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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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und dann mit vielen Worten Eva umständlich und behutsam erklären, was er vorhatte – auch auf die Gefahr hin, dass sie schlussendlich doch nicht einwilligte. Oder nicht warten und gar nichts sagen – handeln. In Anbetracht seiner Diskussionsschwäche blieb Plotek eigentlich keine Wahl. Er öffnete ihren Koffer, nahm die schwarze Perücke heraus und steckte sie in die Innentasche seiner Jacke. Dann nahm er die Sonnenbrille und die gelbe Armbinde mit den drei schwarzen Punkten drauf. Zuletzt nahm er den Pass von Silke Klein an sich. Während im Bad noch immer der Fön brummte, ließ Plotek die Zimmertür leise ins Schloss fallen.
    Er ging zurück in sein Zimmer, nahm das Telefon und wählte. Am anderen Ende klingelte es. Geh schon ran, dachte Plotek, geh ran, wenn . . .
    »Ja?«, kam eine verschlafene Stimme aus dem Hörer.
    »Wir treffen uns in einer halben Stunde am Dorotheen-Altan.«
    Ohne nähere Erklärung legte er auf und fuhr mit dem Aufzug ins Erdgeschoss. Er ging an der Rezeption vorbei und sah Vaclav, unbeweglich wie eine Statue, Plotek den Rücken zugewandt, an der Eingangstür stehen und auf die Hotelzufahrt hinausblicken. Plotek blieb bei den schweren Ledersesseln stehen, beobachtete den Portier und dachte: Wann schläft dieser Mann eigentlich? Immer wenn ich an der Rezeption vorbeikomme, steht Vaclav schon an der Eingangstür. Tagsüber und auch nachts. Vielleicht schläft er im Stehen, heimlich wenn niemand guckt. Oder gar nicht. Oder es ist wie bei Hase und Igel. Vielleicht hat er ein, zwei Doppelgänger. Alle im gleichen Alter, gleiche Statur, gleiches Aussehen. Und mit hängendem linken Augenlid. Vielleicht soll der Anblick des immer selben Türstehers schon bei Eintritt ins Hotel Vertrautheit schaffen. Vielleicht ist das die Philosophie des Direktors, dachte Plotek. Der Direktor! Bisher hatte Plotek ihn noch nicht gesehen. Selbst bei der Weihnachtsfeier hatte er sich nicht blicken lassen. Oder sich nicht zu erkennen gegeben. Komisch, dachte Plotek. Ein Hoteldirektor, der bei den für das Hotel offenbar wichtigen Feierlichkeiten durch Abwesenheit glänzt? Hat er kein Interesse am Hotelbetrieb? Oder andere und bessere Möglichkeiten, sich über Betriebsklima und Abläufe im Hotel zu informieren? Unauffälliger, diskreter. Der Türsteher – vielleicht ist Vaclav der direkte Draht in die Führungsetage. Der Direktor leitet das Grandhotel auf der Metaebene, während der Türsteher als sein verlängerter, unsichtbarer Arm an der Schleuse zum Luxus auf jeden und alles seinen kontrollierenden Blick wirft. Der Direktor, der durch den Türsteher, wenn auch mit hängendem Lid, alles sieht, ohne selbst in Erscheinung treten zu müssen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Plotek erschrak. Vaclav musste seine misstrauischen Blicke bemerkt haben. Er lächelte.
    »Wo ist der junge Kellner?«
    Der Türsteher zuckte mit den Schultern.
    »Entschuldigen Sie, aber wenden Sie sich doch bitte an die Rezeption.«
    »Sie wissen es bestimmt besser.«
    Der Karl-Dall-Verschnitt grinste wieder.
    Plotek steckte ihm 100 Kronen zu.
    »Krank.«
    Komisch, dachte Plotek, dass er sofort wusste, wen ich meinte.
    »Krank?«
    »Im Krankenhaus.«
    »Was hat er?«
    »Gehirnerschütterung, Prellungen und einen gebrochenen Arm.«
    »Wie ist das passiert?«, fragte Plotek, und noch ehe Vaclav was sagen konnte, setzte er nach: »Lassen Sie mich raten.« Plotek tat so, als ob er nachdenken würde. »Gestolpert? Nachts, auf schneebedeckten Stufen, an der Pestsäule?«
    Vaclav lächelte wieder.
    »Sie sind ein Hellseher. Stimmt – ungefähr. Nur nicht an der Pestsäule, sondern auf der Petershöhe.«
    »Was macht der Kellner nachts auf der Petershöhe?«
    »Fragen Sie ihn.«
    »Ich frage Sie.«
    »Sie sind doch der Hellseher.«
    »Stimmt«, sagte Plotek. »Wenn Sie so wollen, sehe ich Dinge, die andere nicht mal für möglich halten.«
    Wieder lächelte der Türsteher. Plotek kam sich vor, als hätte Vaclav ihn bei einer Lüge ertappt.
    »Ich sehe einen Mann in mausgrauer Uniform, der versucht, etwas zu verbergen. Ein Mann, der mehr weiß, als er sagt. Und noch einen Mann, der daneben steht und denkt: Mir doch egal.«
    »Kann sein.«
    Vaclav kniff die Augen zusammen, so dass sein linkes hängendes jetzt ganz geschlossen war.
    »Sehen Sie auch einen Mann, der mit dem Feuer spielt?«, fragte er. »Und dabei glaubt, er löscht den Brand? Dabei scheint er vergessen zu haben, dass Feuer nicht durch Pusten ausgeht. Auch wenn man hofft, einen langen Atem

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