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066 - Die Saat des Parasiten

066 - Die Saat des Parasiten

Titel: 066 - Die Saat des Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Charles Hopkins galt als ausgesprochen neugieriger Mann. Er haßte nichts mehr als rätselhafte Vorgänge und verschlossene Menschen, aus deren Mienen man nichts von dem ablesen konnte, was sie gerade dachten.
    Hopkins stieg über die mit einem weinroten Spannteppich bedeckten Stufen der Treppe in die obersten Stockwerke der Pension im Hampstead. Niemand außer ihm schien auf den Beinen zu sein. Es war tiefe Nacht in London.
    Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. Draußen ballten sich schwarze Wolken zu einem heftigen Juligewitter zusammen.
    Hopkins hatte außer seiner Wißbegierde noch eine zweite große Leidenschaft - seine Redseligkeit. Mr. Ives - der Besitzer der Pension - und dessen gesamte Familie sowie das Personal, das sich jeden Tag auf den Feierabend freuen konnte, wenn er seinen Dienst antrat, bescheinigten ihm immer wieder eine geradezu südländische Geschwätzigkeit. Vielleicht lag das an seinem Job. Er hatte ja so viel Muße und so wenig Gesprächspartner, seitdem er vor zehn Jahren den Autounfall gehabt hatte. Hopkins, der Nachtportier, hatte die zweite Etage erreicht. Aufmerksam blickte er sich um. Wurde er beobachtet? Nein, kein Mensch ließ sich sehen. Offenbar lagen alle Gäste schlafend in ihren Betten, wie man es um diese Zeit annehmen sollte. Er hatte absichtlich so lange gewartet. Trotz aller Neugierde wäre es ihm äußerst peinlich gewesen, falls ihn jemand bei seinem Vorhaben überrascht hätte. Hopkins - klein, stämmig und das linke Bein nachziehend - näherte sich der Tür auf der rechten Seite des durch die Notbeleuchtung schwach erhellten Korridors. Sie trug die Nummer 17.
    Erstes Donnergrollen wurde laut. Ein Blitz zerriß die Dunkelheit und tauchte den Flur für den Bruchteil einer Sekunde in geisterhaftes Licht.
    Hopkins war fünfzig. Damals, vor zehn Jahren, hatten ihn die Ärzte mit modernsten Methoden mühsam wieder zusammengeflickt. Sonst hätte er das Bein ganz verloren. Der Mann, der den Unfall verschuldet hatte, zahlte noch heute für seinen Fehler. Man hatte Hopkins eine Tätigkeit als Nachtportier vermittelt, weil er nicht mehr fahren und seinen Beruf als Handelsvertreter nie wieder ausüben konnte. Das hatte ihn verbittert. Seine Mißgunst gegenüber den Mitmenschen verdrängte er durch übertriebene Redelust und fortwährendes Schnüffeln, wie seine Frau das abwertend nannte. Wer war der Mann auf Nummer 17?
    Warum benahm er sich so merkwürdig? Hatte er ein Geheimnis? Bestimmt hat er etwas auf dem Kerbholz, dachte Hopkins. Die Erwartung, etwas Ungeheuerliches, Skandalöses aufzudecken, beflügelte ihn förmlich.
    Draußen brach das Gewitter nun mit voller Heftigkeit aus. Nach der Distanz zwischen den einzelnen Stößen und den Blitzen zu urteilen, mußte sich das Unwetter bald über der Pension befinden. Hopkins blieb vor der Tür stehen und lauschte. Es war nichts zu hören. Er bückte sich und guckte angestrengt durch das Schlüsselloch, konnte jedoch nichts ausmachen, weil es im Inneren des Zimmers stockdunkel war. Etwas enttäuscht richtete er sich wieder auf. Er hatte sich mehr versprochen, zumindest vage Bewegungen oder ein Selbstgespräch des Gastes.
    Dieser Mann war am späten Abend eingetroffen. Hopkins war fast erschrocken, denn der Gast war unvermittelt aufgetaucht. Kein Wagen, der vorgefahren war. Niemand, der seinen Koffer trug - nein, er war plötzlich dagewesen. Ohne Fahrzeug. Ohne Gepäck.
    Cyrus St. John lautete sein Name. So stand es jedenfalls in dem kanadischen Paß, den er am Pult der Rezeption vorgezeigt hatte. Hopkins war jedoch davon überzeugt, daß der Ausweis gefälscht sein mußte oder jemand anders gehörte. St. John sprach Englisch mit starkem Akzent. Woher kam er also wirklich?
    St. Johns Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. Maskenhaft, dachte Hopkins. Irgend etwas stimmt nicht mit ihm. Ich bin sozusagen verpflichtet, ihn zu überprüfen. Denn falls er ein Krimineller ist, muß ich Anzeige erstatten.
    Diese Erkenntnis veranlaßte ihn, den Hauptschlüssel aus der Hosentasche zu ziehen. Cyrus St. John hatte sich gleich nach seiner Ankunft auf sein Zimmer zurückgezogen. Er hatte nicht einmal um einen Imbiß oder eine Tasse Tee gebeten. Er hatte überhaupt nichts mehr von sich hören lassen.
    Ein Kugelblitz zerteilte den Vorhang der Nacht wie ein Schwert. Hagel schlug gegen die Fensterscheiben, die Mauern, das Dach des Gebäudes. Während der Donner polterte, steckte Hopkins den Bart des Hauptschlüssels in das Türloch. Er war

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