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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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ich uns eine schöne Tasse Tee. Hast du den ersten Zug genommen?« Instinktiv wählte ich den gleichen beruhigenden Tonfall, den ich auf Olli anwandte, wenn er kurz vor einem Tobsuchtsanfall stand.
    »Nein, das Flugzeug. Gestern Abend. Ich bin die ganze Nacht rumgelaufen. Ziemlich kleine Stadt, nicht wahr? Ich habe darauf gewartet, von dir zu hören. Ich dachte, du würdest mich anrufen. Ich wollte einfach da sein, du weißt schon, nur für den Fall ...«
    »Für welchen Fall?« Ich war gerade mit dem Befülllen des Wasserkochers beschäftigt, und eiskaltes Wasser strömte über meine Hand, als ich mich umdrehte, um ihn anzusehen.
    »Nun ja, nur für den Fall ... dass du alleine bist, oder so.Du weißt schon, nach dem, was ich über Lou und Tom gesagt habe ...«
    Ich hielt einen Moment lang inne. »Das war sehr nett von dir. Du dachtest also, ich würde Tom rauswerfen? Einfach so?«
    »Es wäre ja möglich. Ich hätte es getan.« Nun klang er ein bisschen streitlustig und schaute mir zum ersten Mal in die Augen. Ich hingegen sah nichts als beschlagene trübe Brillengläser. Es zwar ziemlich schwer einzuschätzen, was in seinem Kopf vor sich ging, wenn man nicht einmal sein Gesicht richtig erkennen konnte. Also griff ich auf etwas zurück, das jede Situation rettete: »Frühstück?«
    »Ja, gerne. Ich bin kurz vorm Verhungern. Hast du Croissants?«
    »Äh, nein. Tut mir leid. Toast?« Für einen Ausflug zum Bäcker hatte ich heute einfach keine Kraft. So gut die kleinen Flirts mit Fabrice meinem Ego auch taten, heute stand definitiv keiner auf der Tagesordnung.
    »Ach, ich hatte angenommen, dass du dir die nicht entgehen lässt. Aber Toast is' prima«, beteuerte Pete und lächelte mich treuherzig an. Nicht mal die fehlenden Backwaren konnten seine Liebe für mich schmälern.
    »Es ist wirklich schön, dich zu sehen, Pete ...«, fing ich an. Ich wollte es ihm schonend beibringen, aber wie sollte ich das bloß anstellen? Er schien jeden kleinsten Hinweis als Ermunterung zu interpretieren.
    »Wirklich? Du freust dich, mich zu sehen?« Prompt stürzte er sich auf diese banale Floskel wie ein Verhungernder auf einen Mars-Riegel. Es war schrecklich, ihn so zu sehen.
    »Natürlich. Die Kinder mögen dich gern. Und du bist ein sehr guter Freund. Ein wahrer Freund«, fuhr ich fort. Wenn ich das Wort »Freund« noch mehr betonte, würde es vermutlich demnächst in Neonbuchstaben über uns aufleuchten. Nicht Geliebter. Freund und nichts weiter. »Gibt es etwas Spezielles, worüber du mit mir reden wolltest?«
    »Ich wollte dich trösten ... eben wegen Louise und Tom«, sagte er und ließ mich dabei nicht aus den Augen. Ich versuchte, beim Gedanken daran nicht allzu laut mit den Zähnen zu knirschen.
    »Ja, darüber habe ich eine Menge nachgedacht. Die Sache ist die ... versteh mich nicht falsch, Pete, aber hast du irgendwelche Beweise? Irgendeinen Beleg, dass sie wirklich zusammen waren? Ich meine, ich weiß, dass Tom für sein Leben gern flirtet, aber das ist noch kein Schwerverbrechen.« Ich fügte nicht hinzu, dass ich mir schon sehr detailliert ausgemalt hatte, es als solches zu behandeln, indem ich Tom einen Kopf kürzer machte. Ich hätte sagen können, dass ich mich auch nicht gerade wie die heilige Jungfrau Maria verhalten hatte, doch das gehörte nicht hierher.
    »Ein Verbrechen ist es aber schon, wenn er mit dir verheiratet ist«, widersprach Pete und ballte die Hände zu Fäusten. »Warum sollte er da mit jemand anderem flirten wollen?«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung, Pete. Aber Männer sind diesbezüglich ein bisschen komisch.«
    »Ich nicht«, versicherte er mit Nachdruck. Nein, das konnte ich sehen, aber dafür war er in anderer Hinsicht ziemlich komisch. Noch dazu in recht beunruhigender Hinsicht. »Nein, ich habe keine Beweise«, fügte er bitter hinzu. »Aber dafür habe ich etwas anderes, das dich sicherfreuen wird. Bitte schön!« Triumphierend warf er etwas auf den Küchentisch. Es handelte sich um eine kleine Kassette.
    »Oh, eine Kassette«, sagte ich freundlich und fragte mich im Stillen, wie verrückt Pete tatsächlich war.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Offensichtlich wartete er auf Lob, doch ich wusste beim besten Willen nicht, wofür.
    »Erkennst du das wieder?«, fragte er schließlich.
    »Na, es ist ein Band«, antwortete ich und versuchte so neutral wie möglich zu klingen. Dann fiel der Groschen. »Ach, ist es das Band? Das Jane Champion-›Flittchen‹-Band?«
    Pete nickte und grinste

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