Schokolade des Schreckens
Die Schokoladen-Explosion
„Scheußlich! Schauderhaft! Gräßlich!“ schmatzte Dominik und fischte eine neue Tafel Schokolade aus dem Regal. Er wickelte sie blitzschnell aus und biß ein großes Eck ab. „Scheußlich! Schauderhaft! Gräßlich!“ grunzte er wieder und machte sich über den nächsten Schokoriegel her.
„Schmecken sie dir wirklich nicht?“ fragte die freundliche Verkäuferin besorgt. „Du hast gerade die feinste Schweizer Schokolade probiert, die ich in meinem Laden führe!“
„Keine Bange“, beruhigte sie Lieselotte und riß eine Bonbontüte auf. „Scheußlich, schauderhaft und gräßlich sind die höchsten Komplimente, die Dominik machen kann!“
Sie befreite drei Bonbons vom Einwickelpapier und steckte sie schlürfend in den Mund. „Die finde ich einfach gräßlich!“ stellte sie mampfend fest.
Die blondgelockte Verkäuferin lächelte und freute sich über das Kompliment.
„Und wenn Lilo ,gräßlich’ sagt, dann heißt das, die Bonbons sind eine Katastrophe!“ mischte sich Axel ein.
Schlagartig war das Lächeln aus dem Gesicht der jungen Frau verschwunden. Stirnrunzelnd betrachtete sie den Jungen, der gerade Gummischlangen aus einem hohen Glas fischte, einzeln ableckte und zurücklegte.
Obwohl die vier Knickerbocker für das totale Chaos sorgten, bewahrte die Verkäuferin dennoch Ruhe. Erst als ihr Poppi einen Gummifrosch auf die Brille klebte, meinte sie: „Kinder, ich möchte euch bitten zu gehen.
Doch vorher müßt ihr die Süßigkeiten bezahlen, die ihr genommen habt!“ Obwohl sie innerlich bestimmt kurz vor dem Explodieren war, blieb die Stimme der Verkäuferin weiterhin freundlich.
Dominik fischte noch schnell eine blau-grün gestreifte Schokotafel aus einem gerade geöffneten Karton und ließ sie hastig in seiner Tasche verschwinden. Sein Blick fiel dabei auf den Aufdruck der Schachtel. KATZLERSCHOKOLADE stand in dicken, blau-grünen Buchstaben darauf. Irgend jemand hatte die Knickerbocker-Bande doch gebeten, einen Karton KATZLER-SCHOKOLADE mitzunehmen. Wer war das nur gewesen? Dominik beschloß, später darüber nachzudenken, schnappte die Schachtel und trat an die Kasse. Sehr gesittet und artig sagte er zur Verkäuferin: „So, jetzt können wir es Ihnen verraten...“ doch weiter kam er nicht. Die Ladentür wurde so heftig aufgerissen, daß die altmodische Ladenglocke mit einem lauten Kling und Klirr ihren Geist aufgab und zu Boden fiel.
Eine seltsame Erscheinung stürmte in den Bonbon-Laden. Ein gelber Wuschelkopf, eine lange Gurkennase und ein merkwürdig verzogener Riesenmund waren die besonderen Kennzeichen der Maske, die der Unbekannte über den Kopf gestülpt hatte. Dazu trug er ein schwarz-weiß kariertes Hemd und eine schwarze Hose.
Der maskierte Kunde schnappte den Schokoladen-Karton aus Dominiks Hand und schleuderte einen 100-Frankenschein auf das Verkaufspult. Mit großen Schritten wollte er wieder auf die Straße, doch ein Mann mit Sonnenbrille und einem langen, blauen Mantel verstellte ihm den Weg. Blitzschnell zog er eine Pistole hervor und richtete sie auf den gelben Wuschelkopf.
Poppi und die übrigen Knickerbocker zuckten erschrocken zusammen. Entsetzt wichen sie zur Seite und preßten sich gegen die Regale.
„Hinaus! Bitte hinaus!“ stammelte die Verkäuferin. „Hier sind Kinder! Was tun Sie da?“
Der Mann im blauen Mantel deutete mit der Pistole auf den Schokoladen-Karton. Als der Maskierte ihn nicht sofort aushändigte, feuerte der Ganove einen Schuß direkt vor die Füße des Wuschelkopfes.
Poppi schrie laut auf und blickte in der nächsten Sekunde direkt in den Pistolenlauf.
„Nein, nicht! Sind Sie wahnsinnig? Geben Sie den Revolver von Poppi weg!“ brüllte Lilo.
Im Zeitlupentempo reichte der Mann mit der Maske dem anderen die Schachtel. Dieser griff danach, drehte sich auf dem Absatz um und stolperte zur Tür hinaus.
Der Unbekannte mit der Maske sprang ihm sofort mit einem kräftigen Satz nach und packte ihn von hinten am Hals. In einem hohen Bogen flogen die Pistole und der Schokoladen-Karton durch die Luft und landeten auf der Straße. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte. Die vier Knickerbocker und die Verkäuferin warfen sich auf den Boden und versuchten, ihre Köpfe mit den Armen zu schützen. Auf der Straße mußte eine Bombe in die Luft gegangen sein. Einige Sekunden verstrichen, in denen absolute Stille rund um den Bonbon-Laden herrschte. Axel wagte als erster einen zaghaften Blick durch die offene Ladentür
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