handtuch vor dem Körper vor ihm.
    »Komm rein und setz dich, ich bin gleich fertig.«
    Eva ging zurück ins Bad. Plotek ins Zimmer. Er hörte den Fön. Er setzte sich nicht. Er dachte, entweder warten

Weitere Kostenlose Bücher