Schreckensgalerie (Patricia Vanhelsing, die Jägerin der Nacht) (German Edition)
Sie hier hergekommen sind, um an meiner Motivwahl etwas auszusetzen", erwiderte Brennan kalt. "Über derartige Fragen setze ich mich nämlich ausschließlich mit Personen auseinander, die auf diesem Gebiet zumindest ein Minimum an Sachverstand besitzen."
"Mr. Waters war kurze Zeit nachdem er das Gemälde erwarb, tot. Und nach Aussage eines - vielleicht hysterischen -
Hausmädchens saß eine Dämonenkreatur auf seiner Brust. Genau jene Kreatur, die zuvor auf dem Bild zu sehen gewesen war."
Die Tatsache, daß Mrs. Waters die treibende Kraft dabei gewesen war, diese Story aufzugreifen, erwähnte ich nicht.
Ebensowenig, daß sie die Kreatur gesehen hatte, die ihren Angaben zufolge Ray Waters ermordet hatte. Ich wollte Allan Brennan nicht in die Enge treiben, sonst lief ich Gefahr, daß er dieses Gespräch einfach beendete und wir nie wieder die Chance bekamen, diesen Fall mit ihm zu besprechen.
Und ich spürte, daß ich genau hier, in diesem Haus, an einem Ort war, an dem zweifellos übersinnliche Kräfte aktiv waren.
Vielleicht ist Brennan parapsychisch begabt! ging es mir durch den Kopf.
Das Gesicht des Malers zeigte einen erschrockenen Ausdruck.
Fast so, als hätte er meinen Gedanken lesen können!
dachte ich schaudernd.
Vielleicht kann er es!
Der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Brennan trat einen Schritt näher, blieb dann stehen und musterte mich auf eine Art und Weise, die mir unangenehm war. Ich spürte wieder jenes charakteristische, leichte Pochen hinter meinen Schläfen...
Ja, so muß es sein!
Ein verkrampftes Lächeln erschien auf Brennans Gesicht.
"Eine eigenartige Geschichte, die Sie mir da erzählen..."
"Eigenartige Geschichten sind mein Spezialgebiet" erwiderte ich.
"Was Sie nicht sagen. Sie scheinen eine interessante Frau zu sein, Miss Vanhelsing. Jedenfalls interessanter als die hohlen Langeweiler, die mir in letzter Zeit, seit ich auf dem Kunstmarkt einige Erfolge hatte, das Haus einzurennen versuchen..."
Er trat auf mich zu, blickte abschätzig auf mich herab und ich hatte im selben Moment das Gefühl, daß etwas in mein Bewußtsein einzudringen versuchte. Es war nicht mehr, als ein ganz kurzer, fast zaghafter Versuch, gegen den ich mich reflexartig abzuschirmen versuchte.
Er nahm meine Hand, aber ich zog sie sofort zurück.
"Ich würde mich gerne ein anderes Mal weiter mit Ihnen über Kunst unterhalten", wisperte er. Sein Blick bekam eine geradezu unangenehme Intensität. "Im Moment wüßte ich allerdings nicht, wie ich Ihnen bei dieser Mordsache weiterhelfen sollte..."
"Vielleicht haben Sie eine Erklärung dafür, daß das Brennan-Original, das Waters sich angeschafft hatte, nach dem Mord buchstäblich leer war. Lediglich die Grundierung und Ihre Signatur waren noch zu sehen", mischte sich jetzt Tom in das Gespräch ein, der die ganze Situation mit sichtlichem Unbehagen betrachtete.
Brennan wandte sich zu ihm herum.
Im selben Moment erklang aus dem Nachbarraum ein dissonanter Akkord, den der uns bis dahin verborgen gebliebene Pianist zu einem genau abgestimmten Zeitpunkt gesetzt zu haben schien.
"Nein, tut mir leid, Mr. Hamilton. Dafür habe ich keine Erklärung..." Sein Blick war plötzlich nach innen gerichtet.
Toms Bemerkung hatte irgend etwas in ihm ausgelöst, auch wenn der Maler sich sichtlich darum bemühte, nichts von dieser Regung nach außen dringen zu lassen. Sein Gesicht wurde maskenhaft. "Wenn Sie mich jetzt allerdings bitte entschuldigen würden. Ich muß wieder an die Arbeit..."
"Da wäre noch eine eher private Angelegenheit, Mr.
Brennan...", erklärte ich.
"Kommen Sie bitte ein anderes Mal wieder!"
Seine Hand wanderte hinauf zur Schläfe. Ein gequälter Gesichtsausdruck zeichnete dann seine Züge. Was ist es, das ihn so mitnimmt? Ist seine Gabe ebenso ausgeprägt wie die meine? Sind es am Ende gar meine übersinnliche Kräfte, die ihn derartig leiden lassen?
Ich hatte keine Antworten auf diese Fragen.
Brennan hatte sich bereits zur Tür hin umgewandt, als ich sagte: "Sie stellen auf Ihren Bildern vorrangig Dämonen und andere Kreaturen des Schreckens dar..."
"Ich sagte schon, daß ich darüber mit Ihnen nicht diskutieren werde!"
"...aber es gibt eine Ausnahme. Sie hängt in der Galerie Sounders & McInnerty. Das Bild stellt einen jungen Mann mit langem blonden Haar und geflickter Jeans dar. Die Art und Weise, wie Sie ihn auf die Leinwand gebannt haben ist beinahe fotorealistisch zu nennen. Ich frage mich, ob Sie eine Vorlage hatten. Ein Foto, ein
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